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In unserer Themenwoche unter dem Motto „Friede sei mit euch“ beleuchten wir unterschiedliche Aspekte des Friedens. Wir berichten über konkrete Beispiele, wie Frieden in heutigen Zeiten gelebt und gelernt werden kann, aber auch über Symbole, die über Ländergrenzen hinweg für ein friedliches Miteinander stehen. Im zweiten Teil klären wir die Hintergründe einiger bekannter Friedenszeichen.
Kranich
Obwohl er in vielen Mythologien eine besondere Stellung unter den Vögeln einnimmt, steht das Symbol erst seit dem Zweiten Weltkrieg für den Frieden. Die Geschichte ist besonders anrührend: Die zweijährige Sadako Sasaki überlebte 1945 den Atombombenabwurf über Hiroshima. Kurz nach ihrem zwölften Geburtstag erkrankte sie als Folge der Verstrahlung an Leukämie. Im Krankenhaus begann Sadako 1000 Origami-Kraniche zu falten. Eine alte japanische Legende besagt nämlich, dass die Götter demjenigen einen Wunsch erfüllen, der dies schafft.
Bis zu ihrem Tod im Oktober 1955 hatte sie mehr als 1600 Exemplare gefaltet. Durch das mediale Interesse an Sadako verbreitete sich ihre Geschichte, und der Kranich wurde zum Friedenszeichen.
Taube und Olivenzweig
Der Olivenzweig war im antiken Griechenland ein Attribut der Eirene, der Göttin des Friedens, bei den Römern Pax genannt. Auch in der frühbyzantinischen Welt war der Olivenbaum ein Symbol für Frieden und Wohlstand. Im Christentum ist der Olivenzweig im Schnabel der Taube ein Friedenssymbol. Diese Verwendung geht auf die Geschichte von Noah im Alten Testament zurück. Die ausgesandte Taube fliegt mit dem Olivenzweig im Schnabel zur Arche zurück. Noah weiß nun, dass es fruchtbares Land und eine Zukunft gibt.
Nach Ende der Christenverfolgung um 313 interpretierten die ersten Christinnen und Christen die Taube als Heiligen Geist, der Friede über Noah bringt. Durch die Lithografie „La Colombe“ von Pablo Picasso für den Pariser Weltfriedenskongress avancierte die Taube ab 1949 zum weltweiten Friedenssymbol.
Peace-Zeichen
Das bekannte Peace-Zeichen – ein Kreis und drei Striche, die aussehen wie ein stilisierter Besen – wurde 1958 vom britischen Künstler Gerald Holtom entworfen und ist inzwischen das weltweite Friedenszeichen schlechthin. Es entstand im Auftrag der britischen Kampagne zur nuklearen Abrüstung, die den weltweit ersten Ostermarsch von London zum Kernwaffenforschungszentrum in Aldermaston organisierte.
Zur Entstehung des Zeichens gibt es verschiedene Erklärungen. Eine bezieht das Symbol auf eine Kombination aus zwei Zeichen des Winkeralphabets. Beim Winkeralphabet zeigt der „Winker“ die Buchstaben mit Fähnchen an. Nachrichten können so auf Sehdistanz übermittelt werden. Beide Arme in einem 45-Grad-Winkel ausgestreckt bedeuten den Buchstaben N. Ein Fähnchen senkrecht nach oben, das andere senkrecht nach unten bedeutet D. Die Buchstaben stehen für „Nuclear Disarmament“, was nukleare Abrüstung bedeutet.
Das Peace-Zeichen fand Verbreitung in der Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King, in den Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg oder der 68er-Bewegung. Heute findet man es auch in den Solidaritätsbekundungen für die Opfer des Ukraine-Krieges.
Regenbogen-Flagge
Der Friedensaktivist Aldo Capitini hatte die Regenbogen-Flagge oder „Bandiera della Pace“, wie sie in Italien genannt wird, für den Friedensmarsch am 24. September 1961 von Perugia nach Assisi entworfen. Damit wurde die Fahne ein Symbol für die italienische Friedensbewegung.
Capitini hat das Motiv freilich nicht erfunden. Als Symbol des Bundes zwischen Gott und den Menschen kommt der Regenbogen auch in der Bibel vor. Heute bringen Indigene in Südamerika mit der Regenbogenfahne ihre Unabhängigkeit und ihr Traditionsbewusstsein zum Ausdruck. Während des Irak-Krieges im Jahr 2003 hängten Italienerinnen und Italiener die Regenbogenfahne mit der Aufschrift Pace an ihre Balkone. Von den italienischen Balkonen fand die Regenbogen-Pace-Fahne Verbreitung in der ganzen Welt. Und nicht selten ist das hebräische Shalom und das arabische Salam darauf zu lesen.