Verhalten des Ex-Papst-Sekretärs als Erzbischof von Krakau untersucht

Vatikan: Kardinal Dziwisz ging mit Missbrauchsfällen richtig um

  • Der polnische Kardinal und ehemalige Papstsekretär Stanislaw Dziwisz (82) hat laut Untersuchung des Vatikans korrekt auf Hinweise zu sexuellem Kindesmissbrauch durch Priester reagiert.
  • Die Vatikan-Botschaft in Warschau teilt mit, der Heilige Stuhl habe entsprechende Dokumente aus der Amtszeit des Krakauer Erzbischofs geprüft.
  • Dziwisz äußerte sich erleichtert.

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Der polnische Kardinal und ehemalige Papstsekretär Stanislaw Dziwisz (82) hat laut Untersuchung des Vatikans korrekt auf Hinweise zu sexuellem Kindesmissbrauch durch Priester reagiert. Die Vatikan-Botschaft in Warschau teilt mit, der Heilige Stuhl habe die Dokumente geprüft, die Kardinal Angelo Bagnasco im Juni 2021 in Polen erhalten habe. "Die Analyse der gesammelten Unterlagen gestattete es, das Vorgehen von Kardinal Stanislaw Dziwisz als richtig zu bewerten, und diesbezüglich beschloss der Apostolische Stuhl, nicht weiter zu verfahren", endet die zwei Sätze lange Erklärung.

Dziwisz dankte in einer Erklärung "allen, die dazu beigetragen haben", auf die Anschuldigungen "verantwortungsvoll zu reagieren". Der vom Vatikan mit der Untersuchung betraute Kardinal Bagnasco habe sich bemüht, die Vorwürfe zu klären, "die für mich so unverdient und schmerzhaft waren", so Dziwisz.

Was geprüft wurde

Er hoffe, dass die Mitteilung der Papst-Botschaft "nicht nur zur Klärung der Angelegenheit beiträgt, sondern auch dazu, all jenen, die sich durch die gegen mich erhobenen Anschuldigungen beleidigt gefühlt haben, ihre Gelassenheit zurückzugeben". Der polnische Kardinal zeigte sich dankbar für ein "gerechtes Urteil".

Geprüft wurden laut Vatikan Fälle aus Dziwisz' Amtszeit als Erzbischof in Krakau von 2005 bis 2016. Der Priester Tadeusz Isakowicz-Zaleski, der Missbrauchsbetroffene vertritt, hatte den Kardinal beschuldigt, 2012 übergebenen schriftlichen Hinweisen auf Kindesmissbrauch in seiner Kirchenprovinz nicht nachgegangen zu sein.

Sekretär von Johannes Paul II.

Dziwisz wies Vertuschungsvorwürfe stets zurück, sprach sich aber für eine unabhängige Untersuchung aus. Der Kardinal gehört zu den prominentesten Kirchenmännern Polens. Er war Privatsekretär des heiligen Papstes Johannes Paul II.

Mit der Prüfung hatte der Vatikan den emeritierten Erzbischof von Genua und damaligen Präsidenten des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Kardinal Angelo Bagnasco, beauftragt. Er besuchte Polen vom 17. bis 26. Juni 2021, ließ sich Dokumente geben und führte Gespräche, auch mit Isakowicz-Zaleski. Es war die bislang ranghöchste kirchliche Untersuchungsmission in Polen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch durch Priester.

Sanktionen in Polen

Der Vatikan verhängte 2021 gegen rund zehn emeritierte Bischöfe in Polen Disziplinarstrafen wegen Vernachlässigung ihrer Pflichten bei Missbrauchsvorwürfen gegen Geistliche. Sie mussten einen "angemessenen" Geldbetrag an eine Kirchenstiftung zahlen, die Präventionsmaßnahmen gegen sexualisierte Gewalt an Minderjährigen unterstützt. Zudem dürfen die meisten bestraften Bischöfe entweder in ihren ehemaligen Diözesen oder überhaupt an keinen öffentlichen Gottesdiensten mehr teilnehmen.

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