Katholische Frauenbewegung schreibt Brandbrief an Leiter der Kleruskongregation

"Maria 2.0" ruft Vatikan zu Umkehr und Reformen auf

  • Die kirchliche Frauenbewegung "Maria 2.0" ruft in einem Brandbrief an den Vatikan dazu auf, Machtstrukturen zu reformieren und so das Evangelium zu leben.
  • Frauen würden in der katholischen Kirche weiterhin herabgewürdigt und entmündigt.
  • Vertreterinnen übergaben den Brief an Bischof Georg Bätzing, den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, mit der Bitte um Weiterleitung nach Rom.

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Die kirchliche Frauenrechte-Bewegung "Maria 2.0" ruft den Vatikan dazu auf, umzukehren, Machtstrukturen zu reformieren, Frauen wie Männer gleich zu behandeln und so das Evangelium zu leben. So heißt es in einem Brief an den Präfekten der vatikanischen Kleruskongregation, Kardinal Beniamino Stella. Er hatte im Juli eine Instruktion veröffentlicht, die den Ausschluss von Laien aus der Leitung von Pfarreien wiederholt hatte. Vertreterinnen der Bewegung übergaben das Schreiben am Freitag an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, mit Bitte um Weiterleitung an den Vatikan. Die Wochenzeitung "Die Zeit" veröffentlichte den Brandbrief.

Demnach beklagt "Maria 2.0", seit vielen Jahren würden Frauen in der katholischen Kirche durch ein absolutistisches Machtverständnis entmutigt und in der Verlebendigung und Weitergabe des Glaubens behindert und geschwächt. Seit Papst Pius IX. (1792-1878) seien der Papst und die ihm folgenden Bischöfe "der Verführung der weltlichen Macht erlegen und jetzt selbst Gefangene ihrer falschen Götter". 

 

"Weltlicher Männerdominanz" in der Kirche

 

Die Gottesebenbildlich des Menschen gelte auch für Frauen. Die Kirche habe sich jedoch "in die irdische Tradition der Herabwürdigung und Entmündigung von Frauen gestellt" und sei insofern "nicht der Leib Christi". Während Jesus Frauen ihre Würde zurückgegeben habe, diene das Kirchenrecht der Ausübung von "weltlicher Männerdominanz".

In einer klerikalen Glaubenswelt herrsche eine Zweiklassengesellschaft: "Frauen haben keine Stimme, sie sind entmündigt". Kirchliche Männerbünde respektierten nicht die auch grundgesetzlich definierte gleiche Würde aller Menschen. "Die Träume der modernen Menschen von Toleranz und Offenheit werden von den klerikalen Kirchenherren nicht als Geist Gottes erkannt", heißt es in dem Schreiben. Stattdessen würden in der Kirche Menschen stigmatisiert und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.

 

"Trennt die Kirche nicht von Gott"

 

Nicht die Digitalisierung, wie Kardinal Stella behaupte, entferne die Menschen von der Kirche, sondern ihre Bildung und Mündigkeit, die von der klerikalen Kirche ignoriert würden. "Maria 2.0" ruft dazu auf: "Gebt der Amtskirche die Gestalt, die des Evangeliums würdig ist." Direkt an die Kleruskongregation gewandt, heißt es: "Reformiert eure Machtstrukturen, stellt euch nicht über das Evangelium, trennt die Kirche nicht von Gott durch Überheblichkeiten, Eitelkeiten und Machtgelüste."

Die Bewegung "Maria 2.0" war im Mai 2019 von einigen Frauen der Pfarrei Heilig Kreuz in Münster gegründet worden und hatte sich rasch zu einer über Deutschland hinausreichenden Bewegung entwickelt. Sie hatte Frauen zu einem bundesweiten Kirchenstreik aufgerufen und die Zulassung von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern gefordert. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschland (KFD) beteiligte sich an den Protesten.

Am Synodalen Weg, der sich unter anderem mit der Thematik befasst, hatte die Bewegung bewusst nicht teilnehmen wollen. Das Schreiben Kardinal Beniamino Stelle überreichten die Vertreterinnen am Rand eines der Regionentreffen des Synodalen Wegs in Frankfurt.

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