Update: KFD spricht von Reformstau

Bätzing und Stetter-Karp hoffen auf Schwung des Konzils für Reformen

  • Zum 60. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils haben sich deutsche Bischöfe und Laien zu Wort gemeldet.
  • Bischof Georg Bätzing erklärte, beim Konzil wie auch beim Synodalen Weg gelte es, Erstarrungen aufzubrechen.
  • ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp: Ansätze zur Erneuerung der Kirche stoßen im Vatikan auf irritierende Widerstände.

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Zum 60. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils am 11. Oktober 1962 haben Bischöfe und Laienvertreter in Deutschland einen maßgeblichen Einfluss der Versammlung auf aktuelle Reformbestrebungen gewürdigt. „Das Konzil ist auch prägend für unseren Weg der Umkehr und Erneuerung mit dem Synodalen Weg“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing.

Beim Konzil wie auch beim Synodalen Weg gelte es, „die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums zu deuten, Erstarrungen aufzubrechen“, sagte der Limburger Bischof. Dies sei damals auch die „prophetische Kraft“ Johannes XXIII. gewesen, als er das Konzil einberief. „Kirche ist nicht abgeschottet hinter Mauern, sie lebt und wirkt in unserer Gesellschaft“, so Bätzing. „Bei allen Krisen, die wir derzeit auch innerkirchlich erleben, dürfen wir hinter dieses Ziel nicht zurück: Kirche ist für die Menschen da.“

Teilhabe bis heute nicht vollendet

Aus Sicht der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat mit dem Konzil eine „Teilhabekultur“ begonnen, „die uns bis heute Ansporn ist, weil sie nicht vollendet wurde“. Letztlich sei das ZdK „durch das Konzil zum Zusammenschluss von Vertreter*innen der Diözesanräte, der katholischen Verbände und weiterer Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft geworden“.

Derzeit stießen Ansätze zur Erneuerung der Kirche im Vatikan auf „teils irritierende Widerstände“, sagte Stetter-Karp und bedauerte, dass „Synodale Wege“ oft kritisch beäugt würden. „Heute ist die Gleichberechtigung von Frauen, ist die Akzeptanz geschlechtlicher Vielfalt in der Gesellschaft und das Verlangen nach Macht- und Gewaltenteilung bei Entscheidungsprozessen in der Kirche drängend.“ Wenn die Kirche sich an diesen Punkten nicht verändere, werde sie immer mehr Mitglieder verlieren und sich gesellschaftlich marginalisieren.

Einen Reformstau beklagte auch die Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, Mechthild Heil. Schon vor 60 Jahren hätten Frauen gefordert, den Weg zu Weiheämtern zu öffnen. Seitdem sei die Kirche „aber nicht sehr viel weitergekommen“. Das frustriere „natürlich enorm“, sagte Heil dem Kölner Internetportal domradio.de.

Neuer Impuls für Synodalität

Auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße würdigte das Konzil als einen Impuls für Synodalität. Sie bedeute, dass das ganze Volk Gottes auf einem gemeinsamen Weg sei, so der Erzbischof in einer auf der Internetseite des Erzbistums veröffentlichten Videobotschaft. „Ich habe den Eindruck, dass Papst Franziskus wieder einen Schritt in der Entfaltung des Zweiten Vatikanischen Konzils nach vorne geht.“

Mit dem von Papst Johannes XXIII. (1958-1963) einberufenen Konzil begann eine Erneuerung in Struktur und Liturgie der katholischen Kirche sowie ihre Öffnung zum Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen.

Update, 16.40 Uhr: Äußerung der KFD-Vorsitzenden Mechthild Heil ergänzt. (jdw)

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