Organisatoren planen Normalität und wollen gegebenenfalls reduzieren

Wie Kevelaer das zweite Corona-Wallfahrtsjahr angeht

  • Die Wallfahrtssaison 2020 hat den Verantwortlichen im Marien-Wallfahrtsort Kevelaer viel Erfahrung im Umgang mit der Corona-Epidemie gebracht.
  • Veranstaltungen und Gottesdienste werden für 2021 normal geplant und sollen gegebenenfalls zurückgefahren werden.
  • Wallfahrtsleiter Rainer Killich und Wallfahrtsrektor Domkapitular Gregor Kauling hoffen auf baldige Normalisierung.

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Eins hat Rainer Killich in der ersten Corona-Wallfahrts-Saison im vergangenen Jahr gelernt. „Es ist einfacher, Veranstaltungen abzusagen oder zu verkleinern, als sie kurzfristig hochzufahren.“ Der Wallfahrtsleiter in Kevelaer konnte 2020 keine einzige der sonst etwa 900 großen Wallfahrten „in normaler Form“ empfangen, sagt er. „Entweder sie fanden überhaupt nicht statt oder es kam nur stellvertretend eine kleine Delegation.“ Mitte des Jahres verzeichnete der nach Altötting zweitgrößte Wallfahrtsort Deutschlands 95 Prozent weniger Pilger als 2019.

Für die kommende Saison, die am 1. Mai mit der Öffnung der Pilgerpforte an der Basilika mit dem Abt der Prämonstratenserabtei Hamborn, Albert Thomas Dölken, startet, hat Killich wieder mit dem kompletten Programm geplant. Wenn die Corona-Auflagen das verhindern, kann er Veranstaltungen schnell anpassen. „Teilnehmerzahlen an Gottesdiensten verkleinern und unter den freien Himmel verlegen“ sind dabei zentrale Aufgaben.

 

Hektische Reaktionen sollen vermieden werden

 

Wallfahrtsleiter Rainer Killich.
Wallfahrtsleiter Rainer Killich plant zunächst eine ganz normale Wallfahrtssaison, kann aber kurzfristig reagieren. | Foto: pd

Erfahrungen im Herunterfahren haben die Organisatoren in Kevelaer mittlerweile ausreichend. Den zum Teil hektischen Aufwand des vergangenen Jahres wollen sie deshalb vermeiden.

Etwa den von der damaligen Eröffnung. „Für 1.000 Teilnehmer geplant, mussten wir den Gottesdienst innerhalb von zwei Tagen für 150 Teilnehmer gestalten, strenge Hygiene- und Abstandsmaßnahmen inklusive“, sagt Killich. „Ich habe mich manchmal gefühlt, wie der Pionier für Corona-Gottesdienste in Deutschland.“ Die vielen Anrufer aus dem gesamten Bundesgebiet, die nach seiner Strategie fragten, hat er noch gut in Erinnerung.

In diesem Jahr sind die Auflagen ähnlich streng wie zum gleichen Zeitpunkt 2020. Deshalb sind von vornherein nur 150 Sitzplätze in der Basilika vorgesehen. Über unterschiedliche Video-Kanäle werden an diesem Tag aber schätzungsweise aber etwa 400.000 Gläubige am Gottesdienst teilnehmen. Die Übertragungen haben sich in Corona-Zeiten etabliert.

 

Kauling empfindet Atemstillstand der Wallfahrt

 

Domkapitular Gregor Kauling.
Domkapitular Gregor Kauling ist Wallfahrts-Rektor in Kevelaer. | Foto: Michael Bönte

Trotz aller alternativen Angebote – Domkapitular Gregor Kauling spricht mit Blick auf den oft leeren Kapellenplatz vor seinem Bürofenster von einem „Atemstillstand“ in Kevelaer. Der Rektor der Wallfahrt hofft, dass es in diesem Jahr zu einer „Reanimation“ kommt. Auch weil er Wallfahrtsorte wie „eine Lunge der Kirche“ sieht. „Wir können und werden dem Glauben der Menschen wieder neues Leben einhauchen.“
 
Die Voraussetzungen dafür müssen aber stimmen. „Das Leben muss wieder pulsieren dürfen – Begegnungen mit vielen Menschen gehören zur Wallfahrt einfach dazu.“ Gerade in Pandemie-Zeiten könne das eine besonders wichtige Rolle einnehmen, sagt Kauling. „Der Besuch der Trösterin der Betrübten hier kann in Zeiten von Angst, Trauer und Entbehrung vielen Kraft geben.“

 

Formate des ersten Corona-Jahrs werden übernommen

 

Der Reanimations-Gedanke von Kauling passt zum diesjährigen gemeinsamen Motto der Wallfahrtsorte im westdeutschen Raum: „Atme in uns, Heiliger Geist“. Viele Formate, die sich im vergangenen Jahr aus der Not heraus entwickelt haben, werden auch in diesem Jahr in Kevelaer dafür zum Einsatz kommen.

Der Wallfahrtsrektor verweist dabei vor allem auf die ökumenischen Impulse, die er mit Vertretern der Freikirche und der evangelischen Kirche gemeinsam aus der Marienbasilika übertrug.  „Die waren meine ganz persönlichen Kraftquelle.“

Freiluft-Segnungen auf dem Kapellenplatz, Stehtische mit Gesprächspartnern vor den Kirchen, kleine Gottesdienstangebote oder Impulse über das Smartphone sind ebenfalls Ideen, die aus dem Vorjahr übernommen werden. Auch für den wegfallenden direkten Kontakt mit den Leitern der einzelnen Wallfahrten haben sich die Organisatoren etwas einfallen lassen. Im April wurden gemeinsam mit Geschäftsleuten und Hoteliers 300 Pakete mit Kerzen, Gutscheinen und Spezialitäten verschickt.

 

Sorge um Hotels, Gastronomie und Handel

 

Die Infrastruktur rund um den Kapellenplatz liegt Kauling und Killich ohnehin am Herzen. „Sie ist wichtiger Teil jeder Wallfahrt“, sagen sie. „Ohne Unterkünfte, Geschäftebummel und gutes Essen würden weniger Menschen nach Kevelaer kommen und bleiben.“ Die von der Pandemie stark mitgenommenen Anbieter sind damit ein entscheidender Faktor, für den die Normalisierung der Situation ebenso überlebenslebenswichtig ist wie für die Wallfahrt in Kevelaer.

Weitere Informationen zur Wallfahrtssaison 2021 in Kevelaer: www.wallfahrt-kevelaer.de

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