Internationales Hearing zur Verantwortung des Globalen Nordens

WJT diskutiert Klimakrise und Schuld: Es ist wichtig, laut zu bleiben!

  • Rund 250 junge Menschen aus der ganzen Welt haben sich beim Weltjugendtag in Lissabon am "International Youth Hearing" beteiligt.
  • Das Thema in der Hauptstadt der einst großen Seefahrernation Portugal: „Klimagerechtigkeit und Kolonialismus".
  • Mit dabei waren auch die deutsche Botschafterin in Portugal und Teilnehmende aus dem Bistum Münster.

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Rund 250 junge Menschen aus der ganzen Welt haben sich beim Weltjugendtag in Lissabon am "International Youth Hearing" beteiligt. Das Thema in der Hauptstadt der einstmals großen Seefahrernation Portugal: „Klimagerechtigkeit und Kolonialismus – Perspektiven für eine gerechte Zukunft“. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und der Bundesverband Katholische Kirche an Hochschulen (BKKH) hatten dazu ins deutsche Pilgerzentrum eingeladen.

Angesichts der spürbaren Folgen der Klimakrise wie verheerende Waldbrände und zunehmende Extremwetterereignisse im Globalen Süden werde die Forderung junger Christinnen und Christen nach einer nachhaltigen, gerechten und inklusiven Zukunft für kommende Generationen immer dringlicher, erläuterte Moderatorin Christina Weise, freie Journalistin in Lissabon lebt.

Botschafterin Monar: Bedrohte Staaten hören

Aus Sicht von Susanna Laux, Sprecherin des BKKH, stehen Klimagerechtigkeit und Kolonialismus in einem direkten Zusammenhang, der zu wenig beachtet werde. „Dieses Bewusstsein für die Vergangenheit besteht nicht. Es kann aber helfen, die heutigen Machtstrukturen zwischen globalem Norden und globalem Süden zu verstehen und aufzulösen. Erst, wenn der globale Norden die koloniale Vergangenheit deren weiterhin bestehenden Strukturen anerkennten, lasse sich Klimagerechtigkeit erreichen.

Die deutsche Botschafterin in Portugal, Julia Monar, erläuterte die Anstrengungen der Bundesregierung für mehr Klimagerechtigkeit. „Wir wollen vor allem den Staaten mehr Gehör verschaffen, die durch die Klimakrise existenziell bedroht sind“, erklärte sie. Es gelte, alle Menschen bei diesem Wandel mitzunehmen und nicht neue Ungleichheiten zu schaffen. Sie versprach, der Bundesregierung zu empfehlen, sich vor künftigen Verhandlungen zu dem Thema auch mit kirchlichen Institutionen auszutauschen.

Aktivist: Verschleierte Verantwortung

Auf dem Podium herrschte Einigkeit, dass es zu einem Umdenken kommen muss. So verwies der portugiesische Aktivist Danilo Moreira auf die immer stärkere wirtschaftliche Abhängigkeit des Globalen Südens. „Nur an unseren ökologischen Fußabdruck zu denken, reicht nicht. Wir müssen verstehen, wer die Hauptverantwortlichen sind.“ Noch immer würden Länder in Europa ihre eigene Verantwortung für den Klimawandel verschleiern, Machtstrukturen würden sich zu langsam ändern.

Volker Andres vom BDKJ im Erzbistum Köln hob die soziale Verantwortung als katholische Kirche für die Bewahrung der Schöpfung hervor. „Seid weiter laut und erhebt eure Stimme in Gesellschaft und Politik“, ermutigte er die jungen Menschen. Es brauche verpflichtende Ziele zur Klimaneutralität. „Wir müssen glaubwürdig vorangehen und handeln“, betonte er.

Bischof Meier: Solidarität statt Egoismus

Johanna Langela (rechts) und Hannah LingnauAuch Johanna Langela (rechts) und Hannah Lingnau aus Münster nahmen am Youth Hearing teil. | Foto: privat/pbm

Der Augsburger Bischof Bertram Meier, in der Bischofskonferenz für Fragen der Weltkirche zuständig, sprach von der ‚ökologischen Schuld‘ der Länder des Globalen Nordens gegenüber dem Globalen Süden. „Gleichzeitig betrifft der Klimawandel die gesamte Menschheitsfamilie. Nicht Egoismus, sondern globale Solidarität muss dabei der Maßstab sein“, betonte Meier.

Dankbar, dass das Thema beim Weltjugendtag in Lissabon einen Platz fand, zeigten sich zwei Teilnehmerinnen aus Münster. „Mir ist klar geworden, dass wir die Perspektive derjenigen, die jetzt schon so sehr unter der Klimakatastrophe leiden, viel mehr zu Wort kommen lassen müssenz“, erklärte Hannah Lingnau, die sich in der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) engagiert. Die Schuldfrage beschäftigte auch Johanna Langela: „Es ist wichtig, laut zu bleiben, damit diejenigen, die Einfluss haben, Veränderungen anstoßen, aber es muss auch jeder auf sich selbst schauen und nach seinen Möglichkeiten für den Klimaschutz eintreten.“

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