Demonstrationen gegen Abtreibung und aktive Sterbehilfe

"Marsch für das Leben" in Köln und Berlin mit Bischöfen - und Gegendemos

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Mehrere tausend Menschen demonstrieren in Berlin und erstmals auch in Köln bei einem "Marsch für das Leben" gegen Abtreibung und aktive Sterbehilfe - darunter auch einige Bischöfe. Doch es gibt auch Gegenveranstaltungen.

Erneut demonstrieren heute Menschen in Berlin und erstmals auch in Köln bei einem "Marsch für das Leben" gegen Abtreibung und aktive Sterbehilfe. Veranstalter ist der Bundesverband Lebensrecht (BVL), ein Zusammenschluss von 15 Organisationen. Nach dessen Angaben ist der jährliche Marsch die bundesweit größte Kundgebung für den Schutz des Lebens.

Dagegen gibt es ebenso Protestveranstaltungen, unter anderem von einem "Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung", dem Grüne, Linkspartei und die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen angehören. Sie fordern eine unbeschränkte Freigabe von Schwangerschaftsabbrüchen.

Polizei: 900 Demonstrierende, 400 bei Gegendemo in Berlin

An dem Aufzug in Berlin nahmen nach Polizeiangaben rund 900 Personen teil. An der Demonstration für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch beteiligten sich laut Polizei rund 400 Menschen. In Köln standen sich nach Polizeiangaben auf beiden Seiten jeweils mehrere Hundert Teilnehmer gegenüber.

In der Domstadt gab es gegen den Umzug der Lebensschützer sechs Gegendemonstrationen und Kundgebungen, zu denen unter anderem der Verein "Pro Choice" aufgerufen hatte. Nach Angaben der Polizei verliefen die Demo und die Gegenproteste bis zum Nachmittag ohne Zwischenfälle. Gestartet war die Demonstration auf dem Heumarkt, wo sich beide Seiten getrennt von der Polizei gegenüberstanden.

Weihbischof Schwaderlapp in Köln dabei

Beim Berliner Auftakt vor dem Brandenburger Tor begrüßte die BVL-Bundesvorsitzende Alexandra Maria Linder den Berliner Erzbischof Heiner Koch sowie Bischof Rudolf Voderholzer und Weihbischof Josef Graf, die aus Regensburg kamen. Unter den Teilnehmenden waren auch die Weihbischöfe Florian Wörner (Augsburg) und Matthias Heinrich (Berlin).

Bei der Kundgebung auf dem Kölner Heumarkt sprachen die Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL), Susanne Wenzel, und der Vorsitzende des Vereins "Ärzte für das Leben", Paul Cullen. Unter den Zuhörern war auch der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp. Der noch laufende Demonstrationszug ist durch etwa gleich viele Gegendemonstranten ins Stocken geraten.

Linder warf der Politik vor, sich für die steigenden Abtreibungszahlen nicht zu interessieren. Sie kritisierte, dass der Bundestag im vergangenen Jahr das sogenannte Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche, den Paragrafen 219 a im Strafgesetzbuch, aufgehoben hatte. Zusammen mit den rückläufigen Beratungsmöglichkeiten für Schwangere sei dies "frauenfeindlich", sagte die BVL-Bundesvorsitzende. Sie warnte auch vor Bestrebungen, Beihilfe zur Selbsttötung gesetzlich zu erlauben.

Warnungen aus dem Ausland

Der Direktor der Organisation "Schreeuw om Leven" (Schrei nach Leben), Arthur Alderliesten, sagte, in den Niederlanden spiele der gesetzlich festgeschriebene Schutz ungeborener Kinder "in der Abtreibungspraxis kaum eine Rolle". Er rief dazu auf, sich für eine europaweite "Pro-Life-Bewegung" zu engagieren.

Der Gründer und Geschäftsführende Direktor der kanadischen "Euthanasie Prevention Coalition" (Koalition zur Euthanasie-Prävention), Alex Schadenberg, warnte mit Blick auf assistierten Suizid vor einer Entwicklung wie in seinem Land. Seit der Legalisierung werde eine solche Beihilfe nicht nur bei unerträglichem Leiden, sondern auch bei Einsamkeit oder Depressionen in Anspruch genommen.

Veranstalter beklagen "Atreibungslobby"

Das Motto des "Marsches für das Leben" lautete "Einzigartig. Leben wagen". Bei der Kundgebung in Berlin hieß es unter anderem, Abtreibung habe für Frauen keinen physischen und emanzipatorischen Nutzen. Die Menschenwürde müsse "von der Zeugung bis zum Tod gelten". Die Veranstalter sprachen von einer "Abtreibungslobby", die sich Problemen nicht stelle. Die Veranstaltung richtete sich auch gegen eine legale Beihilfe zum Suizid.

Teilnehmer der Berliner Gegenveranstaltungen demonstrierten "für ein Leben und Lieben ohne Bevormundung". Das Recht auf Abtreibungen werde immer wieder infrage gestellt und eingeschränkt, hieß es etwa beim "Aktionstag für sexuelle Selbstbestimmung". Christlich-fundamentalistischen und rechtsnationalen Gegnerinnen und Gegnern des Rechts auf Selbstbestimmung von Frauen dürfe nicht die Straße überlassen werden.

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