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Kurz vor Beginn des Weltjugendtags in Lissabon stehen die katholische Kirche und die portugiesische Regierung in der Kritik. Im Mittelpunkt des Protests eines über Portugal hinaus bekannten Künstlers stehen die hohen öffentlichen Investitionen für das kirchliche Event.
Der Künstler Artur Bordalo, auch bekannt als Bordalo II., veröffentlichte in dieser Woche auf Facebook (173.000 Follower) und Instagram (363.000 Follower) ein Foto seiner Aktion. Dabei rollte er einen Teppich mit Motiv von 500-Euro-Scheinen auf der Papst-Bühne im Tejo-Park in Lissabon aus. Der Titel seines Kunstwerks lautete: „Walk of Shame“ – „Weg der Schande“.
Bordalo II. findet Weltjugendtags-Unterstützung „pervers“
Der Künstler Bordalo II. hat mit einem „Weg der Schande“ den öffentlichen Zuschuss für den Weltjugendtag kritisiert. | Foto: Abacapress (imago)
Laut Medienbericht will Bordalo II. auf die großzügige Unterstützung eines kirchlichen Events durch öffentliche Gelder hinweisen. Er finde es „pervers“, wenn der Staat die Kirche nach Bekanntwerden des sexuellen Missbrauchs unterstütze, erklärte er gegenüber dem Portal „Expresso“. Es wäre weniger ein Angriff auf den Vatikan, als vielmehr eine Kritik an staatlichen Investitionen, so der Künstler gegenüber „Sic Noticias“. Auf seinem Facebook-Account ergänzt der Portugiese, dass es nicht richtig sei, in einer Zeit, wo viele Menschen um ihre Arbeit und ihr Heim kämpften, Gelder in solche Veranstaltungen zu investieren.
Seine Kritik scheint viele Unterstützer zu haben. Neben der großen Aufmerksamkeit in den Medien bekommt er auf seinen Social-Media-Accounts viel Zuspruch. Allein auf Instagram bekam er bislang 191.000 Likes und mehr als 7.000 Kommentare zu der Aktion. Auf die Frage, wie er auf das Gelände der Papst-Bühne gelangen konnte, sagte Bordalo II., dass es eigentlich ganz einfach gewesen sei.
Portugal kürzt Zuschuss für Weltjugendtag 2023
Erst im Februar war bekanntgeworden, dass die Papst-Bühne anstatt fünf Millionen nur noch 2,9 Millionen Euro kosten dürfe. Dementsprechend wurde die Höhe von neun auf vier Meter und die maximale Personenanzahl von 2.000 auf 1.240 reduziert.
Kurz zuvor hatte die sozialistische Regierung Portugal angekündigt, die Subventionen von 36,5 auf rund 30 Millionen Euro zu kürzen. Die Gesamtkosten des Weltjugendtags in Lissabon wurden im Februar 2023 auf etwa 160 Millionen Euro geschätzt, die sich Kirche, Regierung und Kommunen teilen.
Zur Person: Bordalo II.
Bordalo II. ist als Künstler urbaner Kunst bekannt. Er kreiert aus Müll Gesichter und Körper von Tieren, die in Städten in Portugal und vielen weiteren Ländern aufgestellt werden. Er will damit auf den übermäßigen Konsum von Dingen hinweisen, die wiederum zu mehr Müll führten. Immer wieder nutzt er seine Bekanntheit, um öffentliche Verantwortungsträger zu kritisieren. (jdw)
