Jens Joest über das sich wandelnde Klima nicht nur in den Diskussionen

Den Rechtsruck stoppen – um der Gesellschaft und der Kirche willen

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Die AfD im Aufwind, die CDU mit irritierender Nähe - extreme rechte Positionen scheinen politisch salonfähig zu werden. Und in der Kirche kämpfen konservative Gläubige mit Diffamierungen und weit schlimmeren Mitteln für vermeintlich unverrückbare Wahrheiten. Solchen Entwicklungen gilt es entgegenzutreten, meint unser Redakteur Jens Joest.

Umfrage-Hoch der AfD, irritierende Töne aus der CDU, dazu in der Kirche massive Angriffe auf Reformer – Gesellschaft und Kirche driften gerade nach rechts. Und viel steht auf dem Spiel.

Die AfD verzeichnet Wahlerfolge in ostdeutschen Kommunen, weil sie als „Kümmerer“ wahrgenommen wird. Aber wie kann eine wenige Jahre alte Partei in der Fläche breiter verwurzelt sein als CDU und SPD nach 33 Jahren?

Wer AfD wählt, stützt Rechtsextreme

Der Kampf gegen Rechts beginnt in den Kommunen. Es verbietet sich schon dort, erst recht in Land und Bund, dass Parteien mit Anträgen der Rechten stimmen. Nötig ist, bessere, eigene Konzepte zu finden. Damit Vertrauen in die Demokratie wieder wächst.

Jeder AfD-Erfolg vor Ort stärkt den Wählerzuspruch auch auf Landes- und Bundesebene. Dabei ist klar: Wer AfD wählt, stützt eine – mindestens in Teilen, siehe Thüringen – rechtsextreme, antidemokratische Partei. Die einen anderen Diskurs will, die sich abwendet von Toleranz, Solidarität und christlichen Werten wie Nächstenliebe. Die eine andere Gesellschaft will.

Konservative Gläubige schrecken vor Morddrohungen nicht zurück

Deshalb verbieten sich auch inhaltliche Anleihen bei der AfD. Dass der Parlamentarische Geschäftsführer der Union im Bundestag, Thorsten Frei, das Individualrecht auf Asyl infrage stellt, ist einer C-Partei unwürdig.

Auch in der Kirche vergiften Konservative das Diskussionsklima. Sie wähnen sich im Besitz der letzten Glaubenswahrheit, diffamieren Reformorientierte als Häretiker, schrecken nicht einmal vor Morddrohungen zurück.

Klare Worte gegen Radikale in der Kirche nötig

Aber eine Kirche, die in Angst vor wenigen radikalen Rechten schweigt, die eine unbewegliche Kurie jedes Reformpflänzchen zertreten lässt, die ihre Lehre einbetoniert – diese Kirche wendet sich von den Menschen ab. Dabei sollen deren Sorgen und Nöte nach Vorgabe des Zweiten Vatikanischen Konzils im Zentrum kirchlichen Handelns stehen.

Klare Worte gegen Rechts braucht es auch in der Kirche. Etwa in Richtung radikaler Abtreibungsgegner. So richtig und wichtig der Lebensschutz ist, so genau sollte etwa die Deutsche Bischofskonferenz prüfen, welche Personen hinter dem „Marsch für das Leben“ stehen, dem sie alljährlich ein Grußwort zukommen lässt.

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