Jan Dirk Wiewelhove zur Stimmung in Lissabon

WJT in Lissabon: Neue Kraft für eine junge Kirche auch zuhause

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Hat der Weltjugendtag einen nachhaltigen Einfluss auf die jungen Katholiken? Unser Lissabon-Reporter Jan Dirk Wiewelhove zeigt sich in seinem Kommentar zuversichtlich.

Was bleibt von diesem Weltjugendtag bei den Teilnehmenden hängen? Diese Frage ist auf den Straßen Lissabons, bei den Katechesen und im Garten des deutschen Pilgerzentrums immer wieder zu hören.

Bei all dem Frohsinn, spontanen Begegnungen über Sprachgrenzen hinweg und dem gemeinsamen Singen ist zu befürchten, dass daheim allzu schnell die Tristesse im Pfarreialltag wieder einkehren wird, wie es ein Jugendlicher in einer Katechese ausdrückte. Gegen eine solche Ernüchterung hilft ein Blick auf die Lebendigkeit innerhalb der katholischen Weltkirche.

Gemeinsames Singen und intensive Diskussionen

Drei Erfahrungen in Lissabon sollen das untermauern. Erstens: Die jugendliche katholische Gemeinschaft ist kraftvoll. Herrscht in Deutschland allzu oft Untergangsstimmung, ist in Portugal davon nichts zu spüren. Hier geht es um die Begegnung und Gemeinschaft junger Menschen. Das spüren wir auf den Straßen der portugiesischen Hauptstadt, wenn Deutsche mit Portugiesen, Mexikanern und Menschen aus vielen weiteren Ländern feiern, singen, beten und Handynummern austauschen.

Zweitens: Bei all der Begeisterung unter den bis zu 600.000 Jugendlichen, liegen die heiklen Themen, die uns in Deutschland beschäftigen, auch auf der kirchenpolitischen Weltbühne, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Der sexuelle Missbrauch, der Skandal in Portugal ist recht frisch, die Rolle von Frauen und Homosexuellen in der Kirche sind von vielen Ländern in die Weltsynode eingebracht worden. Doch auch in Lissabon diskutieren viele Jugendliche diese Themen und sind fest davon überzeugt, dass sich etwas ändern muss.

Jeder soll an der Zukunft der Kirche mitarbeiten

Drittens kommt es, so betonte es in diesen Tagen der Münsteraner Weihbischof Christoph Hegge, nicht darauf an, was die Institution Kirche zum Beispiel in Deutschland leiste, sei es der Betrieb von Schulen oder Kitas, oder wer welche Ämter innehabe. Vieles ist für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zweifelsfrei wichtig. Doch komme es im Kern vielmehr auf die Begeisterung für den Glauben und die Nachfolge Christi an, so Hegge. Genau das erleben die jungen Menschen beim Weltjugendtag und können ihre Akkus, die in der Heimat sicherlich immer wieder arg strapaziert werden, wieder auftanken.

Wir alle sind allein durch die Taufe dazu aufgerufen, befähigt und verpflichtet, an der Kirche der Zukunft mitzuarbeiten. Jeder einzelne Katholik, jede einzelne Katholikin sei ein Baustein der Kirche! Wenn wir uns dieser Kraft auch zuhause stärker bewusst werden, können die Jugendlichen selbstbewusst und mit einer berechtigten Hoffnung wieder nach Deutschland zurückkehren.

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