Aktion „Süß statt bitter!“ - Idee der Evangelischen Kirche von Westfalen

„Faire Orangen“ in Westfalen unterstützen Erntehelfer in Süditalien

  • In Recklinghausen und anderen Orten im Bistum Münster sind kilo- und zentnerweise „faire Orangen“ aus Süditalien angekommen.
  • Der faire Preis kommt den zumeist aus Afrika stammenden Erntehelfern zugute.
  • Diese bekommen oft keine 25 Euro Lohn am Tag.

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Als Maria Voß von der Kirchen-Aktion „18 Tonnen öko-faire Orangen für Westfalen – Hilfe für Geflüchtete“ hörte, war für sie klar: Da mache ich mit! Voß arbeitet seit vielen Jahren in der Arbeitsgemeinschaft Eine Welt im Stadtkomitee der Katholiken in Recklinghausen mit und ist Mitgründerin einer Eine-Welt-Gruppe in ihrer Pfarrei St. Antonius.

Unter dem Motto „Süß statt bitter!“ hatte die Evangelische Kirche von Westfalen über ihr Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung eine „faire Orangen-Aktion“ zur Adventszeit organisiert.

 

18 Tonnen in ganz Westfalen

 

Mehr als 18 Tonnen Orangen - aus Öko-Anbau und fair gehandelt - rollten Anfang Dezember in die Region: Vom Ruhrgebiet über das Münsterland und Sauerland bis nach Ostwestfalen werden derzeit kistenweise Orangen in Kirchengemeinden, Kindertageseinrichtungen, Schulen, sozialen Einrichtungen, Weltläden und auch bei Einzelhändlern angeboten. Auf offene Ohren ist die Aktion unter anderem in den Pfarreien Heilig Kreuz in Münster und St. Franziskus in Marl sowie im Eine-Welt-Laden Dülmen gestoßen.

Voß orderte gleich 900 Kilo Bio-Orangen, die durch die Arbeitsgemeinschaft Eine Welt im Stadtkomitee der Katholiken zusammen mit der Steuerungsgruppe „Fairtrade-Town Recklinghausen“ und anderen Einrichtungen „vermarktet“ werden. Genauso wichtig wie der Verkauf ist für Voß die Information über den Handel mit Orangen. „Wir müssen sehen, was hinter unseren Lebensmitteln und Produkten steckt“, sagt sie.

 

25 Euro Tageslohn für einen Erntehelfer

 

Und hier kommt die Orange ins Spiel: Orangen gehören zum Winter und zur Weihnachtszeit. Aus Italiens Süden kommen sie nach Deutschland. Auf Kalabriens Obstfeldern arbeiten mehr als 2.500 afrikanische Wanderarbeiter oder Flüchtlinge als Erntehelfer. Sie erhalten dafür etwa 25 Euro am Tag. Kein Lohn, der für ein Leben in Würde reicht. Sie hausen in einfachen Hütten, ohne fließendes Wasser und Strom. Die Kleinbauern wiederum können ihnen nur Billiglöhne zahlen, weil die niedrigen Preise der Handelsketten ihnen keine andere Wahl lassen.

Diese Spirale will der Verein „SOS Rosarno“ durchbrechen. Der Verein ermöglicht Bauern und Saisonkräften menschenwürdige Arbeitsbedingungen bei fairen Preisen und Löhnen und hält direkten Kontakt zu Einkaufsgemeinschaften. Außerdem unterstützt „SOS Rosarno“ die Flüchtlingsarbeit der so genannten Waldenser Kirche – das Projekt „Mediterranean Hope“. So hilft „SOS Rosarno“ etwa mit Italienisch-Unterricht und Obstspenden in den Flüchtlingslagern.

 

Einsatz für ein Lieferkettengesetz

 

Die Evangelische Landeskirche hat nun mit dem Kauf öko-fairer Orangen aus Süditalien in Westfalen Zeichen gegen Ungerechtigkeit gesetzt. Denn für ein Kilo Orangen bekommen Bauern in Kalabrien oft nur zwölf Cent. Das deckt nicht die Produktionskosten von mindestens 20 Cent und reicht oft nicht für gerechte Löhne. Um Erntehelfern Tariflöhne zahlen und Öko-Landbau betreiben zu können, organisiert „SOS Rosarno“ den Vertrieb an kleine Bio-Läden und an Gruppen solidarischen Konsums wie Eine-Welt-Gruppen.

Drastische Worte zu den Folgen des globalen Wettbewerbs findet Katja Breyer vom Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung der Evangelischen Kirche von Westfalen, das die Orangen-Aktion startete: „Die moderne Sklaverei ist Folge des globales Wettbewerbs.“ Dieser Kritik schließt sich Maria Voß an: „Wir brauchen ein gerechtes Lieferkettengesetz.“

 

Rezeptideen und Haushaltstipps

 

In Recklinghausen gehen die 900 Kilo Orangen schnell über den Ladentisch. Eine-Welt-Gruppen, Jugendgruppen, Unverpackt-Läden, Kindertageseinrichtungen und karitative Einrichtungen haben schnell zugegriffen. Einen Flyer mit Rezeptideen gab es gratis dazu. Die Rezepte und Haushaltstipps schrieben kirchlich Engagierte.

Von Joana Gewand, Referentin im Generalvikariat Münster, kommt der Tipp der „Vitamin-C-Bombe“. Sie empfiehlt: Orangenschale auf der Heizung oder im Backofen trocknen, anschließend mit einem Mixer zerkleinern und pulverisieren. Das Pulver enthält Vitamin C und kann über Müsli gestreut, selbstständig gegessen oder für Salate verwendet werden.

Orangenschalen können ebenso im Haushalt verwendet werden: Kalkflecken auf Armaturen können mit frischen Orangenschalen abgerieben werden. Diese helfen auch, unangenehme Gerüche im Backofen zu neutralisieren. Die Orangenschalen werden im Backofen kurz erhitzt, die freigesetzten Öle neutralisieren den Geruch.

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