Vor der 4. Synodalversammlung: Dorothea Sattler

„Gute Aussichten für Frauen!“ - Delegierte zum Synodalen Weg

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Die vierte Synodalversammlung beginnt am 8. September in Frankfurt – mit großen Themen zur Beschlussfassung. Was erwarten, was hoffen, was befürchten Delegierte aus dem Bistum Münster? „Kirche-und-Leben.de“ hat acht von ihnen gefragt. Heute: Dorothea Sattler, Theologieprofessorin in Münster und Mit-Vorsitzende des Synodal-Forums "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche". 

Welche Rolle sollte die Dauerkrise in Köln bei den Beratungen in Frankfurt spielen?

Ich wünsche mir eine Synodalversammlung, in der die eigentliche Aufgabe der Kirche im Mittelpunkt steht: die Verkündigung des Evangeliums. Die für mich insbesondere wichtige Frage nach Diensten und Ämtern von Frauen in der römisch-katholischen Kirche stellt sich seit langem schon. Sie lässt sich ohne einen Bezug zu Krisen in einzelnen Diözesen auf der Grundlage solider theologischer Argumentation bedenken.

Bei der nächsten Synodalversammlung stehen wegweisende Beschlüsse etwa zum Zölibat, zu queerer Sexualität, womöglich zu einem dauerhaften Synodalen Rat an. Was sind bei diesen Themen Ihre Hoffnungen, was Ihre Sorgen?

Ich habe die Erwartung, dass über alle strittigen Themen mit hohem Ernst im Ergebnis offen gesprochen wird. Es zeichnen sich thematische Linien ab, die wohl auf Zustimmung bei sehr vielen Synodalen treffen werden - beispielsweise das Votum für eine freie Entscheidung zugunsten oder gegen die zölibatäre Lebensform im priesterlichen und bischöflichen Amt. Anerkannte verheiratete Priester gibt es ja bereits in der römisch-katholischen Kirche - etwa nach einer Konversion eines evangelischen Pfarrers oder in den mit Rom unierten Ostkirchen.

Im Blick auf Themenaspekte der Sexualethik haben die Texte des Forums eine aus meiner Sicht tragfähige Grundlage für einen Perspektivwechsel gelegt: weg von einer die Person nicht achtenden allgemeinen Norm und hin zu einer an Erfahrungen orientierten Gestaltung individueller Beziehungen.

Die Notwendigkeit einer Fortsetzung des Synodalen Wegs in veränderter Gestalt ist weithin unstrittig. Wie genau diese zu wünschende neue Form aussieht, ist umstritten. Viele melden sich diesbezüglich mit guten Gründen zu Wort. Ich erwarte ein grundsätzliches Ja zur Vorlage – mit der Bitte, den Weg zum Ziel zu präzisieren.

Was, wenn es bei diesen Themen zu mehrheitlichen Ablehnungen durch die Bischöfe käme?

Mir liegt gewiss besonders daran, dass der Grundtext des Forum III zum Thema „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ die nötigen Mehrheiten bekommt – also auch die Zweidrittelmehrheit der Bischöfe. Ich sehe dazu gute Aussichten gegeben. Der Text ist nicht fordernd geschrieben und urteilt nicht apodiktisch. Er lädt zum Nachdenken über Erkenntnisse der Theologie ein. Das Ziel ist es, an Argumente zu erinnern, die es für dringend notwendig erachten lassen, auf internationaler Ebene die Gespräche über die Thematik neu zu öffnen. Die bisher vorliegenden Lehrtexte finden in Teilen der Gemeinschaft der Glaubenden keine Rezeption. Der Grad der Verbindlichkeit der Dokumente ist umstritten. Gute bibeltheologische, historische und systematisch-theologische Gründe sprechen für die Teilhabe von Frauen an allen Diensten und Ämtern. Ich gehe davon aus, dass den Bischöfen in ihrem Verantwortungsbereich bewusst ist, welche Enttäuschung sie bewirken werden, wenn sie nicht einmal der Möglichkeit der Prüfung der Argumente zustimmen könnten. 

Was muss für Sie am Ende dieser vierten Synodalversammlung stehen?

Am Ende der 4. Synodalversammlung wünsche mir, ermutigt zu sein – bewegt durch das Erleben einer authentischen Suche nach dem rechten Weg der Römisch-katholischen Kirche in unserer Zeit.

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