Corona und Kirchenkrise „nicht gerade optimal“, um Mitglieder zu finden

Diözesanrat Münster: Schwierige Kandidatensuche für Gremienwahlen 2021

  • Die Kandidatensuche für Pfarreirats- und Kirchenvorstandswahlen im November gestaltet sich im Bistum Münster schwierig.
  • Ein Grund neben Corona: die Kirchenkrise in Deutschland, sagte die Geschäftsführerin des Diözesanrats bei dessen digitaler Sitzung am Freitag.
  • Weitere Themen: Der "Spar- und Strategieprozess" im Bistum nimmt dieses Jahr unter anderem Verbände, Kreisdekanate und Medien in den Blick.

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Die Kandidatensuche für die Pfarreirats- und Kirchenvorstandswahlen am 6./7. November gestaltet sich offenbar schwierig. Bei der digitalen Sitzung des Diözesanrat des Bistums Münster stellte dessen Geschäftsführerin Lisa Rotert am Freitag eine gemeinsame Kampagne der nordrhein-westfälischen Bistümer vor, mit der Interessentinnen und Interessenten gewonnen werden sollen. Dazu seien verschiedene Medien erstellt worden.

Zusätzlich wies Rotert auf Bildungsangebote der Kreisdekanate hin. Trotz aller Bemühungen sei es jedoch schwierig, Kandidatinnen und Kandidaten zu werben, machte Rotert deutlich. Die von Corona geprägte Zeit und Entwicklungen in der Kirche seien „nicht gerade optimal“, um Mitglieder für die Gremien zu finden. Dennoch sollten alle Anstrengungen unternommen werden: „Weil uns die Kirche nicht egal ist und wir Kirche mitgestalten wollen.“

 

Mehr Spielraum für Kreisdekanate

 

Dieses Anliegen machte auch Oliver Lücke deutlich, Leiter des Referats Geschäftsführung Pastoralplan. Er sprach zum Stand der Beratungen zur Satzung der sogenannten mittleren Ebene. „Wir wollen die Möglichkeit einräumen, dass es ein gemeinsames synodales Gremium auf Kreisdekanatsebene gibt - statt der bisherigen Kreiskomitees und der Kreisdekanatsversammlungen.“

Dazu gebe es bereits eine Arbeitsgruppe, die alle beteilige, die von einer Satzungsänderung betroffen wären. Ein Entwurf der Neufassung, der mehrheitlich begrüßt worden sei, biete den Kreisdekanaten mehr Handlungsspielraum. Jedes Kreisdekanat hat demnach die Möglichkeit, eine eigene Geschäftsordnung zu erlassen, in der die örtlichen Strukturen berücksichtigt werden können. Eine festgelegte Mitgliedschaft der Kirchenvorstandsmitglieder in der Konferenz soll entfallen. Zudem wird ein gleichberechtigter Vorstand aus dem Kreisdechanten und einer Vertretung der ehrenamtlichen Laien vorgeschlagen.

 

„Spar- und Strategieprozess“: So geht es weiter

 

„Der Spar- und Strategieprozess im Bistum Münster hat trotz coronabedingter Verzögerungen auch 2021 konkrete Fortschritte gemacht.“ Das sagte Frank Vormweg, Leiter der Hauptabteilung Zentrale Aufgaben im Bischöflichen Generalvikariat, bei der Sitzung des Diözesanrats. Vor dem Gremium gab er einen Zwischenbericht, der sich vor allem auf den Sparprozess bezog. Die Steuerungsgruppe habe konkrete Schritte entwickelt, um das gesetzte Ziel zu erreichen: Bis zum Jahr 2025 soll ein strukturelles Defizit von 32,7 Millionen Euro eingespart sein.

Als Schwerpunkte der Arbeit der Steuerungsgruppe in diesem Jahr nannte Vormweg die Finanzierung der Verbände, den Blick auf Kreisdekanate, Bildungshäuser und Bildungsforen, das Medienkonzept des Bistums und konkrete Schritte im Hinblick auf die Organisationsentwicklung und Personalplanung im Bischöflichen Generalvikariat.

 

Vorwurf: Viel Sparen, wenig Strategie

 

In einigen Rückmeldungen an die Steuerungsgruppe sei Kritik geäußert worden, dass „zu viel über das Sparen, aber zu wenig über den Strategieprozess“ gesprochen werde. Vormweg stellte jedoch klar, dass es zunächst um den finanziellen Aspekt gegangen sei. Eine zügige Arbeit der Steuerungsgruppe ermögliche es, „Zeit zu gewinnen für die Frage: Welchen Weg kann die Seelsorge unter der veränderten Einnahme-Situation gehen?“

Zudem betonte der Hauptabteilungsleiter, dass die Steuerungsgruppe mit ihrer Arbeit keine Entscheidungen getroffen habe: „Was dort vorbereitet, ausgearbeitet und mit Zahlen unterlegt ist, fließt in die Hauptabteilungsleiter-Konferenz beziehungsweise in die Gespräche mit dem Generalvikar ein und wird von dort weiterbearbeitet.“ Zudem wies Vormweg auf den partizipativen Aspekt der Gespräche hin. In der September-Konferenz des Diözesanrats sollen die Arbeitsschritte konkretisiert dargestellt werden.

 

Genn: Digital ist schwieriger als das direkte Gespräch

 

Die Bedeutung des personellen Austauschs hob Bischof Felix Genn in seinem Bericht über die Arbeit des Synodalen Wegs hervor, der „keineswegs im Winterschlaf“ sei. In Zeiten von Corona nähmen Online-Konferenzen eine wichtige Rolle ein und führten die Arbeit weiter – sie ersetzten jedoch nicht das persönliche Gespräch. Die Besetzungen der Foren beim Synodalen Weg aus unterschiedlichsten Interessen, Lebensaltern und Berufsständen hätten sich erst einmal finden müssen, blickte Genn zurück.

In digitaler Form sei dies „weitaus schwieriger“ als im direkten Gespräch. „Was heißt eigentlich Synodalität?“, fragte der Bischof. Es sei mehr als ein bloßes parlamentarisches Arbeiten. Jeder und Jede müsse lernen, auf die Meinung des anderen zu hören.

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