Themenwoche "Bestattungskultur" (3): Zwei Redakteure über ihre Wunsch-Bestattung

Sarg oder Urne? Zwei Meinungen

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Wie möchten Sie beigesetzt werden, Sarg oder Urne? Inzwischen machen Feuerbestattungen mehr als die Hälfte der Beisetzungen in Deutschland aus. Zwei Redakteure aus unserem Newsroom sagen, welche Form sie sich für sich selbst einmal wünschen.

Jens Joest: „Verbrennung ist ein Eingriff in natürliche Prozesse“

Ich möchte im Sarg bestattet werden. Zwar könnte es Toten egal sein, ob sie verbrannt oder vergraben werden. Ich empfinde aber den Umgang mit Verstorbenen bei einer Erdbestattung als würdiger.

Für mich als gläubigen Christen ist mein Leben Geschenk Gottes, von seinem Beginn im Mutterleib bis zu seinem natürlichen Ende. Diesen „natürlichen“ Umgang wünsche ich mir auch nach meinem Tod.

Ich verfüge nicht selbst über mein Leben. Ebenso wenig wie ich es selbst beenden würde, würde ich die Prozesse nach meinem Tod – etwa durch Verbrennen – beschleunigen wollen. Im Ritus der Beisetzung heißt es: „Von der Erde bist du genommen und zur Erde kehrst du zurück.“ Eine Verbrennung würde ich als Eingriff verstehen.

Außerdem möchte ich meinen Angehörigen das Prozedere nach meinem Tod erleichtern: Das nord­­rhein-westfälische Bestattungsgesetz sieht bei Feuerbestattungen – nach der Feststellung des Todes – zwingend eine zweite Leichenschau durch einen Arzt vor. Denn wenn jemand verbrannt worden ist, ist es quasi unmöglich, die Überreste nötigenfalls erneut zu untersuchen. Eine zweite Leichenschau ist ein Termin, den ich meinen Angehörigen – und Helfenden wie Bestattern – ersparen kann.

Ein Argument gegen eine Erdbestattung könnte die Grabpflege sein: Sind meine Angehörigen in der Lage, sich um mein Grab zu kümmern? Wohnen sie vielleicht nicht in dem Ort, an dem sich der Friedhof mit meinem Grab befindet?

Um Schwierigkeiten zu vermeiden, plane ich, einen Vertrag zur Dauergrabpflege mit einer Friedhofsgärtnerei zu schließen. Dafür möchte ich auch in meinem Nachlass Geld bereitstellen.

Jan Dirk Wiewelhove: „Feuerbestattung – ganz nach meinem Geschmack“

Ich bin wirklich kein Mensch, der allen Trends nachjagen muss. Aber der Trend zur Feuerbestattung trifft genau meinen Geschmack, wenn ich das als 36-Jähriger überhaupt schon behaupten kann. Laut einer aktuellen Umfrage lassen sich mittlerweile rund 70 Prozent der Verstorbenen einäschern. Noch vor 30 Jahren waren es weniger als ein Drittel. Der Trend ist demnach zum „Mainstream“ geworden, mit dem ich sehr gut leben kann.

Dabei geht es weniger um die würdige Behandlung meines Leichnams, die ich als eine Selbstverständlichkeit bei allen Bestattungsformen voraussetze, als vielmehr um einen möglichst geringen Pflegeaufwand für meine Hinterbliebenen. Für Friedhofsbesucher ist es sehenswert, wenn Grabstätten aufwendig bepflanzt und gepflegt werden. Das macht die Schönheit dieser Orte im Wesentlichen aus. Da ich allerdings weiß, welchen Aufwand einige Familien betreiben, um das Grab nicht nur zu Allerheiligen „in Schuss“ zu halten, will ich meinen Angehörigen diese Bürde nicht zumuten.

Ganz anonym, wie zum Beispiel bei einer Seebestattung, soll meine Asche jedoch auch nicht verstreut werden. Für mich ist es wichtig, einen Ort der Trauer zu haben, den die Menschen bei Bedarf ansteuern können. Eine einzelne Grablege, wie beim „Klassiker“ Sargbestattung, ist allerdings nicht notwendig.

Ein pflegefreier Urnenwand könnte passend sein. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr drängt sich ein Bestattungswald auf. Einen Baum als Erinnerungsort zu haben, klingt sehr verlockend. Die Schöpfung liegt mir sehr am Herzen. Mitten in ihr, wenn auch als Asche, beigesetzt zu werden, ist sowohl aus meiner Sicht als auch aus Angehörigen-Sicht eine „Win-win-Situation“.

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