Chefredakteur Markus Nolte zu dringenden Personalbeschlüssen für Kirche in Deutschland

Volk Gottes braucht Entscheidungen - Vatikan macht Hitzeferien

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Für die Kirche in Deutschland stehen im Herbst wichtige Ereignisse an - allem voran eine neue Runde des Synodalen Wegs, aber auch der synodale Prozess des Papstes. Über Grundstimmung und Erfolg wird nicht zuletzt bestimmen, wie Franziskus über die Erzbischöfe von Köln und Hamburg entscheidet. Doch da tut sich nichts. Für Chefredakteur Markus Nolte ist das fatal.

Rom ruht und somit auch der Vatikan. Sehr zum Verdruss vieler, die endlich auf Entscheidungen von größter Reichweite hoffen: Was geschieht mit dem Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße, was mit den Kölner Weihbischöfen Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff, wie entscheidet der Papst über Kardinal Rainer Maria Woelki? Ihrer aller Schicksal liegt in seinen Händen, er muss entscheiden, ob sie angesichts ihres Umgangs mit Missbrauch und im Fall von Woelki seines Vertrauensverlusts im Erzbistum bleiben können. Oder nicht.

Die aufsehenerregendste römische Aktivität der vergangenen Tage: Franziskus zockt öffentlich eine Runde Tischkicker – nach der mittwöchlichen Generalaudienz. Üblicherweise vermeidet man jede Bewegung im italienischen „Ferragosto“, der Zeit höchster Hitze um den 15. August. Die Behörden machen rituell die Schotten dicht, nahezu das ganze wirtschaftliche und administrative Leben kommt zum Erliegen, die Leute verlassen die stickigen Städte und machen Urlaub auf dem Land oder am Strand. Auch wenn für Franziskus Ferien nicht denkbar sind: Selbst er lässt es entspannter angehen. Und sei es am Kicker.

 

Die Hütte brennt

 

Doch längst passen römische Gepflogenheiten, die man zuletzt getrost auch bürokratische Ignoranz nennen konnte, und kirchliche Erwartungen hierzulande nicht nur in meteorologisch hitzigen Zeiten schlecht zueinander. Hier mag, flapsig gesagt, die Hütte brennen – dort werden einfach die Läden vor die Fenster geklappt.

Darüber kann man sich zu Recht ärgern, wie jüngst der Hamburger Generalvikar Ansgar Thim, der aus Protest gegen das Ausbleiben einer Entscheidung sämtliche Sitzungen der Bistumsgremien aussetzt. Doch vor der Wiederbelebung der vatikanischen Amtsstuben im September wird sich schlichtweg nichts tun, so lange regiert das „dolce far niente“. So ist das nunmal. Für einen „Welt-Konzern“ dennoch hochgradig unprofessionell, für die Führung der Kirche überdies respektlos.

 

Entscheidungen müssen her

 

Es müssen endlich Entscheidungen her, auch weil sie wegweisend für die Vollversammlung der Bischofskonferenz ab dem 20. September sind, ebenso für die Delegiertenversammlung des Synodalen Wegs eine Woche später. An diesen Entscheidungen wird deutlich erkennbar sein, wie ernst Papst und Kurie den klaren Willen des größten Teils der Bischöfe und des Volkes Gottes zu Reformen der Kirche angesichts des Umgangs mit Missbrauch und dem weiten Verlust an Glaubwürdigkeit nehmen. 

Hitzig wird es erst recht, wenn sich nichts tut. Dann gehen hier die Schotten dicht. Das wäre katastrophal - auch für die Glaubwürdigkeit des so wichtigen weltweiten synodalen Prozesses von Papst Franziskus, der im Oktober beginnt.

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