„Ohne Mindeststandarts der Krankheit schutzlos ausgeliefert“

Kossen verurteilt den Umgang mit Arbeitsmigranten in der Corona-Krise

Den Umgang mit Arbeitsmigranten in der Corona-Krise hat Pfarrer Peter Kossen aus Lengerich scharf verurteilt. Sie seien „doppelte Verlierer“ eines „kranken Systems“.

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Pfarrer Peter Kossen aus Lengerich verurteilt den Umgang mit Arbeitsmigranten in der derzeitigen Krisen-Situation scharf. „Sie sind der Corona-Pandemie schutzlos ausgeliefert, auch weil sie von unmenschlicher Arbeit ausgelaugten und häufig gesundheitsschädlich untergebrachten sind“, schreibt er in einer Pressemitteilung. In seinen Augen ist es spätestens jetzt an der Zeit, für eine Verbesserung der Wohn- und Arbeitssituation zu sorgen, um die Migranten sowohl vor einem weiteren Unterlaufen der Mindeststandarts zu schützen, als auch vor Ansteckung.

Die Corona-Krise führe zu einem fehlenden Nachschub „an frischen Arbeitskräften aus Ost- und Südosteuropa“, schreibt Kossen. „Außer der Landwirtschaft werden zurzeit auch Fleischindustrie, Paketdienste, Ausstallkolonnen, Reinigungsgewerbe und Privathaushalte nicht mehr mit billigen Arbeiterinnen und Arbeitern beliefert.“ Er kritisiert Forderungen, die Reisebeschränkungen für die Migranten zu lockern, um die Preise für die Verbraucher möglichst niedrig zu halten. Auch müssten in Deutschland verbliebene Migranten davor geschützt werden, „dass man sie noch mehr als bisher auspresst und verschleißt“.

 

Ausländische Arbeitskräfte als doppelte Verlierer

 

Lange hätten Wirtschaft, Politik und Gesellschaft über schwere Menschenrechtsverletzungen unter dem Deckmantel der Arbeitnehmerfreizügigkeit hinweggesehen, schreibt Kossen. „In der Pandemie ist es vielleicht schon zu spät, die modernen Sklaven vor der Ansteckung und vor schweren Krankheitsverläufen noch schützen zu wollen.“ Damit seien die Arbeitsmigranten „doppelte Verlierer“.

„Will man einfach zusehen, wie Lücken geschlossen werden und die Ausbeutungsmaschinerie für billiges Fleisch weiterläuft oder ist jetzt nicht der Zeitpunkt, die Räder anzuhalten und den Systemwechsel herbeizuführen?“, fragt Kossen. Das System einer Wertschöpfung, die weitgehend auf der Ausbeutung von Arbeitsmigranten aufgebaut ist, sei krank und mache krank. „Die Abkehr von diesem kranken System ist längst überfällig!“

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