Kardinal Fernandez veröffentlicht Erläuterungen zu "Fiducia supplicans"

Vatikan: Segnungen queerer Paare sollen nur "wenige Sekunden" dauern

Anzeige

Das Ja des Vatikans zu Segensfeiern etwa für queere Paare hat in der Weltkirche für viel Widerspruch gesorgt. Nun konkretisiert das Glaubensdikasterium die Umstände, den Zeitfaktor, den Ort - setzt den Gegnern aber auch klare Grenzen.

Die vom Vatikan ermöglichten Segensfeiern etwa für queere Paare sollen nur “wenige Sekunden” dauern - etwa zehn bis 15 - und nicht vor dem Altar stattfinden. Darauf weist eine Erläuterung hin, die das Glaubensdikasterium in Rom heute veröffentlicht hat, “um die Bedeutung ihrer Handlungsempfehlung besser zu verstehen”. 

Damit ist die Erklärung “Fiducia supplicans” gemeint, die der Vatikan am 18. Dezember 2023 veröffentlicht hat. Darin werden Segnungen “irregulärer” Beziehungen - etwa die zwischen homosexuellen oder wiederverheirateten Paaren - ermöglicht, allerdings nur außerhalb eines Gottesdienstes, ohne besonderen Ritus, ohne besondere Kleidung und nicht im Kontext einer standesamtlichen Trauung.

“Pastoraler Segen”

Die nun heute veröffentlichte und von Kardinal Victor Fernandez als Präfekt des Glaubensdikasteriums unterzeichnete Erläuterung dazu betont, dass diese “nicht ritualisierten Segnungen keine Weihe der sie empfangenden Personen oder des Paares sind, und dass sie keine Rechtfertigung für alle ihre Handlungen sind und sie keine Bestätigung für das von ihm geführte Leben darstellen”. Papst Franziskus habe vielmehr darum gebeten, einen “pastoralen Segen” zu entwickeln, der an “nicht so viele” Bedingungen geknüpft sei. 

Daher betont die neuerliche Klärung nun: “In deutlicher Unterscheidung zu liturgischen bzw. rituellen Segnungen sollen ‘Segnungen aus pastoraler Fürsorge’ vor allem sehr kurz sein (vgl. Nr. 28). Es handelt sich um Segnungen von einer Dauer weniger Sekunden, ohne Ritual und ohne Benediktionale.”

Weiterentwicklung des Segens, nicht der Sexuallehre

Fernandez hebt gleichwohl hervor, das “Fiducia supplicans” mit dem “hohen Profil einer ‘Erklärung’” versehen worden sei. Hintergrund sei die “pastorale Vision” von Papst Franziskus von einer “volksnahen Pastoral”, bei der es in diesem Fall darum gehe, “das klassische Verständnis von Segnungen zu erweitern und zu bereichern”. Die Erklärung beinhalte “eine wirkliche Weiterentwicklung über das hinaus, was vom Lehramt und in den offiziellen Texten der Kriche über die Segnungen gesagt wurde”. 

Im Unterschied dazu wiederholt Fernandez, dass es nicht um eine Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre zu Homosexualität oder Ehe gehe. “Diese nicht ritualisierte Form der Segnung erhebt in ihrer Einfachheit und Kürze nicht den Anspruch das zu rechtfertigen, was moralisch nicht vertretbar ist. Ganz offensichtlich handelt es sich nicht um eine Eheschließung, aber auch nicht um eine ‘Approbation’ oder Ratifizierung von irgendetwas.”

“Totale Verweigerung des Weges" nicht tragbar

Die Erklärung gebe daher keinen Anlass, “um ihr gegenüber lehrmäßig in Distanz zu gehen oder sie als häretisch, der kirchlichen Tradition zuwiderlaufend oder blasphemisch zu betrachten”. Mehrere Bischofskonferenzen hatten sich nach ihrer Veröffentlichung von der Ermöglichung einer Segensfeier für queere Paare distanziert - so etwa in Afrika, aber auch aus Europa.

Fernandez räumt ein, dass es je nach örtlichen Gegebenheiten und dem Urteil des jeweiligen Diözesanbischofs “mehr oder weniger Zeit” für die Anwendung der Möglichkeit der Segnung geben kann. Ausdrücklich erinnert das Dokument daran, dass in manchen Ländern “die bloße Tatsache, sich als homosexuell zu bekennen, mit Gefängnis und in einigen Fällen mit Folter und sogar mit dem Tod” bestraft werden. Dort vestehe es sich von selbst, “dass eine Segnung nicht angezeigt wäre”, damit der Bischof die homosexuellen Menschen nicht der Gewalt aussetzt. Nicht tragbar allerdings sei “eine totale oder endgültige Verweigerung dieses Weges”.

“Wir finden keine Arbeit, haben kein Haus”

Wie eine solche Segenssituation aussehen und wie ein Priester darauf reagieren kann, erläutert Fernandez an einem Beispiel, wenn etwa ein geschiedenes Ehepaar bei einer Wallfahrt einen Priester anspricht: "Bitte gib uns einen Segen, wir finden keine Arbeit, er ist sehr krank, wir haben kein Haus, das Leben wird sehr beschwerlich: Gott möge uns beistehen!“ In dem Fall könne der Priester ein einfaches Gebet wie dieses sprechen: „Herr, schau auf diese deine Kinder, gib ihnen Gesundheit, Arbeit, Frieden und gegenseitige Hilfe. Befreie sie von allem, was deinem Evangelium widerspricht, und gib ihnen, dass sie nach deinem Willen leben. Amen“. 

Und er schließt mit dem Kreuzzeichen über einen jeden von ihnen." Ein solcher Segen seine “eine Angelegenheit von zehn oder 15 Sekunden”, so Fernandez. Und er fragt: “Ist es sinnvoll, diesen beiden Menschen, die darum bitten, diese Art von Segen zu verweigern?”

Anzeige