Roadstory (6): Partnerschaftsinitiative in Heiden und ihr Projekt „Agroforst“ in Uganda

Wie Reinhild Terliesner in Makukuulu dem Klimawandel trotzt

Reinhild Terliesner möchte neue Wege der Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels in Uganda begleiten. Mit der Partnerschaftsinitiative „Heiden-Makukuulu“ der Pfarrei St. Georg hat sie das Projekt „Agroforst“ auf den Weg gebracht.

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In der beschaulichen westmünsterländischen Gemeinde Heiden kennt fast jeder Makukuulu. Mehr als 500 Familien aus Heiden und Umgebung unterstützen mit jährlichem Schulgeld die Bildung der Kinder und Jugendlichen in diesem Ort in Uganda. „Wir vermitteln seit vielen Jahren erfolgreich Patenschaften, um Kindern eine Schulausbildung zu ermöglichen“, sagt Reinhild Terliesner. Sie gehört schon seit längerer Zeit dem Leitungsteam der Partnerschaftsinitiative Heiden-Makukuulu an, die vor 50 Jahren in der Pfarrei St. Georg entstanden ist.

„Wir sind eine engagierte Gruppe, die die Lebenssituation der Menschen in Uganda durch gemeinsame Projekte nachhaltig verbessern will“, sagt die 60-Jährige über das Engagement der Ehrenamtlichen. Ziel sei es nicht nur, Spendengelder zu sammeln, sondern auch ein Bewusstsein für die ungerechten Lebensbedingungen und Wirtschaftsstrukturen in Afrika zu bilden.

Die Partnerschaftsinitiative hat schon vieles erreicht. Alles begann 1968, als drei Gemeindemitglieder aus Heiden nach Uganda reisten und dort den damaligen Bischof der späteren Partnergemeinde kennen lernten. Ein unvergessliches Erlebnis für viele Heidener war dann die Priesterweihe von drei Gemeindemitgliedern in Heiden durch einen Bischof aus Uganda.

 

Kirchbau in Makukuulu

 

Mit dem Bau der neuen Kirche St. Georg in Heiden 1971 kam dann der Gedanke auf, auch in Uganda eine Kirche bauen zu lassen. Dieses Vorhaben konnte durch viele Spenden verwirklicht werden. Zur Grundsteinlegung 1972 reisten mehr als 40 Heidener nach Makukuulu, einer wachsenden Gemeinde im Buschland.

„Von Anfang an bilden persönliche Kontakte die Grundlage unserer Zusammenarbeit. Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe ist uns allen wichtig“, sagt Reinhild Terliesner. Eine Krankenstation aufzubauen, die Waisenkinder gut zu versorgen, die Stromversorgung sicherzustellen und mehrere Schulen zu gründen, all das konnte möglich werden, weil der Partnerschaftsgedanke in Heiden fest verankert ist. „In Makukuulu wurden eine Grundschule und eine Realschule mit gymnasialer Oberstufe aufgebaut“, informiert Reinhild Terliesner.

Inzwischen gibt es in jeder der neun Unterpfarreien in Makukuulu Grundschulen. In einer Berufsschule können Jugendliche darüber hinaus das Maurer- und Schreinerhandwerk erlernen und Nähkurse absolvieren.

 

Klimawandel bedroht Wasserversorgung

 

Seit 20 Jahren reist die engagierte Heidenerin jedes Jahr nach Uganda. Sie kann mit der Unterstützung ihres Mannes Norbert rechnen, der den Eine-Welt-Gedanken ebenfalls fördert und schon acht Mal in Makukuulu die große Gastfreundschaft im Land erlebte. „Die Partnerschaft lebt von Kontinuität und Vertrauen“, sagt die Engagierte.

