Münsters Bischof nimmt zum Jahresende mannigfache Krisen in den Blick

Genn an Silvester: Gewöhnen wir uns nicht an das Böse!

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Vor einer Gewöhnung an das Böse, an Tötung und Zerstörung hat Münsters Bischof Felix Genn zum Jahresende gewarnt. Er äußerte sich zu den mannigfachen Krisen, auch in der Kirche.

Bischof Felix Genn hat davor gewarnt, sich an das Böse, an das Töten von Menschen, an das Zerstören der Erde zu gewöhnen. In seiner Predigt zum Jahresschluss am Silvestermorgen wies er laut seiner Pressestelle in der Münsteraner Lambertikirche auf die Gefahr hin, angesichts mannigfacher Krisen - auch in der Kirche - abzustumpfen. 

Mit Blick auf die Situation in der Ukraine und im Heiligen Land betonte Genn, es sei wichtig, immer weiter darauf hinzuweisen, dass “jeder Krieg Unrecht ist und Leben zerstört”. Das vergangene Jahr sei angesichts des “Abschlachtens von Menschen” ein Blick in die “Abgründe der menschlichen Seele” gewesen.

Widerstand gegen Antisemitismus

Er beklagte eine “Verbohrtheit von Politikern”, wenn sie von unterschiedlichen Wertigkeiten von Völkern ausgingen und einzelnen Völkern ein Recht auf Existenz absprächen. 

Eindringlich rief Genn auf: "Wir als Christinnen und Christen sind hier – in Deutschland zumal – herausgefordert, jeglichen Antisemitismus in Schranken zu weisen.“

Recht auf Tötung?

Eindringlich sprach sich Genn gegen eine Neuordnung des Paragraphen 218 zum Schwangerschaftsabbruch aus. Dieser ist nach den Worten des Bischofs ein Kompromiss, der nicht aufgehoben werden dürfe. Denn sonst, sagte Bischof Genn, „stehen wir vor der Frage, vor der Radikalität und Brutalität des Gedankens und der Tat, ob ein Mensch das Recht haben kann, einen anderen Menschen zu töten“. 

Vielmehr müsse es darum gehen, wahrzunehmen, „dass das ungeborene Leben ein Recht hat, ohne dass deshalb die Würde und die Sorge um die Not von schwangeren Frauen in irgendeiner Weise abgeschwächt werden dürfen.“ Wichtig sei es, beide Rechte in einen guten Einklang zu bringen und deshalb weiter am Kompromiss des Paragraphen 218 festzuhalten.

Kurzatmige Attraktivitätssteigerung

Schließlich ging der Bischof auch auf die Situation der Kirche in Deutschland ein. Die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung habe gezeigt, wie bedeutungslos Religiosität geworden ist. „Können wir da abgestumpft zuschauen und zuhören?“, fragte der Bischof. 

Genn warnte davor, durch oberflächliche Aktivitäten und kurzatmige Überlegungen attraktiv sein zu wollen: „Es kommt vielmehr darauf an, das zu vertiefen, was uns an Glaubenswirklichkeit geschenkt ist.“

Traditionelle Predigt

Münsters Bischof feiert traditionell am Silvestermorgen einen Gottesdienst mit der münsterschen Stadtgesellschaft in der Lambertikirche in der Altstadt. In seiner Predigt äußert er sich dabei immer wieder grundsätzlich zu aktuellen politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Themen.

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