Jochen Sautermeister zur Kölner Hochschule für Katholische Kirche

KHKT: Kardinal Woelki sollte seine eigentlichen Motive offenlegen

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Die Diskussion um die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT), die Kardinal Rainer Maria Woelki sehr am Herzen liegt, reißt nicht ab - auch unter Vertretern theologischer Fakultäten, etwa aus Münster oder Wien. Jochen Sautermeister, scheidender Dekan der Bonner Fakultät wenige Kilometer von Köln entfernt, sieht Anzeichen für einen Wandel der eigentliche Motive Woelkis. Und fordert im Gast-Kommentar Ehrlichkeit.

Die Äußerungen des Münsteraner Dogmatikprofessors Michael Seewald, die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) von Kardinal Woelki sei ein „getarntes Katechismus-Seminar“, haben hohe Wellen geschlagen. Schnell sprangen der Rektor der KHKT und der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück in die Bresche und haben Seewalds Kritik an dieser Institution – wohlgemerkt nicht an Personen – zurückgewiesen. Dagegen hat der Kölner Diözesanrat jüngst die KHKT für „komplett überflüssig“ deklariert und deren Schließung gefordert.

Offensichtlich geht die Diskussion um die KHKT unvermindert weiter. Das Thema kommt nicht zur Ruhe. Die kritischen Einwände wiederholen sich. Die Anfragen an die KHKT sind also noch nicht überzeugend entkräftet. Mit Blick auf die finanziellen, strategischen und politischen Fragen gibt es weiterhin Klärungsbedarf. Letztlich ist hier der Kölner Erzbischof gefragt. Dieser macht für die KHKT ja insbesondere eine Pluralisierung der theologischen Landschaft und seine Sorge geltend, dass die Zahl an Katholisch-Theologischen Fakultäten in Zukunft zurückgehen könnte.

Glaubwürdigkeit braucht offene Karten

Der Autor:
Jochen Sautermeister ist Professor für Moraltheologie an der Universität Bonn. Im Herbst wechselt er an die Universität Freiburg.

Eine neue Wende bringt nun Tück in die Debatte: Es sei „klar, dass hier auch anhaltende Dissonanzen zwischen der Kirchenleitung der Erzdiözese Köln und vielleicht eher vergangenen Akteuren in der Dekanatsleitung der Bonner Fakultät“ stünden. Sollte es jedoch so sein, dann wäre vom Kölner Erzbischof als kirchlicher Führungsperson mit weitreichender Verantwortung zu erwarten, dass er seine wahren Motive für eine finanziell, wie auch kirchlich, gesellschaftlich und politisch so kostspielige Entscheidung transparent macht und offen kommuniziert.

Dann erst wäre eine sachlich angemessene Diskussion möglich, und auch die kirchlichen Gremien hätten eine ehrliche Grundlage für ihre Beratungen und Entscheidungen. Abgesehen davon wäre es der Glaubwürdigkeit des Erzbischofs doch abträglich, wenn nicht mit offenen Karten gespielt würde.

Konflikt mit einzelnen Akteuren?

Und ferner: Die Leitung einer Fakultät wechselt standardmäßig alle zwei bis vier Jahre. Angenommen, Tücks Vermutung würde stimmen, dann würde das doch heißen: Ein Bischof hat mit Akteuren einer Fakultätsleitung einen Konflikt, die nur wenige Jahre im Amt sind, und würde dies zum Anlass für die Etablierung einer eigenen Hochschule nehmen – was würde ein solcher Vorgang generell über das Leitungshandeln eines Bischofs und die Verfahrenstransparenz in einem Bistum aussagen?

In unseren Gastkommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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