Bischof von Münster verteidigt Synodalen Weg und will Neubewertung der Sexualmoral

Felix Genn: Kirche braucht "sehr bald" Veränderungen

  • Felix Genn verteidigt den Reformprozess Synodaler Weg als "unbedingt notwendig".
  • Es brauche eine Neubewertung der Sexualmoral, sagt der Bischof von Münster im großen Sommerinterview mit "Kirche-und-Leben.de".
  • Er kritisierte, wer über die Medien „sehr kritisch über andere“ spreche, habe „wenig von Synodalität verstanden“.

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Neubewertungen in der kirchlichen Sexualmoral mahnt Bischof Felix Genn an. Die Kirche müsse „qualifizierter über Sexualität sprechen“ und „weg von einer rigiden Sexualmoral“, sagt Genn im großen Sommerinterview mit „Kirche-und-Leben.de“. Hier müssten Erkenntnisse der modernen Forschung berücksichtigt werden.

Genn äußert sich mit Blick auf die vierte Synodalversammlung des Synodalen Wegs, die vom 8. bis 10. September in Frankfurt tagt. Den Reformprozess bewertet er als „unbedingt notwendig“. Es sei zu ergründen, was nötig sei, um Menschen auch in Zukunft von der „befreienden Botschaft Jesu Christi zu begeistern“.

Genn: Man kann nicht ernsthaft "Weiter so" sagen

Genn erinnert daran, dass der Synodale Weg die Konsequenz aus dem Skandal der sexualisierten Gewalt in der Kirche sei. Es gehe daher auch darum, „Strukturen und systemische Ursachen aufzubrechen“, die den Missbrauch begünstigt hätten.

Wer die vergangenen Jahrzehnte in den Blick nehme, könne nicht ernsthaft „Weiter so“ sagen, so der Bischof: „Welche Argumente könnte es dafür geben? Ich habe noch keins gehört.“ Die Kirche brauche Veränderungen „sehr bald“.

Auch Kirchenverantwortliche für Glaubenskrise verantwortlich

Für die bisweilen diagnostizierte „Glaubenskrise“ seien auch „kirchliche Verantwortungsträger verantwortlich“, die doch eigentlich „überzeugende, authentische, vertrauenswürdige Verkünder“ der Botschaft sein sollten. Zugleich nimmt Genn die Seelsorgenden in allen Berufen in Schutz. Auch unter ihnen litten viele an der Kirche, es gebe Frust, Wut, Ärger und Verständnislosigkeit: „Sie werden in Mithaftung für Dinge genommen, die sie nicht zu verantworten haben.“

Für den Fortgang des Synodalen Wegs mahnt Genn an, die „Kraft des Arguments“ müsse zählen. Das gelte auch für die Positionen jener Menschen, die nicht der eigenen Ansicht seien: „Bin ich bereit und in der Lage, mich selbst und meine Überzeugungen, die vielleicht doch nur auf scheinbaren Selbstverständlichkeiten beruhen, zu hinterfragen?“

Ohne Namen zu nennen, kritisiert der Bischof, wer nicht direkt kommuniziere, sondern über die Medien „sehr kritisch über andere“ spreche, habe „wenig von Synodalität verstanden“. Jüngste mediale Auseinandersetzungen hätten „keinen konstruktiven Beitrag“ zu einem guten synodalen Miteinander geleistet.

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