BDKJ: Klerikaler Machtmissbrauch / Weihbischof Hegge: No-Go

Priester drängt Münsteraner Weltjugendtags-Pilger zu Mundkommunion

  • Gegen ihren Willen haben Teilnehmende des Weltjugendtags aus dem Bistum Münster die Eucharistie als Mundkommunion empfangen.
  • Ein wohl aus Österreich stammender Priester lehnte die angezeigte Handkommunion im Gottesdienst ab.
  • Der BDKJ spricht von klerikalem Machtmissbrauch, Münsters Weihbischof Christoph Hegge von einem "No-Go".

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Gegen ihren ausdrücklichen Willen haben am Mittwoch mehrere Teilnehmende des Weltjugendtags aus dem Bistum Münster die Eucharistie nicht als Hand- sondern als Mundkommunion empfangen. Der Geistliche habe ihm die Hostie in den Mund gedrückt, berichtet etwa Hendrik Roos gegenüber „Kirche-und-Leben.de“. "Ich habe meine Hand gut sichtbar zu einer Schale geformt und ihm entgegengestreckt." Roos, der nach eigener Aussage als einfacher Pilger in Lissabon teilnimmt, ist auch geistlicher Leiter des BDKJ im Bistum Münster.

Auch die Teilnehmerin Sarah aus dem Bistum Münster erlebte diese Situation, möchte aber nicht mit vollem Namen genannt werden. Sie spricht von grenzverletzendem Verhalten: "Ich habe mich nicht wohlgefühlt, konnte nicht rechtzeitig schalten, dass ich das nicht möchte."

Der Empfang der heiligen Kommunion in die offene Hand ist durch den Vatikan seit 1969 für Deutschland und Frankreich erlaubt worden. In vielen anderen Ländern ist gleichwohl häufig die Mundkommunion weiterhin üblich. Doch selbst im Petersdom in Rom wird die Kommunion für gewöhnlich in der Form gereicht, wie sie vom Kommunizierenden erbeten wird - die geöffneten Hände werden als Ausdruck des Wunschs nach der Handkommunion akzeptiert.

Einladung nicht angenommen

Die ablehnende Erfahrung machte in demselben Gottesdienst beim Weltjugendtag auch Anselm Thissen, Vertreter von Emmaus Reisen Münster*. Er habe dem Priester mitgeteilt, dass er die Kommunion in der Hand empfangen möchte. Daraufhin habe der Geistliche ihm gesagt: "Das mache ich nicht!"

Im Anschluss an den Gottesdienst nahmen Roos und Thissen nach eigenen Angaben Kontakt mit dem Geistlichen auf. Thissen habe dem Priester gegenüber beklagt, von ihm aus der Gemeinschaft ausgeschlossen worden zu sein. Dieser habe geantwortet, Thissen selbst habe die Einladung zur Gemeinschaft nicht angenommen, sondern sich selbst ausgeschlossen.

Priester beharrt auf seiner Position

Am Donnerstag habe er den Priester noch einmal getroffen, berichtet Thissen. Der Geistliche habe sich zwar dafür entschuldigt, dass Thissen verärgert aus dem Gottesdienst gegangen sei. "Hinsichtlich der Form der Kommunionsausteilung blieb er jedoch auf demselben Standpunkt“, so Thissen.

Bei dem Geistlichen handelt es sich nach Recherchen von „Kirche-und-Leben.de“ um einen Ordensgeistlichen aus Österreich. Demnach gehört er der 1982 gegründeten Gemeinschaft der "Brüder Samariter der Flamme der Liebe des Unbefleckten Herzens Mariens" und wurde vom Wiener Kardinal Christoph Schönborn zum Priester geweiht.

BDKJ: Missbrauch klerikaler Macht

Der Bundesvorsitzende des Bundes Deutscher Katholischer Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, spricht von einem Skandal. Er wertet den Vorfall als Missbrauch klerikaler Macht: „Es ist für uns kaum zu ertragen, dass dies ausgerechnet am Kern unseres Glaubens geschieht“, erklärte Podschun gegenüber „Kirche-und-Leben.de“. Der BDKJ erwarte eine Reaktion der Verantwortlichen und der Bischöfe.

„Eine Weigerung der Kommuniongabe durch einen Priester ist ein Ausschluss seitens des Priesters gegenüber den jungen Menschen aus der Mahlgemeinschaft ohne Grund", erklärte Podschun. "Das ist nicht hinnehmbar.“

Weihbischof Hegge: Christus lädt ein

Der Münsteraner Weihbischof Christoph Hegge hält das Verhalten des Geistlichen für einen Einzelfall, die Verweigerung der Kommunion gleichwohl für ein „No-Go“: „Wir Priester haben nicht das Recht, jemandem die Kommunion zu verweigern. Christus lädt alle ein, die in der katholischen Kirche sind, getauft wurden und mit offenem Herzen zur Eucharistie kommen. Wer die Kommunion empfängt und auf das Wort Leib Christi Amen sagt, ist würdig sie zu empfangen. Mit der Hand und mit dem Mund. Da dürfen wir keinem die Kommunion verweigern.“

*Transparenz-Hinweis: Emmaus-Reisen ist ein Partner von Kirche-und-Leben.de

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