Moderne Architektur zum Hochfest Christkönig

Ein Gotteshaus für den Frieden: die Abteikirche Königsmünster

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Die meisten katholischen Gotteshäuser sind nach einem heiligen Menschen benannt. Bei der modernen Kirche der Abtei Königsmünster im sauerländischen Meschede ist das anders. Ihre Geschichte und ihre Ausstattung ist zugleich ihr Programm. Und sehr aktuell.

Als in Deutschland noch Kirchen gebaut wurden, gab es zuletzt sogar einen regelrechten Kirchbauboom – in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Davon profitiert paradoxerweise auch die Redaktion von „Kirche-und-Leben.de“, denn unser Medienhaus war von 2005 bis 2022 die ehemalige Bonifatiuskirche, die 1965 geweiht, aber 40 Jahre später schon wieder profaniert wurde. Darum aber geht es in diesem Beitrag gar nicht. 

Zur selben Bauzeit gleichwohl errichteten auch die Mönche des 1928 gegründeten und 1956 zur Abtei erhobenen Benediktinerklosters Königsmünster im sauerländischen Meschede ihre große Abteikirche. Sie ist allerdings – anders als die meisten Gotteshäuser – nicht einem oder einer Heiligen gewidmet, etwa Benedikt von Nursia, sondern trägt einen Namen, der in der katholischen Kirche selten ist. Als klares, starkes und keinesfalls nur „frommes“ Programm, sondern mit einer bewegenden politischen Aussage. 

Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs

Dass die neue Abteikirche des Kölner Architekten Hans Schilling am 1. September 1964 geweiht wurde, hatte seinen Grund: Auf den Tag genau 25 Jahre nach Ausbruch des 2. Weltkriegs vertrauten die Brüder den gewaltigen Bau bewusst „Christus, dem wahren König des Friedens“ an.

Dessen Patrozinium hatte sich das Klos­ter zwar schon bei seiner Gründung gewählt; erst drei Jahre zuvor hatte Papst Pius XI. das Christkönigsfest eingeführt. Dass dann aber dieser Chris­tus als König des Friedens das Patronat übernehmen sollte – diese Botschaft verstanden die Menschen im Sauerland und weit darüber hinaus nur 19 Jahre nach Kriegsende nur zu gut. Viele wollten sich an diesem Friedenswerk beteiligen, spendeten nicht nur Geld und persönlichen Einsatz, sondern auch Gold und Münzen, die etwa für die Krone des Christuskönigs am zentralen Triumphkreuz verwendet wurden.

Salbsteine aus aller Welt

Und Steine aus verschiedenen Ländern wurden zu den Salbsteinen unterhalb der Apostelleuchter. Sie bringen nicht nur die Welt ins Gebet der Mönche, sondern gemahnen auf ganz eigene Weise zum Frieden: ein Stein stammt aus Auschwitz, einer aus Hiroshima, einer aus der anglikanischen Kathedrale von Coventry, die von Deutschen zerstört und nach dem Zweiten Weltkrieg mit deutscher Hilfe wieder aufgebaut wurde.

Auch aus Taizé stammt ein Stein und erinnert an den Frieden unter den Konfessionen. Ein weiterer kommt aus der Hagia Sofia in Istanbul, dem ehemaligen Haupt der getrennten Ostkirche, heute erneut Moschee ...

Raum der Freiheit und der Gastfreundschaft

Wie eine Burg liegt die moderne Abteikirche hoch oben auf dem Berg über der Stadt. Sie will Schutz geben und Geborgenheit – und zugleich ein Raum der Freiheit und des Friedens sein, der Geschwisterlichkeit und der Gastfreundschaft.

Jede und jeder ist hier willkommen, ungeachtet des Glaubens oder Nichtglaubens, des familiären oder gesellschaftlichen Stands, der Lebensform oder der sexuellen Orientierung. Dieser Ort wollte schon ein „angstfreier Raum“ bewusst auch als und innerhalb der Kirche sein, als von Initiativen wie „OutInChurch – Für eine angstfreie Kirche“ noch lange keine Rede war.

"Jage dem Frieden nach!"

„Pax intrantibus, salus exeuntibus“ steht seit den 1930er Jahren über dem Klostereingang: „Friede den Eintretenden, Heil den Austretenden“. Und die Benediktsregel schreibt dem Abt ins Stammbuch, wirklich jeden Gast willkommen zu heißen und ihm vor allem anderen den Friedenskuss zu geben. Wer aufgenommen wird, soll auch angenommen sein – nicht zuletzt in Anerkennung jener übergroßen Würde jedes Menschen, in der die Benediktsregel Christus selber gegenwärtig sieht.

Und wer Mönch werden will, von dem wird nicht nur erwartet, Gott suchen zu wollen, sondern auch den Frieden und ihm nachzujagen – was wohl dasselbe ist und allemal Ziel nicht nur mönchischen Lebens.

Abteikirche in Ukraine-Farben

Die Brüder von Königsmünster nehmen ihren Friedensauftrag gerade in diesen Tagen sehr ernst: Immer mittwochs beten sie in der Mittagshore um den Frieden, strahlen dann am Abend die Abteikirche in den ukrainischen Farben Blau und Gelb an und verkaufen Friedenskerzen, deren Erlös komplett Menschen in der Ukraine zugute kommt. Der Klosterladen gibt ukrainischen Autorinnen und Autoren eine Bühne, und Bruder Marcus bietet Geflüchteten eine kostenlose Mitgliedschaft in seiner Karateschule an, um durch gemeinsame sportliche Aktivität Brücken zueinander zu bauen.

Damit nicht genug: Zwei Wohnungen auf dem Abteigelände sollen aus dem Kriegsgebiet Geflüchtete aufnehmen, ein großer Veranstaltungssaal dient der Begegnung vieler weiterer Menschen aus der Ukraine.

Ein Kloster, in dem die Welt zur Ruhe kommen kann. Eine Kirche, in der Menschen Frieden finden. So soll es sein. So ist es gut.

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