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Der katholische Theologe und Menschenrechtler Peter Kossen befürwortet ein Lieferkettengesetz. „Wenn man große Probleme angehen will, muss man global denken und handeln“, erklärt der Pfarrer im Podcast „kannste glauben“ des Bistums Münster. Deutschland sei in den vergangenen Jahren zu einem Billiglohnland geworden. „Wenn man jetzt versucht, das wieder zu regulieren, dann darf nicht aus dem Blick geraten, dass es Wirtschaftsräume und Arbeitsbedingungen in der Welt gibt, die man in gleicher Weise regulieren muss“, so Kossen.
Die katholische Kirche soll sich nach Ansicht des Sozialpfarrers stärker für Gerechtigkeit in der Arbeitswelt einsetzen und sich mit evangelischen Verantwortlichen zusammenschließen. Zudem forderte er klarere Vorgaben. „Wir sind als Kirche große Marktteilnehmer in Deutschland und wenn wir nach bestimmten Kriterien einkaufen oder auch Land verpachten würden, das würde den Markt revolutionieren.“
Einzelhandel verlangt Korrekturen am Gesetzesvorhaben
Das sogenannte Lieferkettengesetz soll sicherstellen, dass in der gesamten Lieferkette eines Produkts die Menschenrechte eingehalten werden. Das Bundesarbeits- und das Entwicklungsministerium wollten ursprünglich noch im August dem Kabinett entsprechende Eckpunkte vorlegen. Danach soll ein Gesetzentwurf auf den Weg gebracht werden. Nun verzögern sich die Eckpunkte mindestens bis September.
Das katholische Hilfswerk Misereor befürchtet, Wirtschaftslobbyisten könnten versuchen, das Gesetz auszuhöhlen. „Ohne Haftung und Sanktionen würde ein Lieferkettengesetz Menschenrechtsverletzungen weder vorbeugen noch den Geschädigten den Zugang zu deutschen Zivilgerichten erleichtern“, sagte der Referent für Wirtschaft und Menschenrechte, Armin Paasch, der „Süddeutschen Zeitung“. Dem Blatt liegen Eingaben der Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft und des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandel vor, die Korrekturen an dem Gesetzesvorhaben verlangen.
Wer ist Peter Kossen?
Kossen setzt sich seit Jahren für menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen von Migranten ein. Während der Corona-Krise machte er auf Missstände in der Fleischindustrie aufmerksam. Vor Kurzem erhielt er den nordrhein-westfälischen Landesverdienstorden für sein Engagement.