Podium mit Landwirtschaftsminister Özdemir beim Katholikentag

Umweltbischof: Kirche muss Einsatz für Wald- und Klimaschutz erhöhen

  • Die katholische Kirche muss ihren Einsatz für den Wald- und Umweltschutz erhöhen, fordert Umweltbischof Rolf Lohmann.
  • Zusammen mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) diskutierte er beim Katholikentag über Möglichkeiten zur Rettung des Waldes.
  • Nabu-Landeschef Johannes Enssle sprach von einer „riesigen Verantwortung“ der Kirche.

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Die katholische Kirche in Deutschland muss ihren Einsatz für den Wald- und Klimaschutz erhöhen. Da sei „große Luft nach oben“, erklärte Umweltbischof Rolf Lohmann beim Podium „Wald und Klimakrise – wie retten wir unsere Wälder?“ im Rahmen des Katholikentags in Stuttgart. Die Kirche müsse als Anwältin der Schöpfung vorangehen, forderte der Weihbischof aus Xanten.

Der Status quo spreche allerdings eine andere Sprache. Im Umweltschutzbericht der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahr 2021 spiele der Wald keine große Rolle, musste der Kirchenvertreter zugeben. Die beiden großen Kirchen in Deutschland verwalten laut Lohmann rund 150.000 Hektar Waldfläche – das sind etwa 1,4 Prozent der insgesamt 10,6 Millionen Hektar Wald bundesweit. Von den 27 Diözesen hätten sich bislang lediglich zwei Bistümer tiefergehend mit den kircheneigenen Wäldern beschäftigt. Das seien das Erzbistum München und Freising mit etwa 15.000 Hektar und das Bistum Passau mit 1.500 Hektar Waldfläche, sagte der Umweltbischof.

Özdemir: Wälder müssen widerstandsfähiger werden

Die Podiumsgäste waren sich einig, dass der Wald eine größere Aufmerksamkeit verdiene. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) betonte, dass die Wälder bundesweit resilienter, also widerstandsfähiger, gestaltet werden müssen. Der notwendige Umbau solle gefördert werden, um die „Waldbesitzer bei der Stange“ zu halten, erklärte Waldbau-Experte Jürgen Bauhus. Und die Zeit dränge. Schon heute hielten viele Baumarten mit ihrer Anpassungsfähigkeit mit dem Tempo des Klimawandels nicht mehr Schritt, ergänzte der Freiburger Professor.

Die Verbindung von Wirtschaft und Umweltschutz brachte neben Weihbischof Rolf Lohmann auch Johannes Enssle, Vorsitzender des Nabu-Landesverbandes Baden-Württemberg, zur Sprache. Für viele private Waldbesitzer sei der Verkauf von Holz das einzige Auskommen, dementsprechend hätten einige von ihnen kein großes Interesse an Umweltschutz als zusätzliche Aufgabe. Viel Beratung sei notwendig, erklärte Enssle.

Kirche kommt große Verantwortung zu

Dass es große Waldschäden längst gebe, bestätigte Umweltbischof Lohmann. Unlängst sei er am Niederrhein mit einem Förster im Wald unterwegs gewesen. „Ich habe auch gesunde Stellen gesehen“, so der Vorsitzende der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Deutschen Bischofskonferenz. Gleichzeitig sei das Ausmaß der Schäden enorm. Die Kirche müsse die „gesamte Schöpfung Gottes in den Blick nehmen.“

Laut Nabu-Chef Enssle komme der Kirche eine „riesige Verantwortung“ zu. Es brauche den Druck der Kirche und aus der Bevölkerung, um die Politik zu Entscheidungen zu drängen. Genau diesen Druck wünscht sich auch Cem Özdemir, um den Gegnern des Wald- und Umweltschutzes etwas entgegensetzen zu können. Überall, wo er hinkommt, so Weihbischof Lohmann, gebe es eine „Mehrheit der Vernunft“, um das Thema Umweltschutz wachzuhalten.

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