Markus Nolte über die römische Instruktion über Pfarrer, Laien und Leitung

Post aus Rom: Klerikale Arroganz und pastorale Realitätsferne

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Die vatikanische Instruktion über Pfarrer, Laien und Gemeindeleitung konterkariert alle Bemühungen, Gemeinden in der Krise lebendig zu halten. Der Vatikan irrt, wenn er meint, diese Entwicklung so zu stoppen, meint Chefredakteur Markus Nolte.

Die vatikanische Instruktion über Pfarrer, Laien und Gemeindeleitung konterkariert alle Bemühungen, Gemeinden in der Krise lebendig zu halten. Der Vatikan irrt, wenn er meint, diese Entwicklung so zu stoppen, meint Chefredakteur Markus Nolte.

Jetzt haben es alle schriftlich: Laien dürfen keine Pfarreien leiten. Und – kaum beachtet: Laien dürfen nicht nach dem Evangelium in der Eucharistiefeier predigen. Diese Feststellung der vatikanischen Kleruskongregation ist nichts an sich Neues, es ist kirchenrechtlicher Standard. Diesen Statusquo allerdings derartig schroff mit einem Dokument anzumahnen, das im Titel vermeintlich visionär eine „pastorale Umkehr“ propagiert, zeugt von bürokratisierter Realitätsferne und brüskiert Laien wie nicht geweihte Seelsorgerinnen und Seelsorger.

Die Diskussionen über Klerikalismus, Priestermangel, Machtmissbrauch, Wertschätzung, Rolle der Frauen, Demokratie, Zentralismus, Glaubwürdigkeit – all diese Debatten dürften auch in der römischen Kleruskongregtion angekommen sein. Umso mehr werden sich viele zu Recht fragen, warum sie sich das alles überhaupt noch antun. Rom konterkariert arrogant sämtliche Motivations­übungen auf Bistums- und Gemeindeebene, Laien in dieser Krise bei der Stange zu halten.

 

Vatikanische Disziplin statt pastoraler Weitsicht

 

Dass Rom sich äußert, hat seinen Anlass im Bemühen vieler Bistümer weltweit und eben auch in Deutschland (etwa in Trier), dem massiven Priestermangel und überkommenen Strukturen einerseits und dem Anspruch gemeinsamen Kircheseins andererseits zu begegnen. Auch das Bistum Münster ermutigt zu viel Kreativität in der Gemeindeleitung und hat Anfang Juli in Saerbeck erstmals einen Priester als ständigen Pfarrverwalter mit einem Pastoralreferenten als pastoralem Gemeindeleiter eingesetzt. Die römische Instruktion aber sieht eine solche Lösung nur zeitlich befris­tet möglich. Ob Saerbeck und ähnliche Modelle Zukunft haben dürfen, muss bezweifelt werden. 

Rom geht es nicht um pastorale Weitsicht und kirchlichen Mut. Es geht um Disziplin. Daher schreibt die Klerus- und nicht die Glaubenskongregation. Der Vatikan hält es offensichtlich nicht für nötig, angesichts einer massiv veränderten Kirche in der Welt selber die so dringend notwendige Diskussion über Amts- und Sakramentenverständnis voranzubringen. Die Kleruskongregation irrt, wenn sie glaubt, sie stoppen zu können.

Darum: Die deutschen Bischöfe sollten sich nicht einschüchtern lassen. Der Synodale Weg muss diese Themen jetzt fundiert und engagiert nach vorn bringen. Und dann: einfach machen! Und mit großem ortskirchlichen Selbstbewusstsein schauen, was passiert. 

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