Themenwoche "Kirchenmusik nach Corona" (2) - aus Westerstede

So übersteht ein Kirchenchor im Ammerland die Corona-Pandemie

  • Zum Kirchenchor der Gemeinde St. Johannes Westerstede gehören 25. Sängerinnen und Sänger.
  • Er prägt das Leben der kleinen Diaspora-Gemeinde im Ammerland.
  • Während der Corona-Pandemie hielt er zusammen und sang bei jeder Gelegenheit.

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Ulrike Schattanik sagt das mit einigem Stolz: „Alle sind wiedergekommen.“ Sie singt seit 33 Jahren im Alt beim Kirchenchor Westerstede und wusste, wie die Lockdowns während der Pandemie ihren Chor treffen würden: keine Auftritte, keine Proben. Praktisch ein Chor ohne Stimme. Die Sorge, dass einige der 25 Mitglieder nicht wiederkämen, schien berechtigt.

Der Chor stand zudem vor einem doppelten Einschnitt: Denn nach 35 Jahren hörte im Vorjahr die Chorleiterin auf. Im Februar, kurz vor dem ersten Lockdown. Der feierliche Abschiedsgottesdienst mit der ganzen Gemeinde fiel aus. Erst im Sommer konnte der Chor allein unter freiem Himmel eine Feier organisieren.

Start mit Hindernissen

Die neue Leiterin Barbara Köster hatte also einen Start mit Hindernissen. Wann waren Proben möglich – und wie? Vorsichtige Versuche in der Pfarrkirche gab der Chor schnell wieder auf. Das Singen mit weitem Abstand klappte nicht.

Der zweite Lockdown in Winter und Frühjahr unterbrach das Chorleben erneut und einschneidend. Wie das ganze Gemeindeleben der kleinen Diaspora-Gemeinde im Ammerland.

Chor verlor niemanden

Ulrike Schattanik weiß von der Sorge vieler Menschen, wie es nach den Kontaktbeschränkungen weitergehen werde mit dem Gemeindeleben in Westerstede und der Filialgemeinde in Augustfehn. Für ihren Kirchenchor berichtet sie stolz. „Wir haben niemanden verloren.“ Bei der ersten Probe nach dem Lockdown seien alle Mitglieder wieder dabei gewesen.

Schon im Sommer des Vorjahres sang der Chor bei einem Freiluftgottesdienst zum Abschied von Pfarrer Carl Trenkamp. Und im Herbst begannen wieder reguläre Proben im Pfarrheim, für einen Auftritt am 3. Advent, mit feierlichem Gesang von Adventsliedern im Hochamt in der Herz-Jesu-Kirche. „Es ging wieder frisch voran“, sagt Ulrike Schattanik.

Neue Sorgen im November

Doch die Infektionszahlen stiegen erneut, und damit auch die Sorgen im Chor. Unter den 2G-Bedingungen waren Proben rechtlich erlaubt. Aber einige hätten sich doch gefragt, ob das Singen, vor allem für ältere Mitglieder, nicht zu riskant werde.

Am 18. November diskutierte der Chor die Frage grundsätzlich. Am Ende stimmte eine knappe Mehrheit dafür, die Proben vorläufig einzustellen. Eine Woche später schränkte die Landesregierung in Hannover mit einer neuen Corona-Verordnung Kontakte ohnehin streng ein.

Wie eine Familie

Verständlich, aber schade, findet das Ulrike Schattanik. Sie vermisst die „besonders familiäre Atmosphäre“ im Kirchenchor sehr.

Die habe sich noch einmal Mitte Dezember gezeigt: Drei junge Frauen vom Organisations-Team des Chores brachten ein selbst gebasteltes Weihnachtsgeschenk an die Tür jedes Mitglieds. Für Ulrike Schattanik ein Zeichen für den „engen Zusammenhalt“ im Kirchenchor Westerstede.

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