Pfarrer aus Lengerich: Hohe Infektionszahlen und schwere Arbeit

Kossen fordert rasche Corona-Impfung von Arbeitsmigranten

  • Der Menschenrechtler Pfarrer Peter Kossen fordert eine rasche Impfung von Arbeitsmigranten.
  • Wegen ihrer harten Arbeitsbedingungen gebe es viele Corona-Infektionen und schwere Verläufe.
  • In eine ähnliche Richtung argumentiert die Ethikerin Christiane Woopen.

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Der Menschenrechtler und katholische Pfarrer Peter Kossen aus Lengerich fordert eine bessere Aufklärung und rasche Impfung ost- und südosteuropäischer Arbeitsmigranten. Wegen der oft sehr harten „Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie, in Ausstallkolonnen oder als Paketzusteller haben wir es zu tun mit einer Vielzahl von Infektionen und mit schweren und tödlichen Verläufen der Corona-Erkrankung“ bei Migranten in diesen Branchen, erklärt Kossen.

Der Priester verweist auf andauernd hohe Infektionszahlen im Umfeld der Fleischindustrie. „Die Totalerschöpfung dieser Menschen ist die Normalität. Als Wegwerfmenschen werden sie verschlissen und in großer Zahl infiziert!“

 

„Ich sehe keine Kontrolle der Arbeitsschutzstandards“

 

In den Schrottimmobilien, die häufig als Unterkunft dienten, und ihren oft viel zu kleinen und mehrfach belegten Zimmern finde man nicht selten ausgeprägte Schimmelbeläge an den Wänden. Erschwerend komme hinzu, dass zunehmend ganze Familien mit Kindern in den Unterkünften lebten.

Kossen erinnert an den Erlass „SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard“ des Bundesarbeitsministeriums von 2020. Er ordnet unter anderem an: „Für die Unterbringung in Sammelunterkünften sind möglichst kleine, feste Teams festzulegen, die auch zusammenarbeiten.“

 

Ethikern Woopen: In sozialen Brennpunkten impfen

 

Grundsätzlich sei eine Einzelbelegung von Schlafräumen vorzusehen, so der Erlass. Eine Mehrfachbelegung sei nur für Partner und enge Familienangehörige statthaft. Für Infizierte seien zusätzliche Räume bereitzustellen. Kossen: „Ich kann nicht erkennen, dass die Umsetzung dieser wichtigen Vorschrift irgendwo kontrolliert wird.“ Mangelnde Sprachkenntnisse verschärften das Problem: „Notwendige Informationen zur Pandemie und zur Impfung dagegen erreichen die Arbeitsmigranten vielfach nicht.“

Auch die Vorsitzende des Europäischen Ethikrats, Christiane Woopen, mahnt eine rasche Impfung an Brennpunkten an, wo Menschen beengt leben. „Ich würde Impfmobile in sozial schwierige Viertel schicken. Zu den Familien und an Arbeitsorte, wo es Probleme mit dem Abstandhalten gibt. Zu den Menschen mit schlechtem Zugang zum Gesundheitssystem“, sagte die Kölner Medizinprofessorin und frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrats der „Rheinischen Post“.

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