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Neue Freunde aus anderen Ländern kennenlernen, eine weltweite Gemeinschaft erleben, Spaß in Lissabon haben und vielleicht sogar den Papst sehen: Das ist die eine Seite des Weltjugendtags, zu dem mehrere hunderttausend junge Menschen gerade in Portugals Hauptstadt sind. Doch das Treffen ist allem voran ein internationales Glaubensfest, das die bunte Vielfalt von Frömmigkeit und Spiritualität auf dem katholischen Globus spiegelt.
Einen starken Bezug zur Gottesmutter macht bereits das Leitwort des Weltjugendtags klar: „Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg.“ Rosenkranzgebet und marianisch geprägte Katechesen begegnen daher immer wieder. Was in norddeutschen Gefilden eher selten geworden ist, bleibt in weiten Teilen der Weltkirche traditionelle Glaubenspraxis – ähnlich wie die dutzenden Open-Air-Beichtstühle, in denen zahlreiche junge Menschen das Sakrament der Versöhnung empfangen.
Tausende Priester sind in Lissabon dabei, häufig als Begleiter von Gruppen aus ihren Pfarreien auf dem gesamten Erdenrund. Bei der Feier der Eucharistie zu Beginn des Weltjugendtags in Lissabon standen sie in Albe gekleidet ganz vorn vor der gewaltigen Altarinsel und konzelebrierten. Für manche von ihnen auch aus dem Bistum Münster war das ein besonderes Erlebnis, mit über 1.000 Priestern gemeinsam die Eucharistie gefeiert zu haben, für andere – auch Priester – „Klerikalismus pur“.
Weite ist möglich - nicht nur in der Frömmigkeit
Kaum minder stark vertreten sind Ordensfrauen und Ordensmänner aus aller Welt dabei, nicht selten in Ordenstrachten, die eher neueren geistlichen Gemeinschaften denn alteingesessenen Orden zuzurechnen sind. Manche von ihnen tanzen, kicken in Kutten Fußball, Schwestern legen Jugendlichen die Hände auf, andere recken begeistert ein Kreuz in die Luft, wenn der Papst vorbeifährt, oder sind tief ins Gebet versunken.
Und auch bei den hunderttausenden Jugendlichen hat jeder seine aus seiner heimischen Religionskultur geprägten Glaubensgesten: mit gefalteten Händen, weit geöffneten Armen, strahlend, kniend, schweigend, in Stammestracht oder mit der Landesfahne über den Schultern.
Eine Welt, ein Glaube, viele Ausdrucksformen. Das ist katholisch. Eine große Weite ist möglich und substanziell, allerdings sollte das nicht nur in Fragen der Frömmigkeit gelten.