Kirche berät im Oldenburger Münsterland - Finanzierung gesichert

Paketdienst, Putzkolonne, Schlachthof: Hilfe für Arbeitsmigranten geht weiter

  • Mehr als 300 Arbeitsmigranten hat die Caritas in Lohne und Cloppenburg 2020 beraten.
  • Meist arbeiten sie in Schlachthöfen, bei Reinigungsfirmen und Paketdiensten.
  • Die Beratung kann weitergehen, die Finanzierung ist gesichert.

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Ausländische Arbeiter mit Werkverträgen in der Schlachtindustrie sind nicht mehr der Schwerpunkt. Aber Osteuropäer, die als Wanderarbeiter nach Südoldenburg in solche Betriebe kamen, waren einmal der Anlass - um eine „Beratungsstelle für Arbeitsmigranten“ zu gründen, getragen vom Caritas-Sozialwerk (CSW) in Lohne. Die kann nun weiterarbeiten, nachdem ihre Finanzierung gesichert ist.

Pfarrer Peter Kossen, inzwischen in Lengerich, hatte vor zehn Jahren – damals noch Ständiger Vertreter des Bischöflichen Offizials in Vechta – begonnen, auf die oft ausbeuterischen Lebens- und Arbeitsbedingungen von Arbeitszuwanderern hinzuweisen. Er hatte deren Schicksal bald bundesweit zum Thema gemacht.

 

Seit drei Jahren berät die Kirche

 

Heribert Mählmann, Vorstandsvorsitzender Caritas-Sozialwerk (CSW) in Lohne. | Foto: Franz Josef Scheeben
Heribert Mählmann, Vorstandsvorsitzender des Caritas-Sozialwerks. | Foto: Franz Josef Scheeben

Die katholische Kirche im oldenburgischen Bistumsteil hat darauf reagiert und im Februar 2018 mit den Kreisverwaltungen Cloppenburg und Vechta für solche Arbeiter eine Beratungsstelle gegründet. Zwei Juristen und zwei Sozialpädagogen stehen ihnen in Lohne und Cloppenburg zur Verfügung.

Zwei einschneidende Entwicklungen nannte CSW-Vorstandsvorsitzender Heribert Mählmann bei der Vorstellung des Jahresberichts 2020: Arbeiter mit Werkverträgen sind kaum noch unter den insgesamt 318 Ratsuchenden. Viele sind in den Schlachtbetrieben jetzt fest angestellt. Und: Sehr viele Wanderarbeiter holen ihre Familien nach Deutschland und wollen offensichtlich bleiben. Die Hälfte der Ratsuchenden des Vorjahrs lebt inzwischen so.

 

Ungerechtigkeit in allen Branchen

 

Josef Kleier berät für die Caritas Arbeitszuwanderer in Lohne. | Foto: Franz Josef Scheeben
Josef Kleier berät für die Caritas Arbeitszuwanderer in Lohne. | Foto: Franz Josef Scheeben

Probleme bestehen für diese Arbeiter aber weiter. Etwa Probleme mit undurchsichtigen oder lückenhaften Lohnabrechnungen.

„Das Phänomen ungerechter Strukturen ist branchenübergreifend“, sagte Mählmann. Josef Kleier von der Beratungsstelle in Lohne, verwies etwa auf Praktiken bei Paketdiensten, bei denen Fahrer im Unklaren blieben, ob Überstunden, Urlaubs- und Krankentage bezahlt würden. In solchen Fällen sei die Rechtsberatung des CSW besonders wichtig.

 

Weiterhin Beratungsbedarf

 

Die Kosten für die Beratung übernehmen zu 90 Prozent die Kreise Cloppenburg und Vechta, zehn Prozent bezahlt die Kirche. Das Projekt war ursprünglich auf drei Jahre befristet. Die Kreistage von Cloppenburg und Vechta hatten aber noch vor der niedersächsischen Kommunalwahl im September zugesagt, die Beratung weiter zu finanzieren. Der endgültige Beschluss in den neu gewählten Kreistagen soll folgen. Auch die Kirche signalisiert, ihr Zuschussanteil stehe nicht infrage.

Die Beratungsstelle solle für die Betroffenen zur Entwicklung menschenwürdiger Arbeits- und Lebensbedingungen beitragen, hatte Heribert Mählmann 2018 bei der Vorstellung des Projekts gesagt. Die Aufgabe scheint noch nicht erfüllt: „Es besteht objektiv weiter Beratungsbedarf“, sagt er heute.

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