Workshop des Bistum Münsters gibt konkrete Tipps

Digital verkündigen – wie geht das?

Verkündigung auf digitalem Weg hat durch die Corona-Krise tüchtig zugelegt. Ein Workshop des Bistum Münster mit Maria Bubenitschek und Regina Laudage-Kleeberg gab konkrete Tipps. Pastoralreferentin Pia Reich berichtet, wie es war.

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Egal ob Videos auf eigenem Gemeinde-Kanal auf Youtube oder tägliche Fotos in der Instagram-Story: Verkündigung auf digitalem Weg hat durch die Corona-Krise tüchtig zugelegt. Das zeigen auch die Zugriffszahlen der im Internet gestreamten Gottesdienste im Bistum Münster.

Das brachte Regina Laudage-Kleeberg, Religionswissenschaftlerin aus Münster, und Maria Bubenitschek, Leiterin des Seelsorgeamtes im Generalvikariat Münster auf die Idee, einen Workshop dazu ins Leben zu rufen. Damit trafen die beiden Frauen voll ins Schwarze: Die Fortbildung war ohne große Werbung innerhalb kürzester Zeit ausgebucht: „Wir haben digitales Predigen sehr weit gefasst: für uns bedeutet es jede Form von Verkündigung, die im digitalen Raum stattfindet“, erklärt Regina Laudage-Kleeeberg, die im Generalvikariat Essen im Stabsbereich Strategie und Entwicklung arbeitet. Das könne ein YouTube-Video als Morgenimpuls für eine Schulklasse sein, oder eine Foto-Challenge in der WhatsApp-Gruppe von Kommunioneltern: „Hauptsache, es geht dabei darum, über den eigenen Glauben zu sprechen und dadurch andere zum Nachdenken, Reden anzuregen“, fasst die 33-Jährige zusammen.

 

Online-Predigt ist der Radioverkündigung ähnlich

 

Die Herausforderung sei dabei der Radioverkündigung in manchem ähnlich, sagt Laudage-KLeeberg: „Sie geschieht nebenbei und ist oft flüchtig. Umso bedeutender ist, sich selbst in diesen Kontext hineinzudenken: Scrollt jemand auf dem Klo durch Facebook und stolpert über den Gedanken und das Foto, die ich als Abendsegen gepostet habe? Oder ist die Person, die ich erreichen will, konzentriert und kann etwas länger zusehen oder zuhören?“ Um die richtige Ästhetik und Sprache und das passende Format zu finden, empfiehlt sie, sich die Zielgruppe genau vorzustellen.

Unter den acht Teilnehmern ist auch Pia Reich, noch Pastoralreferentin in St. Petronilla Münster-Handorf: „Interessiert hat mich die Vielfalt: Was gibt es da eigentlich alles?“, sagt die 32-Jährige. Auch der Adventskalender, der über Messenger-Dienste geschickt wird, sei Verkündigung. Sie möchte ihren Horizont erweitern, „und vielleicht auch über meinen eigenen Schatten springen“. In Live-Videos, wie sie zum Beispiel Stefan Rosenbaum, Kaplan in Rhede, auf Instagram nutzt, sehe sie sich so noch nicht: „Ich poste wohl mal etwas, aber mich selber vor die Kamera zu stellen, da muss ich erstmal hinkommen.“ Vielleicht sei sie zu perfektionistisch, fügt sie an, aber ihr sei es wichtig, dass die Botschaft auch die Zielgruppe erreicht. „Für Jugendliche baue ich eine Predigt anders auf als für Senioren, da unterscheidet sich das Analoge nicht vom Digitalen“, meint sie.

 

Keine Angst vor Hatern

 

Im realen Raum bekomme der Prediger deutlicher Reaktionen mit: „Die Stimmung ist zu spüren, ich weiche vielleicht nochmal vom Text ab, weil ich merke, da liegt Zunder in der Luft.“ Das gehe online so spontan nicht: „Da guckt man irgendwie in die Röhre!“, sagt Pia Reich. Aber auch da gebe es über die Kommentarfunktion die Möglichkeit zur Rückmeldung: „Man muss sich bewusst sein, dass man dort mit seiner Predigt einem ungeschützteren Raum ausgesetzt ist.“ Für die Pflege der User und Follower müsse man Zeit und Pflege einplanen. „Einen User, der Hass-Kommentare hinterlässt, kann man lieber nett einfangen, als sich auf ewige Grundsatzdiskussionen einzulassen.“

Am Anfang des Workshops stand kritische Selbstreflektion bei den Teilnehmern: „Als ich mir eine Aufnahme von mir angesehen habe, dachte ich nur, dass ist doch viel zu langatmig, teilweise auch langweilig! Wenn ich Clips online anschaue, dann klicke ich ja auch nach wenigen Sekunden weg.“ Für Pia Reich bestand die Herausforderung darin: „Sich das Unbewusste bewusst machen. Dann rede doch kurz und knapp! Fasse die Botschaft kompakt zusammen!“ Bevor sie nach St. Mauritz Münster wechselt, möchte sie sich mit einem digitalen Beitrag aus ihrer Pfarrei verabschieden und das im Workshop Gelernte umsetzten.

Bis zu 18. Juni stellen die acht Teilnehmer aus dem ganzen Bistum ihre Predigt-Projekte im Workshop vor. Eins ist schon online und auf Facebook zu verfolgen:  „Willi´s – Die Urlauberkirche in Butjadingen“ im Oldenburger Land postet täglich kurze Bibelverse mit einem Meeresbild dazu. (Facebook: @Urlauberkirche)

Sieben Tipps für digitale Verkündigung aus dem Workshop
1. Entscheide dich in der digitalen Verkündigung für eine konkrete Zielgruppe.
2. Wichtig ist ein Dreischritt: Ausprobieren – Reflektieren –Weitermachen.
3. Beib bei dir, werde persönlich, bleibe nicht allgemein.
4. Verkündige ausschließlich, wovon du überzeugt bist.
5. Fokussiere und halte dich kurz. Erzähle nur eine Geschichte, zeig nur ein Bild. Und das dann lieber öfter, als alles Pulver auf einmal zu verschießen.
6. Mach es ästhetisch. Die Zeiten älterer Computer-Schriften und schlechter Bilder sind vorbei. Die Ästhetik muss zur Zielgruppe passen. Digital verkündigen bedeutet, einfach, ästhetisch, fokussiert zu verkündigen.
7. Halte Kurzlebiges aus. Erfolg und Misserfolg im Netz kommen und gehen schnell vorbei. Digitale Verkündigung ist kurzlebig.

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