Bistum Münster kannte den Fall – Ex-Personalchef Köppen verteidigt Vorgehen

Missbrauch: Pfarrer legt in Messe Geständnis ab und reicht Rücktritt ein

  • Ein 82 Jahre alter Pfarrer hat sich in der Sonntagsmesse in Rhede sexueller Übergriffe schuldig bekannt.
  • Die Tat liegt mehr als 30 Jahre zurück, der Betroffene war damals bereits volljährig.
  • Der Betroffene lobt das Schuldeingeständnis und kritisiert Vorgehen des Bistums Münster.

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Der 82 Jahre alte Pfarrer L. hat sexuelle Übergriffe gegenüber einem damals Volljährigen eingeräumt. In der gestrigen Sonntagsmesse der Gemeinde St. Gudula in Rhede las er eine entsprechende Erklärung vor – mehr als 30 Jahre nach der Tat. Daraufhin hat er seinen Rücktritt von allen priesterlichen Tätigkeiten angeboten, den der Münsteraner Bischof Felix Genn bereits angenommen hat.

Der von den Übergriffen Betroffene erzählte im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“ von den Taten. Diese Erlebnisse beschäftigten ihn weiterhin bis heute. Gleichwohl gehe es ihm nicht um Rache gegenüber dem Geistlichen, sondern darum, die Verantwortlichen im Bistum zur Rechenschaft zu ziehen.

Bistum Münster zieht keine Konsequenzen

Seinen Angaben zufolge erlangte das Bistum Münster Mitte der 1990er Jahre Kenntnis von den sexuellen Übergriffen.

2010, als der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche öffentlich wurde, habe er sich erneut an die Diözese gewandt. Er sprach mit dem damaligen Missbrauchsbeauftragten Hans Döink (+2022). Eine entsprechende Gesprächsnotiz liegt „Kirche-und-Leben.de“ vor. Konsequenzen für Pfarrer L. blieben gleichwohl aus.

Hinweis des Bistums an Schmölzing bleibt aus

Thorsten Schmölzing, leitender Pfarrer von St. Gudula Rhede, äußerte sich überrascht von dem Vergehen seines Mitbruders. Er habe, heißt es in einer Mitteilung auf der Webseite der Pfarrei, vor sieben Jahren, als der emeritierte Pfarrer in seine Gemeinde umziehen wollte, bei der Personalabteilung des Bistums Münster nachgefragt, ob etwas gegen diesen Ruhestandspriester vorliege.

Der Betroffene sagte gegenüber „Kirche-und-Leben.de“, der damalige Personalchef Hans-Bernd Köppen, heutiger Dompropst, habe dies gegenüber Schmölzing verneint. Köppen weist das zurück. Auf Anfrage dieser Redaktion  bestätigt er zwar die Anfrage des leitenden Pfarrers, betont jedoch, er habe Schmölzing den Rat gegeben, selbst das Gespräch mit Priester L. zu suchen. Köppen erklärt, er habe aus rechtlichen Gründen keine konkreten Hinweise geben dürfen, da "keine Dekrete gegen den Pfarrer vorlagen und er nicht in das Pfarrteam versetzt wurde." Der Geistliche habe sich als Emeritus dorthin begeben, wozu er alle Freiheit gehabt habe, so Köppen.

Missbrauchsbeauftragter kritisiert Bistum Münster

Der heutige Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings, erklärte dazu: „Würde Pfarrer Schmölzing heute dieselbe Anfrage an das Bistum richten, dann hätte er eine andere Antwort erhalten. Hier haben die Verantwortlichen des Bistums dazugelernt“, so Frings in der Erklärung der Pfarrei. Der Umgang des Bistums mit dem Vorwurf des grenzverletzenden Verhaltens sei aus heutiger Sicht unzureichend gewesen.

Pfarrer Thorsten Schmölzing zeigte sich enttäuscht vom damaligen Verhalten Köppens. Er erklärte: „Er hat meine Frage nicht mit der Transparenz beantwortet, die ich erwartet habe und die ich mir bis heute wünsche. Diese Erfahrung hat mein Vertrauen in die Kirche verändert.“

Schmölzing bittet Gemeinde um Anerkennung

Pfarrer Thorsten Schmölzing bat seinerseits die Gemeinde, das Schuldeingeständnis des Pfarrers anzuerkennen. „Wir können anerkennen, dass er seine Schuld eingestanden hat, ehrlich bereut und bereit ist, Konsequenzen auf sich zu nehmen.“ Somit könne der Beschuldigte weiterhin Teil der Glaubensgemeinschaft in Rhede bleiben. Er werde lediglich Gottesdienste zelebrieren, für die er persönlich angefragt werde, heißt es in der Erklärung der Pfarrei abschließend.

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