Diözesanrat befasste sich mit Strukturprozess – und mit dem Klimaschutz

Pastorale Räume im Bistum Münster: Die meisten Gebiete geklärt

  • Daniel Gewand, Geschäftsführer des Strukturprozesses, hat dem Diözesanrat den Stand der Pastoralen Räume im Bistum vorgestellt.
  • Ungeklärt ist die Situation in Recklinghausen.
  • Weiteres Sitzungsthema war der Klimaschutz - auch als Aufgabe für die Pfarreien und in der Pastoral.

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„Wir sind mittendrin. Die Gespräche zur territorialen Ebene beenden wir gerade. Dann folgt die thematische Ebene. Das wird intensiv weiter bearbeitet und richtig interessant.“ So hat Daniel Gewand, Geschäftsführer des Strukturprozesses, den Stand der Dinge zur Bildung Pastoraler Räume im Bistum Münster dargestellt.

Bei der Sitzung des Diözesanrats im Franz-Hitze-Haus in Münster präsentierte er Landkarten mit überwiegend grünen Flächen – was zustimmende Voten der Pfarreien zu den Vorschlägen des Bistums oder tragfähige Alternativen signalisierte. Gewand äußerte sich zuversichtlich, dass weitere Gespräche in den nächsten Wochen dort Klarheit schaffen, wo der territoriale Aspekt noch in der Schwebe ist.

Wo es noch Klärungsbedarf gibt

In wenigen Bereichen gebe es noch Klärungsbedarf. Im Oldenburger Land will Bad Zwischenahn in den Pastoralen Raum III wechseln mit den Pfarreien der Stadt Oldenburg und östlich davon anstatt in den Raum II unter anderem mit Westerstede und Friesoythe.

In Münster sind nach den bisherigen Voten der Pfarreien vier Pastorale Räume gedacht, wobei es noch Gesprächsbedarf gibt: im Norden Liebfrauen-Überwasser, St. Marien und St. Josef sowie St. Franziskus; im Zentrum Heilig Kreuz, St. Lamberti, St. Joseph und der Dom; im Westen St. Liudger und im Osten St. Petronilla, St. Mauritz, St. Nikolaus und St. Clemens.

Recklinghausen will eigenen Pastoralen Raum

Noch nicht geklärt ist die Situation in und um Recklinghausen. Nach dem Bistums-Vorschlag sollten die Recklinghäuser Pfarreien St. Peter, Liebfrauen und St. Antonius mit den Hertener Pfarreien St. Martinus und St. Antonius einen gemeinsamen Pastoralen Raum bilden. Die Beratungen zeigten jedoch, dass Recklinghausen einen eigenen Pastoralen Raum bilden will.

Eine Hertenerin drückte ihre Sorge aus: „Wir hängen in der Luft und wissen nicht, wie es weitergeht. Müssen wir am Ende das ganze Paket wieder aufschnüren?“ Matthias Mamot vom zuständigen Regionalteam beruhigte, dazu sehe er keinen Anlass. „Wir nehmen die Voten aus Herten und Recklinghausen ernst.“ Weitere Gespräche seien nötig. Das Ergebnis sei „vielleicht keine Liebesbeziehung, sondern eine Entscheidung der Vernunft“.

Im Norden des Kreisdekanats Kleve sind die Voten der Pfarreien zwar auf dem Weg, stehen jedoch noch nicht ganz fest. Daniel Gewand machte deutlich, dass – in Abweichung von den Vorschlägen des Bistums – die Mehrheit für einen Pastoralen Raum mit dem Dekanat Emmerich ohne Kalkar und Wissel sei; ein weiterer Raum würde dann aus dem Dekanat Kleve mit Kalkar und Wissel bestehen.

Beratungen über Pastoral und Leitung


Aufmerksam verfolgten die Mitglieder des Diözesanrats die Ausführungen zum Stand des Strukturprozesses im Bistum Münster. | Foto: Annette Saal

Die Steuerungsgruppe sichtet nun alle Voten und trifft Vorentscheidungen bei Unklarheiten. Am 21. April werden die Vorschläge im Diözesanrat vorgestellt, danach wird Bischof Felix Genn entscheiden und die pastoralen Räume zum 1. Januar 2024 in Kraft setzen.

