Bistum Münster setzt auf verstärkte Zusammenarbeit der Pfarreien

Diözesanrat gibt grünes Licht für die neuen Pastoralen Räume

  • Der Diözesanrat hat dem Vorschlag der Bistumsverwaltung zur Schaffung neuer Pastoraler Räume zugestimmt.
  • Die 207 Pfarreien des Bistums Münster sollen in knapp 50 Pastoralen Räumen zusammengefasst werden.
  • Die kirchenrechtliche Errichtung der Pastoralen Räume erfolgt am 1. Januar 2024.

Anzeige

Im Bistum Münster werden am 1. Januar 2024 die neuen Pastoralen Räume kirchenrechtlich errichtet. Einen entsprechenden Vorschlag der Bistumsverwaltung befürworteten mit deutlicher Mehrheit die Mitglieder des Diözesanratsrats auf ihrer Sitzung in Münster. Danach werden die 207 Pfarreien, die weiterhin ihre Selbstständigkeit behalten, zu knapp 50 Pastoralen Räumen zusammengefasst.

Bischof Felix Genn wird bereits im Mai entscheiden, wie die Zuordnungen der Pfarreien aussehen werden. Als sicher gilt, dass er den Empfehlungen der Bistumsverwaltung und des Diözesanrats folgen wird.

Steuerungsgruppe gibt Pläne bekannt

Während der Sitzung stellten Daniel Gewand, Geschäftsführer des Prozesses zur Entwicklung pastoraler Strukturen im Bistum Münster, und Markus Wonka, Leiter der Abteilung Seelsorge/Seelsorge-Personal im Offizialatsbezirk Oldenburg, die Empfehlungen der Steuerungsgruppe vor. Danach folgten die Pfarreien überwiegend den zuvor ausgearbeiteten Vorschlägen der Bistumsleitung, wie der Zuschnitt der Pastoralen Räume aussehen könnte.

Das Konzept der Pastoralen Räume hatte vor knapp zwei Jahren Generalvikar Klaus Winterkamp in allen Kreisdekanaten des nordrhein-westfälischen Teils des Bistums Münster vorgestellt. Hintergrund der Überlegungen ist, die Zusammenarbeit der Pfarreien untereinander zu stärken und organisatorisch zu regeln. Die Kooperation ergibt sich aus den starken Veränderungen kirchlichen Lebens. Mit der Errichtung der Pastoralen Räume sollen die Planungssicherheit hinsichtlich des Einsatzes des hauptamtlichen Seelsorge-Personals und der finanziellen Investitionen auf längere Sicht gegeben sein und Synergie-Effekte erreicht werden.

Wünsche der Pfarreien weitgehend berücksichtigt

In den letzten Monaten hatte die Steuerungsgruppe die Voten und Wünsche der Pfarreien gesichtet und in ihren Überlegungen für eine Entscheidungsvorlage berücksichtigt. Noch in den letzten Wochen seien Gespräche erfolgt, wie einvernehmliche Lösungen gefunden werden könnten, berichteten Daniel Gewand und Markus Wonka.

So hatten beispielsweise im Kreisdekanat Kleve die Pfarreien in Kalkar eine Zusammenarbeit mit den Pfarreien in Kleve, Bedburg-Hau und Kranenburg gewünscht. Ursprünglich stand der Vorschlag im Raum, einen Pastoralen Raum aus den Pfarreien in Kalkar, Emmerich und Rees zu bilden.

Cappenberg und Selm gehen getrennte Wege

Lange Diskussionen gab es zuletzt in den Gemeinden Cappenberg und Selm, die beide zur Stadt Selm gehören und nun aber kirchlich gesehen „getrennte Wege“ gehen möchten. Die Steuerungsgruppe folgte dem Votum der Pfarrei St. Ludger Selm, wonach sie einen Pastoralen Raum gemeinsam mit Nordkirchen, Olfen, Lüdinghausen und Senden bilden möchte. Cappenberg sucht die Zusammenarbeit mit den Pfarreien in Lünen und Werne.

Eine einvernehmliche Lösung konnte auch in Bad Zwischenahn gefunden werden. Die Pfarrei dort soll dem Pastoralen Raum Oldenburg-Delmenhorst zugeordnet werden. Ursprünglich sollte ein Pastoraler Raum Friesoythe-Westerstede-Bad Zwischenahn entstehen.

Schonfrist für eine Pfarrei in Münster

In zwei Fällen werden die Entscheidungen zur Errichtung Pastoraler Räume vertagt. So wird die Pfarrei St. Liudger in Münster keinem Pastoralen Raum zugeordnet, weil dort kein Pfarreirat existiert. Dieser hatte sich nach Unstimmigkeiten über eine Personalfrage aufgelöst. Sicher ist, dass es in der Stadt Münster drei Pastorale Räume geben wird. Die Pfarrei St. Liudger soll selbst entscheiden, welchem Pastoralen Raum sie dann angehören möchte.

Erheblichen Klärungsbedarf sehen die drei Pfarreien in Recklinghausen, die nach einem Votum einer Zusammenarbeit mit den zwei Pfarreien in Herten skeptisch gegenüberstehen. Dagegen hatten sich die Hertener Gremien eine Kooperation mit den Pfarreien in Recklinghausen gut vorstellen können.

Ein Runder Tisch in Recklinghausen und Herten

Nun soll dort ein Runder Tisch gegründet und ein von einer externen Person moderierter Gesprächsprozess zwischen Verantwortlichen der Pfarreien in Recklinghausen und Herten gestartet werden. Ziel ist die Gründung eines Pastoralen Raums Recklinghausen/Herten bis spätestens 2028.

Hoffnungen auf eine Erneuerung der deutschen Kirche setzen die Diözesanratsmitglieder in der Weiterführung des Synodalen Wegs. Brigitte Lehmann und Ulrich Vollmer, die beiden Vorsitzenden des Diözesankomitees der Katholiken, und das Diözesanratsmitglied Jutta Rademacher stellten Ergebnisse des Synodalen Wegs vor und verwiesen auf den Reformbedarf der Kirche, die auf allen Ebenen zu erfolgen sei. „Es gibt eine große Ungeduld. Die Kirche muss geschlechtergerecht sein und ihre Machtstrukturen hinterfragen“, meinte Vollmer.

Synodaler Weg macht Mut

Rademacher zeigte sich von den Beratungen des Synodalen Wegs beeindruckt: „Die synodalen Strukturen haben sich bewährt. Viele Katholiken hoffen auf sichtbare Reformen.“ Lehmann warb dafür, mutig zu sein: „Die Pfarreien sollten konkrete Wege der Erneuerung gehen.“

Bischof Felix Genn unterstrich seine Einstellung, dass der Synodale Weg die richtigen Akzente gesetzt habe: „Ich stehe voll und ganz hinter dem Erneuerungsprozess. Der Synodale Weg ist der richtige Weg. Davon bin ich überzeugt und lasse mich auch von Kritikern nicht irritieren.“
Bischof Genn gibt Rechenschaft

Über den Synodalen Weg hat Bischof Genn, wie er sagte, einen 15-seitigen „Rechenschaftsbericht“ verfasst. Darin bewertet er die Beschlüsse und Empfehlungen des Gesprächsformats der deutschen katholischen Kirche. „Ich will diesen Bericht noch ein wenig überarbeiten. Dann soll er veröffentlicht werden“, kündigte der Bischof an.

Anzeige