Familienbund der Katholiken fordert politisches Umsteuern

Studie: Betreuungsqualität in Kitas unzureichend – auch in NRW

Die Betreuungsqualität in deutschen Kitas ist laut Studie der Bertelsmann-Stiftung nach wie vor unzureichend. In den meisten Einrichtungen seien Betreuungsschlüssel und Gruppengrößen nicht kindgerecht. Der Familienbund der Katholiken mahnte Konsequenzen an.

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Die Betreuungsqualität in deutschen Kitas ist laut Studie der Bertelsmann-Stiftung nach wie vor unzureichend. In den meisten Einrichtungen seien die Betreuungsschlüssel und Gruppengrößen nicht kindgerecht, heißt es im „Ländermonitor frühkindliche Bildungssysteme“. Auch sei das Ausbildungsniveau des Kita-Personals besonders in Westdeutschland teils zu niedrig.

In Deutschland war laut Studie zum Stichtag 1. März 2019 rechnerisch eine Fachkraft für 4,2 Krippenkinder zuständig, was dem Vorjahreswert entspricht. Bei den Gruppen mit Kindern älter als drei Jahre lag der Personalschlüssel bei 8,8 Kindern (2018: 8,9) pro Erziehendem. Nach Empfehlung der Stiftung sollte eine Person höchstens drei Unter-Drei-Jährige und 7,5 ältere Kinder betreuen.

 

Auch in NRW kaum Verbesserungen

 

Damit stehe für 74 Prozent der bundesweit 1,7 Millionen Kita-Kinder nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung. Im Vergleich zu 2013 habe sich aber die Lage verbessert: Damals kümmerte sich eine Fachkraft noch um 4,6 Krippenkinder und um 9,6 ältere Kita-Kinder.

Auch für Nordrhein-Westfalen verzeichnet die Stiftung im Vergleich zum Vorjahr kaum Verbesserungen beim Personalschlüssel. In den Kindergartengruppen verbesserte sich die Betreuungsquote von 8,7 auf 8,6 Kinder pro Fachkraft; in Krippengruppen verharrte der Wert auf 3,7. Für 78 Prozent der 322.200 Kita-Kinder in NRW habe nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung gestanden.

 

Ausbildung im Westen schlechter als im Osten

 

Auch die Gruppengröße entspricht der Studie zufolge oft nicht wissenschaftlichen Empfehlungen. Demnach sollten Gruppen für Jüngere nicht mehr als zwölf und für Ältere nicht mehr als 18 Kinder umfassen, um übermäßigen Stress etwa durch Lautstärke zu vermeiden. Bundesweit sei rund die Hälfte aller Kita-Gruppen (54 Prozent) zu groß.

Laut Ländermonitor haben in Westdeutschland nur 66 Prozent des Kita-Personals eine Erzieher-Ausbildung; hinzu kämen Kräfte auf Assistenzniveau wie Kinderpflegerinnen und Sozialassistentinnen. In Ostdeutschland liege der Anteil mit 82 Prozent ausgebildeter Kita-Mitarbeiter deutlich höher.

 

Familienbund: Vom Ideal der Bildungseinrichtung ist Kita weit entfernt

 

Eine zusätzliche qualitative Studie der Fernuniversität Hagen für die Stiftung ergab, dass Erzieherinnen bei Personalmangel weniger auf die Bedürfnisse der Kinder und deren individuelle Förderung eingehen können. Insgesamt befürchteten die Befragten, dass sich der Bildungsauftrag der Kitas oft nicht umsetzen lasse.

Der Familienbund der Katholiken fordert politische Konsequenzen aus den Ergebnissen der Kita-Studie. „Wie sollen Eltern ihre Kinder guten Gewissens in Kitas betreuen lassen, wenn dort die Betreuungsqualität nach wie vor ein Schattendasein fristet?“, fragte Familienbund-Präsident Ulrich Hoffmann. „Von dem politisch richtigen Anspruch, dass Kitas Bildungseinrichtungen sind, ist die Lebenswirklichkeit in vielen Kitas noch weit entfernt, wenn es heute selbst an guter Betreuung hapert.“

Der Familienbund hatte wiederholt dafür plädiert, der Schaffung einer möglichst einheitlichen und hohen Betreuungsqualität in Kitas die Priorität vor Beitragssenkungen oder -befreiungen für Eltern einzuräumen.

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