Solidarität für Lateinamerika in Zeiten von Corona

Bundesweite Adveniat-Weihnachtsaktion in Münster eröffnet

  • Mit einem Gottesdienst in Münster ist die diesjährige bundesweite Aktion des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat eröffnet worden.
  • Bischof Felix Genn sieht in der Spendenaktion zum Weihnachtsfest „keine Bettelaktion, sondern eine Aktion gelebter Solidarität“.
  • Erzbischof Leonardo Steiner aus der brasilianischen Amazonas-Metropole Manaus berichtet über die Situation in Brasilien und dankt für die Hilfen.

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„In der Adventszeit öffnet Gott uns Tore – lasst uns Tore öffnen für jene auf der Welt, denen so viel verschlossen bleibt“: Dazu hat Münsters Bischof Felix Genn im feierlichen Gottesdienst zum bundesweiten Auftakt der Weihnachtsaktion des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat am ersten Advent im St. Paulus-Dom Münster aufgerufen. Konzelebranten waren Adveniat-Partner Erzbischof Dr. Leonardo Steiner aus der brasilianischen Amazonas-Metropole Manaus, Adveniat-Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Weihbischof Dr. Stefan Zekorn und Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Dr. Martin Maier. Die diesjährige Weihnachtsaktion steht unter dem Motto „ÜberLeben in der Stadt“.

Zum Tagesevangelium, in dem Jesus angesichts eines Katastrophenszenarios die nahe Erlösung zusagt, unterstrich Genn in seiner Predigt, diese Zusage sei „kein blanker Zynismus, sondern Ermutigung: Ihr könnt euch darauf ausrichten, dass euer Leben eine Perspektive hat, die größer ist.“ Diese Perspektive werde schon heute deutlich in denen, „deren Engagement dazu beiträgt, dass Gottes Reich jetzt schon ankommt: dort, wo Menschen der Not Gegenwehr leisten.“

Pandemie als Herausforderung

Durch Adveniat geschehe genau das. Es sei kaum zu überschauen, was in den 60 Jahren seit Gründung des Lateinamerika-Hilfswerks Gutes bewirkt worden ist. Genn verwies beispielhaft auf die Arbeit von Erzbischof Steiner insbesondere angesichts der Corona-Pandemie. „Adveniat will deutlich machen, dass es eine Gerechtigkeit gibt, die größer ist als unsere und die Maß nimmt an der Liebe zu allen Menschen“, sagte Genn. So sei die Pandemie bei aller Schrecklichkeit eine Herausforderung, „ob wir nur auf uns selbst schauen oder ob wir bereit sind, über uns zu wachsen, indem wir uns impfen lassen und die Impfstoffe mit anderen Völkern teilen.“

Die Weihnachtsaktion sei „keine Bettelaktion, sondern eine Aktion gelebter Solidarität, die zuerst darin besteht, dass wir überhaupt einen Blick füreinander haben“, sagte der Bischof. Auch das Gebet sei wichtig, denn es gehe „um innere Solidarität auf den hin, der allen nahe sein will.“

Hilfe rettet Leben

„Die Corona-Pandemie hat Manaus schwer getroffen. Die Bilder der überfüllten Kliniken und der vielen offenen Gräber gingen um die Welt. Bis zu 500 Menschen starben täglich allein in Manaus an den Folgen der Infektion“, schilderte Erzbischof Steiner. Es mangelte an Sauerstoffgeräten und Krankenbetten. „Dank Ihrer Hilfe konnten wir Leben retten“, unterstrich er, „wir brachten Sauerstoffgeräte zu den Kranken. Die Hospitalschiffe, die die Kirche auf dem Amazonas unterhält, leisten großartige Hilfe.“ Corona habe das Land in einer ohnehin schwierigen Situation getroffen, zudem kämen viele Flüchtlinge beispielsweise aus Venezuela und Haiti.

Erzbischof Steiner
Erzbischof Leonardo Steiner aus der brasilianischen Amazonas-Metropole Manaus berichtet über die Situation in Brasilien und dankt für die Hilfen. Foto: pbm

Gerade in den Großstädten zeigten sich Ausgrenzung, Ausbeutung und Not überdeutlich. Acht von zehn Lateinamerikanern lebten in der Stadt. Ein Großteil schlage sich mit Handlangerdiensten oder Gelegenheitsjobs durch. Die Kirche tue viel, um die Situation der Menschen in den Armenvierteln an den Stadträndern zu verbessern. „In der Gemeinschaft der Gemeinden wachsen Hoffnung und Perspektiven. Adveniat unterstützt uns in dieser Arbeit“, sagte Steiner und betonte: „Unsere Kirche ist weiblich, denn die Hoffnungsträgerinnen sind vor allem die Frauen, die in vielen kleinen Gemeinschaften und Projekten den Armen Chancen eröffnen.“

Ohne Adveniat Seelsorge oft nicht möglich

Der Erzbischof fügte an, dass ohne die Adveniat-Hilfe die Seelsorge gerade in den Gemeinschaften der Indigenen und der Flussrandbewohner, der Ribeirinhos, kaum möglich wäre. Er zeigte sich beeindruckt vom weltkirchlichen Engagement im Bistum Münster. „Die Kirche in Lateinamerika verdankt Euch viel“, betonte er gegenüber Adveniat-Spenderinnen und Spendern, „Euer Beitrag – vor allem in der Weihnachtskollekte, die ja an Adveniat geht –  ist eine konkrete Geste lebendiger Solidarität mit der Kirche in Lateinamerika und der Karibik.“

Getreu dem Motto „ÜberLeben in der Stadt“ waren die Fürbitten von Menschen in unterschiedlichen Zusammenhängen in der Stadt Münster vorab formuliert worden. So bat etwa Thomas Mühlenbauer vor dem Haus der Wohnungslosen für Menschen ohne festen Wohnsitz oder Barbara Loy als Fahrradfahrerin für Engagement gegen die Auswirkungen des Klimawandels.

Besuch des Adveniat-Adventsmarkts

Im Anschluss trafen sich Gäste und Gastgeber unter coronakonformen Bedingungen auf dem AndersAdvent des Bistums Münster zu dessen Eröffnung. Der AndersAdvent findet zur Adveniat-Aktions-Eröffnung vom 1. bis 12. Dezember jeweils von 17 bis 20 Uhr im Innenhof des Liudgerhauses am Überwasserkirchplatz statt. Dort können sich die Besucher über Eine-Welt-Arbeit informieren, fair gehandelte Waren erwerben, Gäste aus Brasilien und Mexiko kennen lernen, beim Kerzen ziehen kreativ werden und internationale Spezialitäten genießen.. Für einen Besuch des AndersAdvent gilt die 2G-Regel und Maskenpflicht.

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