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Sie stehen abseits der klassischen Pfarrei-Angebote für Glaube und Kirche: Religionslehrerinnen und Religionslehrer. Sie bekommen die Kirchenkrise hautnah zu spüren. Wie geht es ihnen damit? Das haben wir fünf von ihnen gefragt. Ihre Antworten präsentiert „Kirche-und-Leben.de“ in dieser Woche, bevor am 13. Mai neue Religionslehrende die „Missio“, die offizielle bischöfliche Lehrbeauftragung, im Münsteraner Dom erhalten. Diesmal: Marcus Hoffmann aus Münster.
Wie gehen Sie damit um, Kirchenfrust und -wut ganz persönlich abzubekommen?
Die Situation macht mich traurig und frustriert zugleich. Sowohl in meinen unterschiedlichen beruflichen Kontexten als auch im Privaten erlebe ich beim Thema Kirche vor allem Enttäuschung und Unverständnis, auch bei denjenigen, die – so wie ich – mit der Kirche eigentlich ein Stück Heimat verbinden. Und ich verstehe das: intransparente Vorgänge, ein mangelnder Blick für die Menschen, leere Argumente, Angst vor Machtverlust. Um da als Lehrer – vor allem vor Schülerinnen und Schülern – persönlich glaubwürdig zu bleiben, bleiben mir vier Dinge a) die klare Haltung einer kritischen Solidarität, b) der Hinweis auf all diejenigen, die trotzdem etwas zu verändern suchen, c) der Verweis auf die Erkenntnisse der Theologie, von denen sich das Lehramt zunehmend abkoppelt, und d) das Vertrauen darauf, dass Gott die Welt – und nicht die institutionalisierte Religion – geschaffen hat, wie F. Rosenzweig es sagt.
Was bedeutet es für sie, in dieser Zeit Religionslehrer:in zu sein?
Im Gespräch:
Marcus Hoffmann, Religionslehrer am Ratsgymnasium Münster, Ausbilder am ZfsL Münster, Vorsitzender des Religionslehrerverbandes VKRM im Bistum Münster. | Foto: privat
Ich versuche die Jugendlichen mit ihren Fragen zu sehen. Das ist nicht immer leicht, aber vieles aus dem Religionsunterricht ist anschlussfähig. Deshalb ärgert es mich, dass wir und unser Fach von vielen Bischöfen kaum als Ressource ernst genommen werden. Der Religionsunterricht ist flächenmäßig die einzige noch halbwegs intakte Struktur, die Kindern einen reflektierten Kontakt mit Glaubensfragen und Kirche ermöglicht.
Was macht Ihnen Hoffnung?
Im Augenblick muss man sich die Hoffnungsinseln im Alltag gezielt suchen. Aber es gibt sie. Hoffnung macht mir etwa das breite gesellschaftliche Engagement für den Frieden, aber auch der Mut, den die Menschen von #OutInChurch gezeigt haben. Freude macht mir auch die Arbeit mit meinem Kurs aus der Jahrgangsstufe 11/Q1, in dem viele interessierte und kritisch-vernünftig denkende Schülerinnen und Schüler sitzen.