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50 Menschen und 24 Hunde haben sich am Samstag zu einer Wallfahrt in Kevelaer getroffen, eingeladen von der Gruppe Niederrhein des Deutschen Teckelclubs. Nach dem Weg zur Gnadenkapelle endete die Veranstaltung mit einer Tiersegnung am Noah-Brunnen.
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50 Menschen und 24 Hunde haben sich am Samstag zu einer Wallfahrt in Kevelaer getroffen, eingeladen von der Gruppe Niederrhein des Deutschen Teckelclubs. Nach dem Weg zur Gnadenkapelle endete die Veranstaltung mit einer Tiersegnung am Noah-Brunnen.
Der Treffpunkt für die neunte Dackel-Wallfahrt in Kevelaer ist dort, wo es bellt. Am Parkplatz vor dem Konzert- und Bühnenhaus warten 50 Zweibeiner und 24 Dackel. Lange haben sich zumindest die Zweibeiner auf die neunte Wallfahrt für Mensch und Hund gefreut, zu der die Gruppe Niederrhein des Deutschen Teckelclubs eingeladen hat.
Gebete und Gespräche
„Es ist eine Art religiöse Wanderung und ein Anlass, miteinander ins Gespräch zu kommen“, sagt Hans-Willi Liptow, Vorsitzender des Teckelclubs. Zu Anfang hätten sich fünf oder sechs Mitglieder des Vereins auf eigene Faust mit ihren vierbeinigen Freunden auf den Weg in Richtung Gnadenkapelle gemacht. „Dann haben wir uns gefragt: Warum machen wir das nicht öffentlich, mit einer ganzen Gruppe?“
Offensichtlich kommt die Aktion, zu der jeder mit oder ohne Hund eingeladen ist, an. Auf dem Parkplatz bleibt reichlich Zeit, einander zu beschnuppern: die Menschen mit Worten, die Dackel mit Nasen. Auf der Treppe vor dem Bühnenhaus sitzt Peter Beiten aus Waldfeucht (Kreis Heinsberg) und tauscht sich mit einem anderen Hundefreund aus. Gleich vier Dackelhündinnen hat Beiten an der Leine. „Die sind alle miteinander verwandt“, sagt er und zeigt auf eine rauhaarige „Tante“ und ihre „Halbschwester“.
Früher mit der Tante, heute mit vier Dackeln
„Ich bin katholisch“, begründet Beiten, warum er an der Wallfahrt teilnimmt. „Hunde gehören genauso zur Schöpfung wie der Mensch.“ Mit Wallfahrten ist er aufgewachsen. In früheren Zeiten ist er mit seiner Tante per Bus nach Kevelaer gefahren. Nun sind die Hunde seine Begleiter: „Ich nehme die vier überallhin mit, also auch zur Wallfahrt.“
Während ein paar Schritte weiter unter lautem Gebell Unstimmigkeiten ausgetragen werden, berichtet Anne Kemper-Schweers aus Stadtlohn, warum sie an der Wallfahrt teilnimmt: Ihr Dackel ist vor zwei Wochen vor ein Auto gelaufen. Glimpflich sei es ausgegangen, und dafür wolle sie jetzt danken.
Teckel-Fanfare zum Mitheulen
Plötzlich gehen alle Unterhaltungen in der Darbietung von vier Jagdhornbläsern des Hegerings Geldern-Issum unter. Mit kräftigem Ton blasen die Männer die Teckel-Fanfare von Reinhold Stief, einem Komponisten jagdlicher Werke. Sofort wird die Musik mehrstimmig: Mit lautem Jaulen beteiligen sich die Dackel in allen erdenklichen Tonlagen.
Bevor es losgeht, stimmt Frank Ingendae, Pastoralreferent in Wachtendonk-Wankum-Herongen, die zwei- und vierbeinigen Teilnehmer auf die „Wallfahrt der Teckelfreunde und der Teckel“ ein – „auch, wenn Letzteren das nicht so bewusst ist“. Die Menschen brächten mit, „was ihnen wichtig ist, in diesem Fall die Tiere“, sagt Ingendae. „Durch die Hunde bleiben wir in der Natur und mit der Natur verbunden.“
Erfrischung im Marienbrunnen
Dann formiert sich das Durcheinander von Mensch und Tier zu einer wohlgeordneten Wallfahrtsgemeinschaft. Willi van der Wal, Mitglied im Teckelclub, im grünen Anzug und mit grünem Hut, führt die Gruppe an. Gemessenen Schrittes, stets begleitet von seinem wallfahrtserfahrenen Langhaardackel, strahlt van der Wal Ruhe und Feierlichkeit aus. Das Kreuz, das er voranträgt, ist prächtig geschmückt mit Efeu, Farn und roten Beeren.
