Bei Katechese beim Weltjugendtag in Lissabon kontroverse Themen diskutiert

Weihbischof Hegge offen gegenüber queeren Menschen und Zölibat-Lockerung

  • Bei der Katechese der deutschsprachigen Pilger beim Weltjugendtag in Lissabon wurden kontroverse kirchenpolitische Themen diskutiert.
  • So brachten Jugendliche die Themen Queerness und Pflichtzölibat ins Spiel.
  • Weihbischof Christoph Hegge stand Rede und Antwort.

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Mehrere hundert deutschsprachige junge Menschen, darunter rund 200 Pilger aus dem Bistum Münster, sind heute beim Weltjugendtag in Lissabon zur Katechese mit dem Münsteraner Weihbischof Christoph Hegge zusammengekommen. Dabei wurden - bei aller Begeisterung für die Begegnung, die Lieder und das Zusammensein - kontroverse kirchenpolitische Themen von den Jugendlichen angesprochen. Und der Bischof antwortete.

Hegge: „Wir alle sind Sohn, Tochter, Kind Gottes“

Ein Jugendlicher sprach die umstrittene Stellung von LGBTQ*-Menschen in der katholischen Kirche an. Dabei erwähnte er auch den jüngsten Vorfall aus dem Erzbistum Köln, bei dem Kardinal Rainer Maria Woelki einen Priester maßregelte, der eine für alle offene Segensfeier angeboten hatte.

Hegge, der auch Mitglied der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz ist, erklärte: „Ich habe da nie einen Unterschied gemacht.“ Er berichtete aus seiner Zeit in der Studentenseelsorge, wo dieses Thema immer wieder aufkam. „Wir alle sind Sohn, Tochter, Kind Gottes“, ergänzte der Weihbischof mit voller Überzeugung. Alle Menschen, egal welcher Orientierung, seien eingeladen, Christus nachzufolgen.

Jugendliche hinterfragen Pflichtzölibat

Ein weiteres „heißes Eisen“ der aktuellen kirchlichen Debatte sprach ein anderer Jugendlicher in der offenen Fragerunde an. Er fragte nach Hegges Bewertung des Pflichtzölibats für Priester, und ob es nicht an der Zeit sei, dies zu ändern. Schließlich sei eine Partnerschaft elementar für das Leben.

Hegge machte keinen Hehl daraus, dass er der Idee von verheirateten Priestern offen gegenüberstehe. Er nannte Beispiele aus dem Bistum Münster, wo dies schon heute Realität sei. So leben laut Hegge fünf Priester aus der Ukraine und Rumänien mit ihren Familien in der Diözese. Auch gebe es Geistliche, die zunächst evangelisch gewesen seien, und jetzt als katholische Priester mit ihren Familien weiterleben.

Papst denkt über Zölibat-Lockerung nach

Auch Papst Franziskus habe bereits bei der Amazonas-Synode, so erinnerte der Weihbischof, seine Bereitschaft erklärt, über das Thema „verheiratete Priester“ nachzudenken. Gleichzeitig zeigte sich Hegge zufrieden mit seiner freiheitlich gewählten Lebensform inklusive Zölibat.

Er fange jetzt nicht an, alle katholischen Priester zu bedauern, weil sie jene Lebensform gewählt haben. Es gehe in erster Linie darum, Christus zu folgen. Da gehöre bei ihm, so Hegge, auch der Verzicht dazu.

„Freundschaft“ im Mittelpunkt der Katechese

In der vorangegangenen Katechese selbst stand das Thema „Freundschaft“ ist Mittelpunkt. Dabei, so verdeutlichte Tobias Schwaderlapp, Jugendseelsorger der organisierenden Erzdiözese Köln zu Beginn, solle es um zwei Ebenen von Freundschaft gehen: der menschlichen Beziehung auf der einen Seite und der Beziehung zu Jesus Christus auf der anderen Seite. Schwaderlapp ermunterte zu Gesprächen in Kleingruppen.

Dabei spiegelte sich die ganze Bandbreite des Themas in den Diskussionen wider. Leon, Paula, Marie-Jolie, Jonah, Luis und Steffi aus dem Erzbistum Köln differenzierten zunächst zwischen Familie und Freunden.  Was kann ich Freunden erzählen, was ich der Familie nicht erzählen würde? Was bedeutet wahre Freundschaft? Nur zwei Fragen aus der Diskussion.

Freundschaft Jesu grenzenlos

Im Plenum kamen noch sehr persönliche Statements dazu. So erklärte Kaplan Lars Rother aus Ochtrup, seine Treue und Freundschaft zu Jesus Christus sei immer wieder begrenzt. Doch merke er, dass die Treue und Freundschaft Jesu zu ihm im Gegensatz dazu grenzenlos sei.

Im Gottesdienst zum Abschluss der Katechese betonte Weihbischof Hegge nochmals, dass jeder unendlich von Gott geliebt werde und jeder in diesem Bewusstsein handeln solle.

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