140 Personen aus dem ganzen Bistum beraten bereits in 14 Themengruppen über die zukünftige Form der Kirche im Bistum. Bis Ende des Jahres wollen sie Vorschläge unter anderem zu Leitungsformen erstellen. Generalvikar Klaus Winterkamp machte deutlich, dass auf alle Beteiligten noch viel Arbeit zukomme – vor allem zu inhaltlichen Aspekten des Strukturprozesses: „Die territoriale Findung ist fast noch der einfachere Teil gewesen.“

„Dass wir innerhalb so kurzer Zeit so weit gekommen sind, verdient ein großes Kompliment“, lobte ein Diözesanratsmitglied. Ein Vertreter des Stadtdekanats Münster äußerte sich jedoch skeptisch: „Ich habe große Zweifel, dass wir genügend Menschen zusammenbekommen, die sich zeitlich und inhaltlich einbringen. Man sieht ja schon, wie schwierig es ist, Kandidaten für die Pfarreiratswahlen zu gewinnen.“

Umweltschutz-Manager mahnt Klimaschutz-Maßnahmen an

Eine weitere Herausforderung für das Bistum ist der Klimaschutz. Dazu gab Fabian Teltrop von der Fachstelle „Umweltschutzmanagement und Schöpfungsverantwortung“ im Generalvikariat einen Überblick. Die Klimaerwärmung betreffe alle Menschen: „Die Folgen dürfen uns als Christen nicht egal sein. Wir als Kirche tragen Verantwortung – gerade auch für kommende Generationen.“ Teltrop mahnte, die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus in konkretes Handeln zu übersetzen.

Er sprach von einer gesellschaftlichen und innerkirchlichen Erwartungshaltung. „Angesichts der deutlichen Bedrohung stellt sich die Frage: Wie kann Kirche in diesen Fragen so leise sein?“ Nicht zuletzt gehe es auch um wirtschaftliche Gesichtspunkte: „Für alle, die es verschlafen, jetzt zu handeln, wird es teuer.“

Alle Pfarreien kommen in den Blick

Teltrop nannte Maßnahmen zum sogenannten integrierten Klimaschutz-Konzept: Für das Generalvikariat sei begonnen worden, Daten zu erheben, zum Beispiel über Gebäude, Mobilität, Beschaffung, Nutzung erneuerbarer Energien – alles im Hinblick auf Umwelt und Klimaschutz.

In der Folge sollen die Maßnahmen auf die Pfarreien ausgeweitet werden, wobei „alle relevanten Akteure beteiligt werden sollen“. Nichts werde „im stillen Kämmerlein entschieden“.

„Chance, Jugendliche anzusprechen“

Bis März 2025 sollen verbildliche Strukturen etabliert werden. Bis dahin sollten alle schon bestehenden Maßnahmen weitergeführt werden – etwa Photovoltaik auf Dächern, finanzielle Unterstützung von Gemeinden bei der Energieberatung oder das Projekt „Zukunft einkaufen“.

Umwelt-Themen seien nicht zuletzt auch eine Chance, Jugendliche anzusprechen, sagte Teltrop: „Junge Menschen wenden sich bei Umweltschutz-Themen nicht an die Kirche, sie nehmen sie in diesem Bereich gar nicht wahr. Könnte sich das nicht ändern, wenn man Klimaschutz auch als pastorale Aufgabe sieht, gerade auch in der Jugendarbeit?“

Umgang mit Gräbern von Missbrauchstätern und -vertuschern

Bei der Diözesanrats-Sitzung gab Generalvikar Winterkamp bekannt, eine Arbeitsgruppe werde sich mit dem Umgang mit Gräbern von Missbrauchstätern und -vertuschern befassen. Ihr werden je zwei Personen aus dem Diözesankomitee, dem Diözesanrat und aus Münsters Domkapitel angehören.

Ferner gab er einen Ausblick auf 2025 mit drei für die Kirche im Bistum bedeutsamen Ereignissen: Aus Anlass des Heiligen Jahres, der Grundsteinlegung des Paulus-Doms vor 800 Jahren und des 75. Geburtstags von Bischof Felix Genn sei für den Herbst 2025 eine Bistumswallfahrt geplant. Ein Ziel nannte er noch nicht. Näheres werde zu gegebener Zeit bekannt gegeben.

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