Themenwoche "Bestattungskultur" (1) - die Kosten im Überblick

Bestattung für 999 Euro? Das kostet ein Trauerfall im Durchschnitt

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Beim Thema Sterben über Geld zu sprechen, erscheint vielen als Tabu. Dennoch boomen Internet-Portale, die mit günstigen Bestattungen werben. Warum eine Verbraucherinitiative zur Vorsicht rät, wie sich der Markt verändert hat und wo sich jeder vorab informieren kann.

Wer günstig beerdigt werden will, könnte über einen Umzug nach Berlin nachdenken. Die Firma „Berolina Bestattung – Sargdiscount.de“ bietet einen Komplettpreis an. „Ab 999 Euro“ verspricht der orangene Button auf ihrer Internetseite unter dem Punkt „Feuerbestattung“. Alles inklusive: vom Ökosarg bis zum Ruhehemd samt Decken und Kissen „aus Biomaterial“. Die Urne zählt auch dazu. Und auch die Erledigung der Formalitäten, Behördengänge sowie eine Sterbeurkunde.

So günstig allerdings eben nur für Kunden in Berlin. Und: als anonyme Bestattung. Außerdem sollten sich Interessierte das Kleingedruckte genau durchlesen: Eine Trauerfeier ist nur gegen Aufpreis möglich. Für die Kremierung wird der Sarg nach Tschechien überführt. Den Ort für die Beisetzung der Urne wählt das Unternehmen aus. Anonym in der Ostsee käme 700 Euro teurer. Immer noch ein Schnäppchen, zumindest auf den ers­ten Blick.

Preis als Entscheidungskriterium

Ohne Umschweife zielt der Anbieter auf das Argument Geldbeutel. „Wir bieten sensationell günstige Bestattungs-Komplett-Angebote“, wirbt die Firma auf ihrer Homepage. Der Gründer gibt dort als Referenz an, dass er schon vor 40 Jahren mit seinem „original Sargdiscount“ die Philosophie „Eine Bestattung muss kein Vermögen kosten“ in die Tat umgesetzt habe.

Der Preis einer Bestattung scheint für viele Menschen heute ein wichtiges Entscheidungskriterium zu sein. Das jedenfalls lässt die Vielzahl an Internetangeboten vermuten, die mit Niedrigpreisen werben. Keine Frage: Der Tod ist auch ein Geschäft.

Bestattung für 13.000 Euro im Durchschnitt

Sargträger
Die Beisetzung selbst zählt zu den Leistungen, um die sich ein Bestatter kümmert. | Foto: Bundesverband Deutscher Bestatter

Das verwundert nicht, bei in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich jährlich fast einer Million Sterbefällen in Deutschland. Den Umsatz des Bestattungswesens beziffert das Internetportal „Statista“ für 2020 auf 2,3 Milliarden Euro, 2010 waren es noch 1,5 Milliarden.

Längst nicht jeder will die laut Statis­ta 13.000 Euro ausgeben, die eine Beerdigung heute durchschnittlich kostet. Das untermauert auch eine repräsentative Forsa-Umfrage. Die „Aeternitas-Verbraucherinitiative Bestattungskultur“ hat sie in Auftrag gegeben und 2022 veröffentlicht.

Discount-Bestattungen im Trend

Danach zeigten sich nicht einmal ein Viertel der Befragten bereit, mehr als 6.000 Euro in eine Beerdigung zu investieren, für Bestatter, Friedhofsgärtner und Steinmetz – ohne die Kosten für die spätere Grabpflege. Für ebenfalls fast ein Viertel der Befragten liegt die Obergrenze bei 2.000 Euro.

Bestattungen werden dabei längst nicht mehr wie selbstverständlich nur von vertrauten und alteingesessenen Unternehmen im Ort übernommen. Das zeigt der wachsende Anteil sogenannter „Discount-Bestattungen“. Bei dieser Form arbeiten Beerdigungs­unternehmer auf Provisionsbasis mit Onlineportalen zusammen, die ihnen Aufträge vermitteln.

Sind alle Angebote seriös?

Der Anteil solcher Discount-Bestattungen ist im Zeitraum von 2014 bis 2020 von 20 auf 45 Prozent gestiegen. Diese Pauschalangebote böten in ihren „Basispaketen“ allerdings oft nur das Nötigste, erklärt dazu die Aeternitas-Verbraucherinitiative. Die Beratung entfalle entweder ganz oder laufe nur über E-Mail und Internet.

Und nicht immer seien die Angebote seriös. Aeternitas warnt etwa vor manchen „nur vordergründig günstigen, undurchsichtigen Angeboten“, die mit „Bestattung ab … Euro“ werben, in denen aber nicht alle notwendigen Leistungen enthalten seien. „Am Ende steht in solchen Fällen nicht selten eine Rechnung, die sich kaum noch von der für eine einfache Bestattung durch einen Fachbetrieb vor Ort unterscheidet.“

Nachfrage nach Familiengrab schrumpft

Grabpflege
Auch die jahrzehntelange Grabpflege gehört zu den Kosten einer Bestattung. | Foto: Aeternitas e. V.

