Vechtaer ins Bundespräsidium der deutschen Malteser gewählt

Ludger Ellert – vom Malteser-Rettungswagen an die Bundesspitze

  • Ludger Ellert aus Vechta ist ins Bundespräsidium der deutschen Malteser gewählt worden.
  • 69-Jähriger ist Vorsitzender des Diözesanverbands Oldenburg.
  • Er hat vor mehr als 50 Jahren als Ehrenamtlicher auf dem Rettungswagen angefangen.

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Überraschter Blick über die Schulter: Mit ernstem Gesicht und in zügigem Schritt schiebt Ludger Ellert eine Fahrtrage durch die Eingangshalle des Marienhospitals Vechta. In der roten Rettungsdienstkleidung der Malteser. Für einen Gruß bleibt keine Zeit. Wieso ist der ehemalige Vorstandssprecher der Volksbank Vechta hier so unterwegs?

Monate später klärt es sich auf. Ludger Ellert wollte an die Basis. Der Vorsitzende der Malteser im Oldenburger Land wollte ganz unmittelbar erleben, wo und wie der Verband heute aktiv ist.  Auch im Rettungsdienst. Als ihm Sanitäter anboten, dort einen Tag mitzufahren, sagte er zu. „Wir hatten aber nur Krankentransporte“, berichtet er. „Rettungseinsätze gab es nicht.“

 

Als Azubi im Rettungswagen

 

Es war auch ein Schritt in die Vergangenheit, in die Jugend von Ludger Ellert. Denn schon als Auszubildender bei der Bank gehörte seine Freizeit den Maltesern. Nachmittags wartete er auf deren Station in Vechta, ob es nicht was zu tun gab. Und wenn es Rettungseinsätze waren. In einem kleinen VW-Bus.

Immer zu zweit und immer mit Erste-Hilfe-Ausbildung waren die Malteser da unterwegs. Damals nicht die Regel, sagt der 69-Jährige. Als auch Taxifahrer noch Krankentransporte machen. Dass daraus ein hoch professionelle Angelegenheit und der Lehrberuf Rettungssanitäter wurde, war nicht abzusehen.

 

Bis es die Profis machen müssen

 

Ein Tag auf dem Rettungswagen: Ludger Ellert (rechts) kehrte damit an die Anfänge seiner ehrenamtlichen Arbeit bei den Maltesern zurück. | Foto: MHD
Ein Tag auf dem Rettungswagen: Ludger Ellert (rechts) kehrte damit an die Anfänge seiner ehrenamtlichen Arbeit bei den Maltesern zurück. | Foto: MHD

Heute blickt Ellert zufrieden zurück. „Eine unserer großen Leistungen als Malteser: Das Ehrenamt hat Ideen und bringt was auf den Weg. Das wird dann so gut wird, dass es Profis machen müssen.“ Wie den Rettungsdienst.

Dem Einsatz für die gut 2.000 aktiven Ehrenamtlichen bei den oldenburgischen Malteser hat sich Ellert verschrieben, seit er vor zwei Jahren Vorsitzender des regionalen Verbandes wurde. Vor allem junge Menschen möchte er für die Malteser gewinnen.

 

Spannende Hilfe im „Blaulicht-Bereich“

 

Wie? Anziehend könnte die Arbeit im „Blaulicht-Bereich“ sein, wie Ellert das nennt. Im Sanitätsdienst an Schulen etwa. Wo sich Jugendliche nach 45 Unterrichtsstunden als Ersthelfer einsetzen können. Oder in der „Schnelleinsatzgruppe“. Die wird alarmiert, wenn bei Unfällen viele Verletzte zu versorgen sind und übernimmt dort Hilfsdienste. „Spannende Sache, und wichtig“, sagt Ellert.

Die Corona-Pandemie hat allem Ehrenamt und allen Gruppenstunden für Jugendliche zunächst einen Riegel vorgeschoben. Doch habe der Verband sich auch dann kreativ gezeigt, betont Ellert. Zum Beispiel einen „Telefon-Besuchsdienst“ eingerichtet.

 

Notruf nur um zu reden

 

Die Malteser haben klassische Kunden etwa beim Hausnotruf, ältere, allein lebende Menschen. Die Erfahrung dort: „Viele rufen nur an, um einfach mal zu reden“, berichtet Ellert. Ähnlich sei das beim Dienst „Essen auf Rädern“. Die Idee habe nahe gelegen, das aufzugreifen.

Geschulte Ehrenamtliche sollen sich künftig hier einsetzen, diese Kunden nach Absprache anrufen und einfach nur mit ihnen reden. „Corona war da die erste große Bewährungsprobe“, sagt Ellert.

 

Das Ehrenamt hat die Ideen

 

Besuchen und begleiten, eine wichtige Aufgabe für freiwillige Helfer in seinem Verband, findet Ellert. Bei seinen Rundreisen durch die Region hat ihm eine  Ortsgliederung von dem Versuch berichtet, einen „Besuchsdienst mit Hund“ bei alten Menschen einzurichten. Die ersten Erfahrungen seien positiv. „Wie immer“, sagt Ellert. „Das Ehrenamt hat die besten Ideen.“

Die Malteser im Oldenburger Land zählen 1.900 aktive Ehrenamtliche in 15 Ortsgliederungen. Im Vorjahr haben sie 15.000 Menschen in Erster Hilfe ausgebildet, 200 Schulsanitäter eingesetzt, 420 Menschen im Hospiz oder in ihrer Trauer begleitet, 450 in Notfällen als Krisenbegleitung. Sie unterhalten 15 Hilfs-Partnerschaften ins Ausland. | Franz Josef Scheeben

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