Karl Render verteidigt im Interview Personalentscheidung in St. Stephanus Münster

Personalchef: Versetzung war mit Pfarrer Laufmöller abgesprochen

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Soll eine Pfarrei mitentscheiden, ob ihr Pfarrer die Stelle wechselt? Nein, betont Karl Render, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge-Personal im Bischöflichen Generalvikariat des Bistums Münster. Im Interview mit „Kirche-und-Leben.de“ verteidigt er die umstrittene Personalentscheidung gegen laut gewordene Kritik.

Ein beliebter Pfarrer, gut besuchte Gottesdienste, begeistertes Gemeindeleben – warum nimmt das Bistum ausgerechnet da, wo es gut läuft, den Pfarrer gegen seinen Willen und den der Menschen aus der Gemeinde?

Pfarrer Laufmöller wird nicht gegen seinen Willen aus der Gemeinde genommen. Die Versetzung war mit dem Pfarrer abgesprochen; es wurden viele Gespräche mit ihm und anderen geführt, unter anderem auch in der Pfarrei, in die er wechseln wird. Pfarrer Laufmöller behält zudem einen Großteil seiner bisherigen Aufgabe; die Arbeit an der Friedensschule in Münster wird sogar aufgestockt. Er wechselt mit 30 Prozent seiner Stelle in eine andere Pfarrei in der Stadt Münster. Die Versetzung erfolgt, weil es durch den im Januar bevorstehenden Wechsel des leitenden Pfarrers Timo Weissenberg nun die Möglichkeit gibt, die Seelsorge in der gesamten Pfarrei – nicht nur in einer Gemeinde – personell neu aufzustellen.

Im WDR-Fernsehen haben Sie am Montag gesagt, es sei – wie bei anderen Firmen auch – nicht üblich, Personalangelegenheiten vorher mit einer Gemeinde zu besprechen. Wie passt das zu Bekenntnissen zu mehr Transparenz und Beteiligung?

Das passt sehr gut dazu. Beteiligung meint nicht, dass jede Entscheidung, insbesondere nicht  Personalentscheidungen, mit allen abgesprochen werden. Gerade im Personalbereich gibt es überall Entscheidungen, die nicht mit allen Beteiligten abgestimmt werden, die schwierig sind und wo Konflikte dadurch auch vorprogrammiert sind. Wer eine leitende Funktion innehat, der muss auf das Ganze schauen und nicht nur auf einen Teil. Nur dann wird er seiner Verantwortung gerecht. Es ist völlig verständlich, dass Menschen in St. Stephanus, die den bisherigen Pfarrer sehr schätzen, ihn gerne weiter in der Pfarrei gesehen hätten und die Entscheidung kritisieren. Aber das sollte nicht zu persönlichen Angriffen gegen andere Seelsorger oder auch gegen gewählte Gremienvertreter in der Pfarrei führen.

Es ist nichts Außergewöhnliches, dass ein Pfarrer – allemal nach 17 Jahren – auch an anderen Stellen im Bistum gebraucht wird. Wie konnte sich in St. Stephanus eine solche Dramatik entwickeln?

Der Pfarrer ist bei vielen in der Gemeinde sehr beliebt. Es wurde aber verpasst, spätestens schon bei der Fusion 2016 einen deutlichen personellen Schnitt zu machen. Und jede und jeder in der Pfarrei sollte sich fragen, was sie oder er dazu beigetragen hat und beiträgt, dass das Zusammenleben und Zusammenwirken in der Pfarrei gut funktioniert.

Nachdem es Gerüchte gegeben hatte, wurde am vergangenen Sonntag ein dreiseitiger Brief von Bischof Felix Genn durch Sie in allen Gottesdiensten verlesen. Gemeindemitglieder halten die Kommunikation, gelinde gesagt, für nicht gelungen. Wie zufrieden sind Sie damit?

Es geht hier nicht um meine Zufriedenheit. Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass eine andere Kommunikation zu weniger Protest geführt hätte. Es ist bedauerlich, dass die Stimmung durch Indiskretionen bereits im Vorfeld sehr aufgeheizt wurde.

Am kommenden Sonntag wollen Mitglieder aus der Gemeinde St. Stephanus auf dem Domplatz dafür demonstrieren, dass ihr Pfarrer Laufmöller doch bei ihnen bleibt. Wie realistisch ist ihr Wunsch?

Ich verstehe das als Zeichen der Wertschätzung für Pfarrer Laufmöller und als gutes Recht der Gemeinde. Ich vermute aber, dass unser Bischof bei seiner getroffenen Entscheidung bleiben wird.

UPDATE: Die geplante Demonstration am 6. Dezember 2020 fällt nach Angaben der Veranstalter aus. | 04.12.2020, 12.30 | mn

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