Und wenn es sich doch um seriösere Komplettangebote handele, seien hier meist anonyme Beisetzungen im preisgünstigeren Ausland gemeint. Dessen sollten sich die Kunden bewusst sein. 
Dabei scheint der Trend zu anonymen Gräbern insgesamt inzwischen gestoppt, wie Aeternitas-Pressesprecher Alexander Helbach gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) erklärte. Grund dafür: das wachsende Angebot pflegeleichter Grabstätten. Immer mehr Friedhöfe – auch kirchliche – böten zum Beispiel Rasengräber an.

Die Nachfrage nach dem klassischen Familiengrab dagegen schrumpfe zusehends. Auch, weil auf immer mehr öffentlichen und kirchlichen Friedhöfen inzwischen Rasen- oder Baumbestattungen möglich sind. Dass dies auch für ländliche Dorfgemeinden gilt, wurde erst jüngst im Gemeindeteil Varrelbusch der oldenburgischen Pfarrei St. Marien Bethen (Kreis Cloppenburg) deutlich. Zu einer Informationsveranstaltung über alternative Bestattungsformen kamen 60 Interessierte aller Altersgruppen.

Weniger kirchlich bestattet

Der Wunsch nach Urnenbestattungen, beispielsweise unter einem Baum, werde immer lauter, so hieß es dort. Pfarrer Dirk Költgen erklärte, dass die Pfarrei daher ein Gemeinschafts-Urnengrab und eine Rasengrabfläche für Erdbestattungen plane. Auch Bestattungen unter einem Baum seien künftig möglich. Anonyme Bestattungen blieben allerdings ausgeschlossen, gemäß dem Jesaja-Wort „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen“.

Kirchliche Bestattungen machen mit fast 500.000 im Jahr derzeit noch etwa die Hälfte aller Beisetzungen in Deutschland aus, vor 20 Jahren waren es noch 70 Prozent. Und der Trend zu pflegeleichten Ruhestätten dürfte sich auch auf katholischen Friedhöfen fortsetzen, weil die Nachfrage so groß ist – und weiter bleiben wird.

Niemandem zur Last fallen

Bei einer Umfrage des Internetportals „Statista“ wünschen nur noch ein Viertel der Befragten für sich selbst ein klassisches Sarg- oder Urnengrab. Fast drei Viertel sprachen sich für pflegeleichte Formen aus. Das Argument dafür ist neben dem Wunsch, niemandem zur Last zu fallen, wohl auch ein finanzielles. Der Preis für jahrzehntelange Pflege einer eigenen Grabstelle etwa.

Die Kosten für die Bestattung selbst aber bleiben. Sie setzen sich im Wesentlichen zusammen aus drei Blöcken: Bestatter, Friedhofsgebühren und Art und Größe der Trauerfeier. Wer sich dazu ein genaueres Bild verschaffen will, findet Hilfe auf der Internetseite www.bestatter.de. Sie wird betrieben vom Bundesverband Deutscher Bestatter. Nach eigenen Angaben sind mehr als 85 Prozent aller deutschen Beerdigungsunternehmer Mitglied in diesem Verband.

Das kostet eine Bestattung

Grabstein
Ein Großteil der Bestattungskosten besteht in den Ausgaben für einen Grabstein. | Foto: Aeternitas e. V.

Auf der Internetseite kann sich jedermann einfach und anonym mit einem „Bestattungsplaner“ einen Vorab-Überblick über in etwa zu erwartende Kosten verschaffen. Für die Bestattung durch ein örtliches Unternehmen, also inklusive individueller Begleitung und kurzen Wegen. Die Zahlen verstehen sich nicht als Angebot, sondern sollen als Grundlage für die Planung dienen.

Vier Möglichkeiten (Urnen-, Sarg-, Baum- und Seebestattung) sind für diesen ersten Kostencheck wählbar. Individuell oder als „Bestattungspaket“. Etwa eine Sargbestattung in den Varianten „Standard“ (3.300 Euro), „Klassik“ (4.100 Euro) „Tradition“ (4.900 Euro) und „Exclusiv“ (etwa 6.300 Euro). Zu den Variablen zählen dabei insbesondere Särge zu Preisen zwischen 1.250 und 2.400 Euro.

Enorme Preisspanne zu erwarten

Bei Urnenbestattungen, mit mehr als 70 Prozent mittlerweile die am häufigsten gewählte Bestattungsform in Deutschland, liegt die Preisspanne der Beispielrechnungen zwischen 3.200 und 6.000 Euro. Für die meist einfacheren Särge für die Aufbahrung geht der Bestatter-Bundesverband von Preisen zwischen 700 und 1.500 Euro aus. Bei den zusätzlich benötigten Urnen sind es zwischen 100 und 500 Euro.

Bei Bestattungen von Urnen auf Hoher See kalkuliert der Bestatterverband mit zusätzlichen Ausgaben für eine Reederei in Höhe von 600 Euro für die anonyme Variante. Soll eine Trauergesellschaft mit aufs Meer hinausfahren, müssen Angehörige mindestens mit weiteren rund 1.400 Euro rechnen.

Das Portal „Finanztip“ hat recherchiert, wo das größte „Sparpotenzial“ bei Bestattungen steckt. Außer der Größe der Trauerfeier, dem Grabstein – nicht zwingend erforderlich – und dem Sarg – Kiefernmodelle sind am günstigsten – fallen dabei die Friedhofsgebühren ins Auge. Die können sich je nach Friedhof sowie Art und Größe eines Grabes deutlich voneinander unterscheiden.

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