Unterwegs bietet der Marienbrunnen Gelegenheit für eine kurze Erfrischung. Während einige Dackel durstig schlappen, nutzen andere die Gelegenheit für ein Vollbad im Brunnen. Es ist fast sommerlich warm – ein Wallfahrtstag unter blauem Himmel. Vor der ersten Kreuzweg-Station spricht Pastoralreferent Ingendae von „kleinen, wunderschönen Momenten, die das Leben lebenswert machen – gute und glückliche Momente“. Nur das leise Weinen eines Langhaardackels unterbricht den anschließenden Moment der Stille.
Frauchen schimpft im Flüsterton
Auf dem Weg zur dritten Station bleibt einer der Dackel plötzlich stehen. Keine Lust mehr? Das kann Frauchen nicht durchgehen lassen. Flüsternd hält sie ihm eine liebevoll-strenge Gardinenpredigt, während er mit treuem Dackelblick zu ihr aufschaut. „Im Auto kannst du fein schlafen“, zischt Frauchen. „Aber jetzt gehst du mit!“ Das hilft. Gehorsam teckelt der Hund an der Leine weiter, während Ingendae das Lied „Friede soll mit euch sein, Friede für alle Zeit“ anstimmt.
Auch am Erdboden herrscht überwiegend Eintracht – bis auf einige gebellte Meinungsverschiedenheiten. An den Kreuzweg-Stationen bleiben die Dackel gehorsam stehen, während der Pastoralreferent Gebete und Impulse vorträgt. Einige Hunde legen sich dazu hin, andere vertreiben sich die Zeit mit Schnuppern und Spielen. Nur Rauhaardackel Gustl bellt ständig ohne ersichtlichen Grund. „Das liegt daran, dass er an der Leine ist“, meint sein Herrchen. Mit einem Gummiknochen, der beim Zubeißen quietscht, lässt sich Gustl jedoch immer wieder ablenken.
Würdevoll durch die Fußgängerzone
Nach dem Kreuzweg geht es mitten durch die Fußgängerzone in Richtung Gnadenkapelle. Erstaunt drehen sich Cafébesucher zu der ungewöhnlichen Pilgerschar um. Handys werden gezückt. Unbeirrt von allen Randerscheinungen führt Willi van der Wal mit grünem Hut, grünem Kreuz und großem Ernst die singende Schar weiter in Richtung Kapellenplatz: „Wunderschön prächtige, hohe und mächtige ...“ Inzwischen sind die Dackel auffallend ruhig geworden. Ob sie sich müde geteckelt haben?
Vor der Gnadenkapelle mit dem Bild der „Trösterin der Betrübten“ sind alle noch einmal zur Besinnung eingeladen, bevor es zum Noah-Brunnen geht. Dort segnet der Pastoralreferent von St. Marien Kevelaer, Bastian Rütten, Zwei- und Vierbeiner. „Guter Gott, schütze die Tiere vor Krankheit und Gefahr und schenke ihnen Kraft, Mut und Lebendigkeit“, betet Rütten, bevor er alle spürbar mit Weihwasser besprengt. Einige Wallfahrer haben ihre Tiere auf den Arm genommen. Hinter Rütten schaut ein ernstes Dackelgesicht aus einem Kinderwagen hervor.
Pit schließt Frieden
Währenddessen hat Pit, ein großer, brauner Mischlingsrüde, in Rauhaardackel Paul einen neuen Freund gefunden. Schwanzwedelnd beschnuppern sich beide ausgiebig. „Eigentlich kann Pit nicht gut mit Dackeln“, sagt sein Frauchen nachdenklich. „Aber auf Wallfahrten hat er sich noch nie daneben benommen!“