Premiere: Abt Andreas Werner verzichtet auf die Mitra

Neuer Abt von Gerleve empfängt Segnung durch Bischof Genn

Der neue Abt des Benediktiner-Klosters Gerleve, Andreas Werner, hat die Abtsweihe durch Münsters Bischof Felix Genn empfangen. Der Ritus ist kein Sakrament, sondern eine feierliche Segnung. Dabei setzte der neue Abt ein starkes Zeichen.

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Der neue Abt des Benediktiner-Klosters Gerleve, Andreas Werner, hat die Abtsweihe durch Münsters Bischof Felix Genn empfangen. Der Ritus ist kein Sakrament wie die Bischofsweihe, sondern eine feierliche Segnung. Dem Gottesdienst, an dem coronabedingt nur wenige geladene Gäste teilnehmen konnte, standen zudem der Abtpräses der Beuroner Benediktiner-Kongregation, Albert Schmidt, und der Gerlever Altabt Laurentius Schlieker vor. Er hatte im April gesundheitsbedingt sein Amt niedergelegt. Am 15. August hatten die Mönche von Gerleve den 69-jährigen Pater Andreas Werner zum Nachfolger gewählt.

In seiner Predigt erinnerte Genn daran, dass vor genau 70 Jahren, am 27. August 1950, der damalige Münsteraner Bischof Michael Keller die Abteikirche von Gerleve geweiht hat. Bis heute sei das Kloster, das wie eine Gottesburg aus den umgebenden Baumbergen hervorrage, ein Ort, an dem Menschen ihre Sorgen und Nöte zu den Mönchen brächten. „Was bedeutet es“, fragte der Bischof, „wenn ein Besucher, wie ich es in ‚Kirche+Leben‘ gelesen habe, schon bei der Ankunft auf dem Klosterparkplatz eine besondere Ruhe empfindet, die ihn spüren lässt, an einem besonderen Ort zu sein?“ 

 

Ein Ort der Suche nach Gott und von Gott

 

An die Mönche gewandt, sagte Genn: „Ich bin für die Menschen und die Kirche von Münster unendlich dankbar dafür, um Gerleve zu wissen.“ Das Kloster sei zum einen ein bedeutsamer Ort des Gebets und des Gottesdienstes, zum anderen der Gottsuche. Für viele Gläubige sei die Botschaft, die von den Gottesdiensten und dem Stundengebeten sowohl in der Abteikirche als auch im täglichen Livestream ausgingen, eine großartige Hilfe. „Kirche-und-Leben.de“ überträgt täglich die Vesper um 17.30 Uhr und die Komplet um 20.15 Uhr aus Gerleve.

Genn erwähnte die Benediktiner-Abtei Maria Laach in der Eifel, die er als seine „Heimatabtei“ bezeichnete, weil er aus deren Nachbarschaft stammt. Der neue Gerlever Abt Andreas war zudem von Gerleve zwischen 2016 bis 2019 dorthin als Prior-Administrator gesandt. Genn sagte, aus der langjährigen Verbundenheit mit Benediktinern wisse und ermutige er: „Sie sind als Gottsucher definiert, liebe Brüder. Damit geben Sie der Grundsehnsucht nach, die ihr Herz erfüllt. Das zieht die vielen Suchenden an, die sich an Sie wenden.“ Die „Gottesburg der Abteikirche“ sei ein Zeichen der Suche nach Gott, aber auch der Suche Gottes nach uns.

 

Abt Andreas verzichtet auf die Mitra

 

Die eigentliche Abtsbenediktion geschah in schlichtem Rahmen: Nach dem Gebet der Allerheiligenlitanei, während der Abt Andreas ausgestreckt auf dem Boden lag, und dem anschließenden Segnungsgebet überreichte Bischof Genn dem neuen Abt die Benediktsregel, Ring und Stab. Eine Premiere: Auf eine Mitra, die Äbte wie Bischöfe tragen können, verzichtete Abt Andreas – erstmals in der Geschichte der Abtei Gerleve.

In seiner Dankesrede nannte Abt Andreas seinen Wahlspruch „Christum oportet crescere – Christus muss wachsen“ aus dem dritten Kapitel des Johannes-Evangeliums. „Mir war wichtig, dass in meinem Leitwort der Name dessen genannt wird, der Mitte unseres Lebens und unserer Gemeinschaft ist.“ Der Wahlspruch sei ein Wort der Hoffnung darauf, „das in allem, was wir an Abbruch in der Kirche erleben und erleiden, Gott etwas wachsen lässt, das wir jetzt noch nicht erkennen können“. Abt Andreas dankte für die Verbundenheit von Bistum und Abtei und versprach der Kirche von Münster das Gebet und den Beistand seiner Gemeinschaft. 

Ein Video der gesamten Abtsweihe in Gerleve ist bis zum 3. September 2020 auf dem YouTube-Kanal der Abtei zu sehen.

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