Der große Jahresrückblick

Bistum Münster 2023: Da war viel Musik drin – und kein Neupriester

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Ein ruhiges Jahr war 2023 auch für das Bistum Münster nicht. Neben der Planung neuer Strukturen sorgten manche Personalien für Schlagzeilen - tausende singende Kinder und Jugendliche aber auch.

Januar

5.000 Menschen demonstrieren in Münster gegen einen Empfang mit dem AfD-Rechtsaußen Björn Höcke. Stadtdechant Jörg Hagemann sagt, er habe es satt, wieder „explizit für Frieden und Toleranz, Dialogbereitschaft, Fremdenfreundlichkeit und die unantastbare Würde eines jeden Menschen eintreten zu müssen“.

Februar

Ilka Schmeing beendet den Dienst als Pastoralreferentin. Sie wolle nicht mehr „Teil des Systems“ sein – ein Weihbischof habe sie schon vor Jahren zum Schweigen in einem Missbrauchsfall verpflichtet.

Ein Ruhestandspfarrer in Rhede räumt in einer Sonntagsmesse sexuelle Übergriffe gegen einen Volljährigen vor 30 Jahren ein. Er tritt von allen Priestertätigkeiten zurück.

Nach knapp zwei Jahren beruft Bischof Felix Genn Ralf Hammecke als Kanzler ab. Er war der erste Nicht-Priester, der die Bistumsverwaltung geleitet hatte.

Genn lässt fünf Erwachsene zur Taufe an Ostern zu.

März

Helmut Flötotto, Flüchtlingsbeauftragter im Bistum Münster und Leiter des Referats „Soziale Arbeit“ beim Diözesan-Caritasverband, tritt in den Ruhestand. Auf ihn folgt Stefanie Tegeler.

April

Das Kirchenfoyer für City-Seelsorge nahe der Lambertikirche in Münster eröffnet nach viermonatiger Renovierung neu.

Mai

Bischof Genn setzt eine neue Missio-Ordnung für katholische Religionslehrkräfte in Kraft. Entscheidend ist künftig „das Zeugnis christlichen Lebens“ der Religionslehrer, nicht die persönliche Lebensführung. Das ist eine Erleichterung etwa für wiederverheiratete Geschiedene und Menschen in homosexuellen Partnerschaften.

Die Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Münster kann ihre Arbeit aufnehmen: Der Kirchensteuerrat bewilligt 1,75 Millionen Euro. Der Kommission gehören drei Missbrauchs-Betroffene an, zwei vom Land benannte Experten und drei, die das Bistum vorschlug – darunter der Leiter des Missbrauchsgutachtens, Thomas Großbölting.

Bischof Genn kündigt die Errichtung von 45 Pastorale Räume im Bistum an, zum 1. Januar 2024 werden sie wirksam. In ihnen kooperieren die rund 200 rechtlich eigenständigen Pfarreien.

2023 gibt es keine Priesterweihe – das ist sehr selten, womöglich sogar in der Bistumsgeschichte einmalig. Am üblichen Weihetermin, dem Pfingstsonntag, pilgern Priester vom Kloster Gerleve nach Billerbeck, dem Sterbeort des Bistumsgründers Liudger.

Juni

Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung im Bistum feiert ihr 125-jähriges Bestehen.

850 Kinder und Jugendliche erleben den zweiten Messdienertag im Oldenburger Land.

Juli

Weil Bischof Heinrich Tenhumberg sexuellen Missbrauch vertuscht hat, wird eine Caritas-Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Ahaus umbenannt. Sie heißt nun nach Kardinal Clemens August von Galen. 

Papst Franziskus beruft Bischof Felix Genn zum Mitglied der im Oktober tagenden Weltsynode in Rom sowie den in Bochum lehrenden Professor Thomas Söding aus Münster zu einem der offiziellen theologischen Berater der Synode.

August

Bischof Genn erklärt, er werde keine Sanktionen gegen Seelsorger aussprechen, „die sich so verhalten, wie sie es aufgrund ihres seelsorglichen Auftrags und ihres Gewissens im Dienst an den Menschen für richtig halten“. Die Anfrage bezog sich auf das Spenden eines Segens für gleichgeschlechtliche Paare.

Beim Weltjugendtag in Lissabon drängt ein österreichischer Priester einer geistlichen Gemeinschaft Pilgern aus dem Bistum Münster trotz geöffneter Hände die Mundkommunion auf. Unter anderem die Interventionsstelle des zuständigen Erzbistums Wien sieht darin einen Missbrauch klerikaler Macht. Der Priester lässt in „Kirche-und-Leben.de“ eine Entschuldigung ausrichten. Die Aufarbeitung des Falls läuft allerdings auch im Dezember noch.

September

Philip Peters, zuvor Pfarrer in Kleve am Niederrhein, wird Leiter des Priesterseminars in Münster. Der bisherige Regens Hartmut Niehues wechselt 2024 als Pfarrer nach Ibbenbüren.

1.500 Mitglieder katholischer Kinder- und Jugendchöre füllen beim Treffen ihres Dachverbands ein Wochenende lang die Stadt Münster mit Musik.

Fünf Initiativen erhalten den Ehrenamtspreis des Bistums, des Diözesankomitees und von “Kirche+Leben”.

Bischof Genn beauftragt zwölf Pastoralreferentinnen und -referenten für die Seelsorge.

Das Bistum kalkuliert für 2024 mit einem planerischen Haushaltsdefizit von 31,5 Millionen Euro, das aus Rücklagen finanziert wird. Mittelfristig führe an Einsparungen aber kein Weg vorbei, heißt es.

Statt wie früher in der Domkammer soll der Domschatz voraussichtlich ab 2025 in einem neuen Museum namens “Paulus” nahe der Lambertikirche in Münsters Innenstadt ausgestellt werden.

Oktober

Ein „digitales Angebot“ in der Bischofsgruft in Münsters Dom soll künftig Informationen zu den Lebensläufen aller dort beerdigten Bischöfe geben. Auch ihr Umgang mit Missbrauchsfällen werde thematisiert.

November

An der Auswahl eines Nachfolgers für Bischof Genn sollen zu gegebener Zeit auch 16 Laien mitwirken, kündigt die Bistumsleitung an. Die Bischofswahl selbst bleibt laut Staatskirchenrecht den 16 Domkapitularen vorbehalten.

Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Münster distanziert sich davon, dem verstorbenen Bischof Reinhard Lettmann die Ehrendoktorwürde verliehen zu haben. Grund seien Lettmanns Verfehlungen im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt.

Bischof Genn weiht fünf verheiratete Männer zu Ständigen Diakonen mit Zivilberuf.

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und das Generalvikariat legen Ergebnisse einer Umfrage vor, an der sich rund 1.000 junge Menschen beteiligten. Ihre Rückmeldungen sollen für die Jugendseelsorge genutzt werden.

Dezember

Kurt Schulte, 2022 als oberster Kirchenrichter und Dompropst in Münster zurückgetreten, erhält in einem kirchlichen Verwaltungsstrafverfahren einen Verweis, weil er vertrauliche Unterlagen der Bistumsleitung unbefugt weitergab. Wegen grenzüberschreitenden Verhaltens ermittelt die Staatsanwaltschaft nicht mehr gegen Schulte. Ein kirchliches Strafverfahren in der Sache läuft dagegen noch.

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