Diskussion beim Ökumenischen Kirchentag und Gedenken an Schoah

Schuster: Kirchen müssen gegen antijudaistische Vorurteile angehen

  • Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, fordert von den Kirchen weiteres Engagement gegen antijudaistische Vorurteile.
  • Die Kirchen hätten eine große Verantwortung, gegen antijudaistische Stereotype vorzugehen, sagte Schuster beim Ökumenischen Kirchentag.
  • Als Beispiel für christlichen Judenhass nannte er die Anschuldigung, Juden hätten Jesus ermordet.

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Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, fordert von den Kirchen weiteres Engagement gegen antijudaistische Vorurteile. Die Kirchen hätten eine große Verantwortung, gegen antijudaistische Stereotype vorzugehen, sagte Schuster bei einer am Freitag ausgestrahlten Online-Podiumsdiskussion des Ökumenischen Kirchentags. Als Beispiel für christlichen Judenhass nannte er die Anschuldigung, Juden hätten Jesus ermordet.

"Über Jahrhunderte wurde von den Kanzeln ein vehementer Judenhass verkündet", sagte Schuster bei dem vorab aufgezeichneten Gespräch. Dies habe in der Kooperation der Kirchen mit den Nationalsozialisten bei der Verfolgung der Juden gegipfelt.

 

Schuster: Kirchen haben sich wirklich gewandelt

 

Nach der Schoah hätten sich die evangelische und katholische Kirche deutlich davon distanziert und ihre Schuld bekannt. "Die Kirchen haben sich in dieser Hinsicht wirklich gewandelt", sagte Schuster.

Die EU-Antisemitismusbeauftragte Katharina von Schnurbein beklagte, dass die Zahl antisemitischer Übergriffe in der gesamten EU steige. 2019 habe es 3.000 verzeichnete antisemitische Hassverbrechen in der Europäischen Union gegeben. Die Dunkelziffer liege deutlich höher. Die Beauftragte forderte, dass solche Straftaten von den Justizbehörden konsequent verfolgt und geahndet würden, auch im Internet.

 

Gedenken an Opfer der Judenverfolgung

 

Am Mittag hatten Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde Frankfurt der Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung gedacht. Vor der Synagoge im Frankfurter Westend erinnerten der katholische Präsident des Kirchentags, Thomas Sternberg, und die evangelische Präsidentin Bettina Limperg an die Deportation und Ermordung vieler Mitglieder der örtlichen jüdischen Gemeinde, die 1933 bei der Machtübernahme der Nazis noch 30.000 Mitglieder hatte.

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