Pfarrer Ullmann aus Mettmann „befremdet und traurig“ über Sanktion

Gemaßregelter Pfarrer: Handle gegen Lehre, um Menschen zu erreichen

  • Der vom Erzbistum Köln gemaßregelte Pfarrer Herbert Ullmann kritisiert das gegen ihn verhängte Verbot, Segensfeiern auch für homosexuelle Paare anzubieten.
  • „Nach 38 Jahren in der Seelsorge befremdet es mich und macht mich auch traurig, dass ich mich in Widerspruch zur kirchlichen Lehre setzen muss, wenn ich die Menschen erreichen will“, sagte er.
  • Es gebe viele Situationen, für die Kirchenrecht und Kirchenlehre eindeutige Regeln vorsähen, in denen es aber deutlich vielschichtiger zugehe.

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Der vom Erzbistum Köln gemaßregelte Pfarrer Herbert Ullmann kritisiert das gegen ihn verhängte Verbot, Segensfeiern auch für homosexuelle Paare anzubieten. „Nach 38 Jahren in der Seelsorge befremdet es mich und macht mich auch traurig, dass ich mich in Widerspruch zur kirchlichen Lehre setzen muss, wenn ich die Menschen erreichen will“, sagte der Pfarrer aus Mettmann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Um den von Rom verlangten Umgang mit homosexuellen oder zivil wiederverheirateten Paaren konsequent zu handhaben, „müssten wir über die Hälfte der Leute, die unsere Pfarrgemeinden tragen, von der Kommunion und den Sakramenten ausschließen“, sagte Ullmann. Das sei undenkbar.

„Zivilen Ungehorsam gab es auch in der Kirche“

„In der Geschichte der Kirche war vieles verboten, was die Gläubigen sich irgendwann nicht mehr haben verbieten lassen“, so der Pfarrer von St. Lambertus Mettmann und St. Maximin Wülfrath. „Im bürgerlichen Bereich nennt man das zivilen Ungehorsam.“

Er habe viele Situationen kennengelernt, für die Kirchenrecht und Kirchenlehre eindeutige Regeln vorsähen, in denen es aber deutlich vielschichtiger zugehe. „Wenn man mitbekommt, welches Schicksal und welche persönlichen Dramen hinter der Entscheidung einer Frau für eine Abtreibung stehen, kann man nicht mehr daherkommen und sie quasi zur Mörderin erklären und aus der kirchlichen Gemeinschaft verstoßen“, so Ullmann. „Ich jedenfalls kann das nicht.“

Segensfeier auf der Kölner Domplatte geplant

Er werde das von Generalvikar Guido Assmann auf Betreiben Roms ausgesprochene Verbot akzeptieren, erneut Segensfeiern auch für homosexuelle Paare abzuhalten, kündigte der Geistliche an. Er sehe sich an sein Gehorsamsversprechen als Priester gebunden. „Ich hatte mir einen in meinem Gewissen geprüften Freiraum eingeräumt und bin zurückgepfiffen worden. Das ist jetzt so.“

Er wolle nicht „Galionsfigur einer Art von Widerstand werden, durch die ich mir meine Freiheit in der Seelsorge verbauen würde“, fügte Ullmann hinzu. Deshalb werde er auch nicht an der am 20. September auf der Kölner Domplatte geplanten Segnungsfeier mitwirken.

Der Vorschlag des Synodalen Wegs

Zum Vorgehen von Erzbischof Rainer Maria Woelki sagte er, der Kardinal hätte viele Möglichkeiten, das Verbot aus Rom abzubiegen: „Den Bischöfen in den Nachbarbistümern gelingt das ja auch.“

Die Synodalversammlung des deutschen katholischen Reformprozesses Synodaler Weg hatte mehrheitlich empfohlen, Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare zu ermöglichen und Handreichungen dafür zu erarbeiten. Woelki enthielt sich der Stimme und verwies auf die Entscheidungskompetenz des Vatikans.

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