In Zeiten des Klimawandels wird die Partnerschaftsinitiative den Bau von Brunnen und Zisternen weiter intensivieren und das Landwirtschaftsprogramm „Agroforst“ begleitend fördern. „Durch den Klimawandel wird die Wasserversorgung ein immer größeres Problem“, sagt Terliesner. Da die Regenzeiten in Uganda immer unregelmäßiger einträten, bleibe die Wasserversorgung ein wichtiges Anliegen. „Wo kein Wasser ist, da kann kein Mensch leben. Der Klimawandel verursacht Flüchtlingsströme und Not. Die Hilfe wird dringlicher“, sagt sie.

Das Projekt „Agroforst“ setzt dort an, wo die Landwirtschaft mit der Waldwirtschaft zusammenwirken kann. Diese Art von Agroforstwirtschaft könne die Situation in einer durch den Klimawandel bedrohten Landwirtschaft entscheidend verbessern, ist die Heidenerin überzeugt. Geschaffen werde eine Mischkultur, bei der in die Höhe gestaffelte Mischbepflanzungen die tropischen Bedingungen ausnutzen und so für einen besseren Ertrag sorgen. Die Bäume sollen die darunter wachsenden Pflanzen vor der Sonne schützen und für ein kühleres Klima sorgen.

 

Mehr Artenreichtum, bessere Viehwirtschaft

 

„Diese Art der Bewirtschaftung soll Artenreichtum schaffen, den Wasserhaushalt stabilisieren und den Boden vor Erosion schützen“, sagt Reinhild Terliesner. Bei ihren Besuchen hat sie das Projekt in Augenschein genommen und mitgeplant. Mit den Experten vor Ort ist sie aufgrund des tropischen Klimas im südlichen Uganda davon überzeugt, mit „Agroforst“ eine gute Methode anwenden zu können.

In Makukuulu ist dazu ein Projekt geplant, das gemeinsam mit der Caritas Maddo in der Provinzhauptstadt Masaka durchgeführt wird und auf drei Jahre angelegt ist. In dieser Zeit wird die Gemeinde geschult und begleitet. „Wir wollen damit auch die Viehwirtschaft verbessern, Versuchspflanzungen neuer Arten vornehmen und bei der Arbeitsverteilung zwischen Frauen und Männern die Genderproblematik angehen“, sagt Reinhild Terliesner.

Sie ist froh über das große Team der Eine-Welt-Arbeit in Heiden und auch dankbar über die Pionierarbeit der Gründer der Partnerschaft, die mit Pfarrer Clemens Busche, dem damaligen Seelsorger in Heiden, und dem Ehepaar Walter begann. Bis heute ist Brunhilde Walter Förderin und Ideengeberin der Entwicklungszusammenarbeit.

 

Ausgezeichnet von „Brot für die Welt“

 

Ein wenig stolz ist die Partnerschaftsinitiative auf eine Auszeichnung vor zwei Jahren, als die Gruppe mit dem ökumenischen Förderpreis des „Katholischen Fonds“ und von „Brot für die Welt“ ausgezeichnet wurde. In der Kategorie „Kirchliche Partnerschaft“ belegte sie den ersten Platz. „Ohne die Unterstützung unserer vielen Freunde, Förderer und Paten wäre dieser Erfolg nicht möglich geworden“, sagt die Heidenerin und erwähnt besonders Father Achilles Kassaga, den Pfarrer der Gemeinde in Makukuulu, der wesentlich für den freundschaftlichen Charakter der Partnerschaft steht.

Die Heidener planen wieder eine größere Reise nach Uganda in zwei Jahren. Rund 40 Gemeindemitglieder wollen sich dann auf den Weg machen, um das 50-jährige Bestehen der Partnerschaft zu feiern. Reinhild Terliesner wird mit dabei sein. „Die Partnerschaft bedeutet mir halt viel. Die Eine-Welt-Welt weitet meinen Blick. Es ist schön, zu helfen.“ Ein weiteres Projekt möchte sie noch auf den Weg bringen: ein Ernährungsprogramm für Kinder.

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