Chefredakteurin Annette Saal zur Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz

Reformen brauchen Rückenwind - nicht Austritt

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Was in der Bilanz der Vollversammlung der Bischofskonferenz blumig mit "mehr Mitgliederorientierung" bezeichnet wurde, heißt konkret: "massive Austrittswelle". So verständlich die Abkehr vieler sein mag, sie schwächen die Reformbemühungen, sagt Annette Saal, Chefredakteurin Print von "Kirche+Leben", in ihrem Kommentar.

Skandalös sei das Bild, das die Kirche derzeit von sich abgebe, sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, über die Institution, die er vertritt. Überraschend ist das nicht. Der Scherbenhaufen aus dem Umgang mit Missbrauch und Vertuschung zeigt sich am deutlichsten in Köln. Das dortige Amtsgericht hat zusätzliche Termine freigeschaltet, um den Austrittswünschen der Menschen gerecht werden zu können. Der Protest auf der einen Seite ruft Entsetzen auf der anderen hervor.

Die bei der Vollversammlung geäußerten Reaktionen werden den Austritts-Trend allenfalls bremsen können. Überlegungen, die kirchliche Strafprozessordnung zu ändern, eigene Strafgerichte einzurichten und die Verwaltungsgerichtsbarkeit in der Kirche zu reformieren, sind zwar angebracht, werden die derzeitige Stimmung gegen die sogenannte Amtskirche aber kaum beeinflussen. Es könnte zudem noch dauern, bis die Überlegungen in konkrete Schritte umgesetzt sind. Doch wer einen Austritt erwägt, wartet nicht bis zum Nimmerleinstag.

 

Austritt heißt Resignation

 

Kirchenaustritte zeigen zwar deutlich Protest, können aber kein Mittel sein, in der Kirche etwas zu verbessern. Sie sind vielmehr Ausdruck von Resignation. Trauen diejenigen, die der Kirche den Rücken kehren, ihr nicht mehr zu, dass sie die Kraft hat, die Zukunft zu bestehen? Sind sie sich so sicher, dass der Heilige Geist in ihr nicht mehr wirkt und weht, auch wenn ihre Wut über das Fehlverhalten vieler berechtigt und nachvollziehbar ist?

Kirche sind wir alle. Wer austritt, schließt sich aus der Gemeinschaft aus. Doch in dieser Gemeinschaft gibt es nach wie vor viele, die ihr Bestes tun, die Frohe Botschaft weiterzugeben – Laien wie Amtsträger.

Nur wer bleibt, kann etwas verändern, auch wenn es extrem mühsam ist. Und selbst, wenn es dauert: Es bewegt sich etwas. Ein Beispiel ist der Synodale Weg als eine ernsthafte gemeinsame Suche nach der Kirche der Zukunft. Gerade jetzt brauchen die Beteiligten Rückenwind – und keine zugekehrten Rücken.

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