Sondervermögen des Erzbischöflichen Stuhls

Woelkis „Sonderkasse“ – was ist der BB-Fonds im Erzbistum Köln?

  • Zuletzt wurde mehrfach bekannt, im Erzbistum Köln seien Gelder aus dem „BB-Fonds“ entnommen worden – für durchaus umstrittene Projekte.
  • Was ist dieser Fonds eigentlich, wozu dient er, wie finanziert er sich?
  • Hintergrund zu einem Sondervermögen des Erzbischöflichen Stuhls Köln.

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Honorare für PR-Berater, Anschub-Millionen für eine Hochschule, zuletzt wurde noch die Tilgung von einer halben Million Euro Schulden eines Priesters bekannt – das Geld wurde jeweils dem „BB-Fonds“ im Erzbistum Köln entnommen. Er ist ein rechtlich unselbstständiges Sondervermögen des Erzbischöflichen Stuhls neben dem Bistumshaushalt.

Die Abkürzung BB steht für „Bedürfnisse des Bistums“. Nach Angaben der Erzdiözese waren Ende 2020 noch 16,8 Millionen Euro im Fonds, 9,5 Millionen Euro weniger als Ende 2019.

Gelder für Missbrauchs-Betroffene

Mit Geldern aus diesem Topf teilfinanziert Kardinal Rainer Maria Woelki eines seiner wichtigsten Projekte, die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT). Dafür werden derzeit jährlich mehr als drei Millionen Euro aufgewendet. Nach Recherchen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) dürfte das jedoch mittelfristig nicht ausreichen.

Das Erzbistum beglich über den BB-Fonds zudem die Schulden eines Priesters in Höhe von fast einer halben Million Euro. Zugleich erhalten aus diesem Topf Missbrauchs-Betroffene in der Erzdiözese die kirchlichen Zahlungen in Anerkennung des Leids. Sie liegen in der Regel bei höchstens 50.000 Euro pro Person.

Fonds bereits 1952 gegründet

Weitere Gelder aus dem BB-Fonds gingen an Anwälte und PR-Berater, die mit der Missbrauchs-Aufarbeitung befasst waren. Letzter Posten schlug zwischen 2019 und 2021 mit 2,8 Millionen Euro zu Buche.

Laut Erzbistum rief den BB-Fonds Kardinal Josef Frings 1952 ins Leben. Nach einer der KNA vorliegenden Sitzungsvorlage für den Diözesanpastoralrat im Januar wurde dabei keine klare Zweckbindung definiert.

Anfangs zahlten Pfarrer eine „Pflichtabgabe“

Der Fonds speiste sich von 1952 bis 1969 aus Kürzungen der Pfarrergehälter. Im Zeitverlauf wurde der Prozentsatz dieser „Pflichtabgabe“ mehrfach angepasst auf zuletzt zwölf Prozent.

Nachdem 1970 die Pfarrergehälter von der Besoldungsgruppe A 14 auf A 13 abgesenkt wurden, seien die Einzahlungen in das Sondervermögen beendet worden. Seitdem seien dem Fonds nur noch freiwillige Spenden von Klerikern und Erträge aus der Vermögensanlage zugeflossen, so das Erzbistum.

Für „besondere Bedürfnisse und Anliegen im Erzbistum“

Heute könnten nicht mehr alle Entnahmen aus dem Topf seit 1952 lückenlos dargestellt werden, heißt es. In der Anfangszeit sei der BB-Fonds insbesondere für Bistumsbauten, speziell für Schulen und Bildungseinrichtungen, eingesetzt worden. Rund zwölf Millionen Euro wurden für den Bau des Diözesanmuseums Kolumba und seinerzeit rund 17 Millionen Mark für den Erwerb von Liegenschaften in Altenberg verwendet.

2019 unterschrieb Woelki ein Statut für den BB-Fonds. Demnach ist Zweck des Fonds „die ideelle und materielle Förderung besonderer kirchlicher Bedürfnisse und Anliegen im Erzbistum Köln“. Die Erzdiözese verfügt über mehrere unselbstständige Sondervermögen, die sich Ende 2020 auf insgesamt 221,1 Millionen Euro beliefen.

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