„Nur ein schwarzer Balken auf Instagram reicht nicht“: Rassismus als Thema im Gottesdienst

Katholische Hochschulgemeinde Münster gedenkt George Floyds

An den durch rassistische Polizeigewalt gestorbenen US-Amerikaner George Floyd hat die Katholische Hochschulgemeinde Münster in ihrem Gottesdienst am Sonntag erinnert. Pastoralreferentin Hanna Liffers mahnte zu Respekt und Vielfalt auch in der Kirche.

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Die Katholische Hochschulgemeinde Münster hat ihren Sonntagsgottesdienst aus dem aktuellem Anlass unter das Thema „Aufstehen und Einstehen“ gestellt. Rassismus, Diskriminierung und Polizeigewalt sei für viele Menschen Teil ihres Alltags. „Oft ist es für uns, die wir hier in Deutschland größtenteils sehr privilegiert leben können, die wir als weiße Menschen wenig von Rassismus erfahren, schwer, daran anknüpfen zu können“, sagte Hanna Liffers, Pastoralreferentin in der Katholischen Hochschulgemeinde Münster während des digitalen Gottesdienstes aus der Petri-Kirche in Münster.

Pfingsten habe vor Augen geführt, wie trotz unterschiedlicher Sprachen Verständigung gelingen kann: „Pluralität, Diversität, das ist ein Geschenk, das ist wertvoll. Das feiern wir ja auch immer wieder in der Kirche.“ Trotzdem sei diese Einigung ein Prozess, der solidarischen Handeln zutiefst erfordert: „Sich bewusst machen, dass es auf mein Handeln ankommt. Wo fördere ich mit meinem Denken und Verhalten und Sprache rassistische Ungerechtigkeiten?“

 

Liffers: Wo braucht es meinen Mut?

 

Sicherlich sei dabei eine Schwierigkeit, dass viele es gut meinten, aber in ihrer Blase lebten: „Es reicht nicht, einen Tag schwarze Balken bei Instagram zu tragen, sondern wir müssen aus unserer Komfortzone heraus: Hinhören, Hinsehen, sich sensibilisieren lassen.“

Es gebe viele Podcasts und Blogs von ,People of Colour‘, von denen wir lernen könnten, stellte Liffers fest. „Wir können uns solidarisch mit unserer Stimme anbieten“. Es komme aber darauf an, Raum zu geben für die Menschen, die betroffen sind: „Raus gehen und zu schauen, wo braucht es mein Handeln, wo braucht es meinen Mut?“

 

Minh-Tâm Tran: Thema muss im Kopf bleiben

 

Minh-Tâm Tran, Bundesfreiwilligendienstler an der KSHG und Mitgestalter des Gottesdienstes, forderte zum Handeln auf: „Mich haben die Ereignisse in Amerika sprachlos gemacht, doch wir können Gott danken, dass es Menschen gibt, die sich solidarisch mit der Welt zeigen, um ihre Sehnsucht nach Frieden deutlich zu machen.“ Es brauche aktives Handeln, „dass dieses Thema immer in unseren Köpfen, in unseren Herzen und in unserem Handeln bleibt.“

Barbara Brockmann, Referentin für Politik und Gesellschaft an der KSHG Münster, wurde in einem Statement dem digitalen Gottesdienst zugeschaltet: „I cant breathe“ - diesen Satz können wir so schnell nicht vergessen. Diesen Satz sagte George Floyd, als er von Polizisten Minuten lang auf den Boden gepresst wurde.“ Polizeigewalt gegen ,People of Colour‘ seien in den USA systemisch: „Unter den Protestierenden fällt die Erschöpfung auf, man kann die ewige Widerkehr von Gewalt nicht ertragen“, hat Barbara Brockmann beobachtet. „Amerika ist auch und vor allem geschwächt durch politische Führungslosigkeit, durch einen Präsidenten, der nicht versöhnen will.“

Der Gottesdienst ist auf dem YouTube-Kanal der KSHG zu sehen:
www.youtube.com/watch

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