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Klimaproteste wie die der „Letzten Generation“ dürfen aus Sicht der Sozialethikerin Anna Maria Riedl nicht vorschnell kriminalisiert werden. „Es ist nicht zielführend, Aktivismus und Terrorismus einfach gleichzusetzen, auch bei radikalen Protestformen“, sagte die Bonner Theologin dem Portal katholisch.de. Damit werde man dem Ernst der Lage nicht gerecht. Auch der Staat müsse bei jedem Protest „genau hinschauen und differenzieren“.
Gleichzeitig warnte Riedl davor, Angstmachern auf den Leim zu gehen, die etwa aus klimafreundlicher Politik persönliche Konsequenzen wie das Abklemmen der Heizung prophezeien. „Es ist einfacher, mit den Ängsten der Menschen zu spielen, als ein Verantwortungsgefühl zu wecken“, sagte Riedl. „Das Gefühl, dass ich mich ändern muss, dass mir etwas weggenommen wird, ist stark. Das ist eine Angst, die man ernst nehmen muss.“
Umwelt-Enzyklika animiert zum Erhalt der Schöpfung
Die christliche Theologie könne hier etwa mit Traditionen und Schöpfungsgeschichten beitragen, erklärte die Ethikerin. „Sie erzählen uns davon, wie Beziehungen entstehen: Beziehungen von Menschen untereinander, aber auch die Beziehung zwischen Mensch und Natur. Sie erzählen uns auch davon, wie brüchig diese Beziehungen sind, und wie Menschen mit dieser Brüchigkeit umgehen und trotzdem hoffen.“ Dabei werde zudem klar, dass es Handlungen brauche und nicht alles von selbst besser werde. „Das ist etwas, was wohl viele Menschen nachvollziehen können, auch wenn sie den religiösen Hintergrund nicht teilen.“
In diesem Zusammenhang hob Riedl auch die Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus hervor. Das Kirchenoberhaupt hatte darin 2015 zum Erhalt der Schöpfung gemahnt. Die Enzyklika habe auch Debatten über die Grenzen der Kirche hinaus angestoßen, meinte die Theologin. Zudem nenne das Schreiben Probleme beim Namen und nehme die Menschen in die Verantwortung. Mit der Enzyklika habe Papst Franziskus „die Hoffnung gegen die Resignation stark gemacht, dass sich eh nichts mehr ändern ließe“.